Schafft Cologna nochmals die Wende?
Wie sich der 33-Jährige nach einem für seine Verhältnisse schlechten Winter wieder zum Champion zu formen versucht – und warum diese Saison dafür zentral ist.

Hippolyt Kempf schwärmt in der Öffentlichkeit auch dann noch von Dario Cologna, wenn es wenig Positives zu sehen gibt. Er bejubelt seinen Besten nur schon von Amtes wegen. Schliesslich führt er die Schweizer Langläufer als Disziplinen-Chef.
Vor der neusten Saison, die heute mit einem Sprint in Ruka beginnt, ist Kempf gar in positiver Sorge: Cologna sei bereits «derart weit» und damit in Form, dass Kempf befürchtet, seine Nummer 1 könnte zu früh in diesem Winter ohne Grossanlass den Leistungszenit erreichen.
Es ist selbst für den Optimisten Kempf eine unerwartete Sorge. Denn Cologna war zuletzt ein Langsamstarter, in den ersten Weltcup-Wochen mässig schnell. Und in der letzten Saison hielt dieses dezente Auftreten den ganzen Winter an. Kein einziges Mal schaffte es der Bündner im Weltcup in die Top 3.
Fokus auf die Schlüsselrennen
Weil Cologna bis Olympia 2022 weitermachen und in China keineswegs nur dabei sein will, hat er sich natürlich hinterfragt. Die grosse Frage für diesen Winter wird darum, ob Cologna tatsächlich nochmals zum Champion werden kann – weniger als Dominator über die ganze Saison, dafür viel mehr als Gewinner von Schlüsselrennen.
Darauf hat Cologna in den vergangenen Monaten hingearbeitet. Er und seine Betreuer fokussierten drei Bereiche, um die Lücke schliessen zu können.
1. Bessere Feinabstimmung
Die Auswertung der vergangenen Saison ergab, dass Cologna daheim in Davos zwar jedes Training zufriedenstellend absolvierte. In der Abfolge aber bildeten sie manchmal keine Einheit, weil er wegen Interviews oder Sponsorenterminen die täglichen Blöcke verschob – und damit die Verzahnung der Mikroplanung schwächte.
Wenn Cologna, um ein theoretisches Beispiel zu machen, also das Krafttraining statt am Dienstagabend am Mittwochmorgen bewältigte, wirkte sich diese scheinbar unwichtige Verschiebung auf die zweite Einheit vom Mittwochnachmittag aus.
Cologna und sein Coach Ivan Hudac versuchten darum, diese Mikroplanung idealer hinzubekommen. Einerseits war Hudac im Gegensatz zum letzten Jahr darum über längere Zeit fix in Davos – und damit im direkten Sinn nah bei Cologna. Andererseits garantierten Trainingslager über circa anderthalb Wochen, dass diese Dichte an stimmigen Einheiten passte.
2. Ab in die Höhe
Ist die Luft sehr kalt und trocken, reagiert Cologna nach harten Einsätzen mit Dauerhusten. Er erholt sich in der Folge schlechter und verliert an Leistung. Darum – und weil die Spiele 2022 in der Höhe stattfinden werden – trainierte er auch in der Höhe und unterzog seine Lunge intensiver Tests. Ein neues Medikament und eine etwas andere Ernährung sollen seinen Husten stark minimiert haben.
3. Mehr Geschmeidigkeit
Mit einem angepassten Krafttraining und wieder mehr Sprints im Trainingsalltag versuchte der Routinier, eine zentrale Facette seiner goldenen Phase zurückzuerlangen: in Endspurts schnell genug für den Sieg zu sein – und in den zahlreichen Massenstartrennen rasch und ohne Kraftaufwand sofort an die Spitze vorstossen zu können.
Kempf sagt, der Prozess sei eingeleitet, aber noch nicht komplett umgesetzt. Welcher dieser Hebel bei Dario Cologna schon wie gut funktioniert, zeigt sich ab diesem Wochenende.
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