Gesamterneuerung der ClarastrasseScharfe Kritik ändert nichts an der Verschiebung der Haltestelle
Auf Sorgen des Gewerbes antwortet das zuständige Departement mit Alibilösungen. So soll der Aussenbereich eines Pubs laut Kanton neu direkt vor den Claraposten kommen.

Die Anliegen der vom anstehenden Umbau der Clarastrasse direkt Betroffenen interessierten die Stadt nicht. So lautet der zentrale Vorwurf am runden Tisch der Interessengemeinschaft Kleinbasel (IGK) vom letzten Mittwoch. Peter Zimmermann, zuständiges IGK-Vorstandsmitglied, moderiert das Treffen und erklärt das Ziel: «Wir wollen den Puls der Anwesenden fühlen – was sind die Sorgen und Bedürfnisse?»
Zimmermann möchte die geäusserten Bedenken zusammentragen und demnächst mit dem Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) diskutieren. Neben Betroffenen aus dem Detailhandel und der Gastronomie sind auch eine Anwohnerin und ein Quartierpolizist am IGK-Treffen dabei. Brennpunkt der Debatte ist die Verschiebung der Tramhaltestelle Clarastrasse.
Dass die Tramhaltestelle behindertengerecht umgebaut wird, verstehen die Betroffenen. Ihnen stellt sich aber die Frage: Weshalb muss sie verschoben werden?
Renato Agosti, zuständiger Projektleiter der Gesamterneuerung, begründet die Verschiebung mit der einfacheren Strassenquerung für Fussgänger. Die Haltestelle wird über die Hammerstrasse einige Meter in Richtung Messeplatz verschoben. Weil sie damit direkt gegenüber der Haltestelle Richtung Claraplatz zu liegen komme, so Agosti, verkürze sich der Strassenabschnitt, der aufgrund der hohen Stufen zum Trottoir erschwert überquerbar sei.
Nicht auf betroffenes Gewerbe gehört
Arsen Markwart, Inhaber des Restaurants «The Auld Dubliner», erklärt, weshalb die Verschiebung mit gravierenden Folgen für sein Pub verbunden ist. Das «Auld Dubliner» verfüge über einen 43 Quadratmeter grossen Aussenbereich mit rund 50 Sitzplätzen. Genau dorthin wird aber die Haltestelle inklusive Tramhäuschen verschoben. Weil nebenan drei Hauseingänge liegen, die freigehalten werden müssen, sei mit einem Verlust von bis zu achtzig Prozent der Aussenfläche des Pubs zu rechnen. Markwart hat das BVD kontaktiert, um Lösungen zu suchen.

Die diskutierten Lösungsvorschläge im Gespräch mit Agosti bezeichnet Markwart als Alibi-Lösungen. So lautete ein Vorschlag, die wegfallenden Sitzplätze vor den Polizeiposten zu verlegen. Weil das Servieren durch das Überqueren der Fussgängerzone bereits heute erschwert ist, würde die zusätzliche Distanz das Servicepersonal noch mehr behindern. «Wir werden ohne Aussensitzplätze pleitegehen», lautet die Schlussfolgerung des Restaurantinhabers.
Ähnliche Existenzsorgen beschäftigen auch Julia Bütikofer vom anliegenden Geschäft «Photo Basilisk» und Thomas Lachenmeier vom gleichnamigen Malergeschäft. Das Fotografie-Geschäft liegt gleich neben dem Pub und wird nach der Verschiebung der Haltestelle ein Tramhäuschen vor dem Schaufenster haben. «Das Schaufenster ist für uns eine wichtige Werbefläche», sagt Bütikofer und befürchtet deshalb einen Rückgang der Laufkundschaft.
Grösseres Unfallrisiko
Pascal Widmer, quartierverantwortlicher Polizist, äussert zudem Sicherheitsbedenken. Er arbeitet nicht nur auf dem Polizeiposten neben dem «Auld Dubliner», sondern wohnt auch an der Clarastrasse und teilt seine Bedenken deshalb als Privatperson mit. «Das Risiko für Unfälle wird sicher grösser», beurteilt Widmer die geplante Verschiebung. Der Grund dafür sieht er darin, dass die Automobilisten, die von der Hammerstrasse auf die Clarastrasse zufahren, auch künftig damit rechnen werden, dass das Tram vor der Kreuzung hält.
Weil durch die Verschiebung die bereits heute kurze Distanz zur nächsten Haltestelle am Messeplatz noch kleiner wird, ist fraglich, ob es die Haltestelle überhaupt braucht. Carmen Kolp, Geschäftsführerin der IGK, wünscht sich für künftige Bauarbeiten einen früher stattfindenden und vom BVD initiierten Austausch. «Wir wurden viel zu spät in den Prozess involviert – und zwar erst, als die Planung bereits abgeschlossen war.»
Als das Planungsamt letztes Jahr die Informationsbroschüren an die Betroffenen verteilte, entgegnet Agosti auf die Vorwürfe, seien kaum Rückmeldungen bei ihm eingegangen. Weil zu der Zeit der Planung das «Auld Dubliner» noch gar nicht geöffnet war, standen auch Markwarts Anliegen nicht zur Debatte. Ob sich die IGK zu spät um einen Austausch bemüht hat oder beim Planungsamt das betroffene Gewerbe vergessen ging: Die Verschiebung der Haltestelle steht fest.
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