SBB beteiligen Personal an Gewinn – mit Asbestfonds
Die SBB wollten ihren Gewinn nachhaltig für die Mitarbeitenden investieren – die Gewerkschaft bezeichnet die Massnahmen als Hohn.

568 Millionen Franken. So viel Gewinn haben die SBB im vergangenen Jahr gemacht. Die Gewerkschaft SEV fordert einen Teil davon für die Mitarbeiter. Die SBB reagieren auf den Anspruch mit einem Interview, das auf dem SBB-Intranet verbreitet wurde. Doch Gewerkschaft und Mitarbeiter lassen sich dadurch nicht beruhigen.
Markus Jordi ist Personalchef bei den SBB und äusserte sich im besagten Interview zur Forderung, wonach auch Mitarbeiter vom Rekordgewinn der SBB profitieren sollen. Er sagte: «Beim Personal war uns wichtig, kein Strohfeuer zu veranstalten und nicht einfach Geld zu verteilen.» Das wirke lediglich kurzfristig und habe mit eigentlicher Wertschätzung nichts zu tun. Und weiter: «Unsere Mitarbeitenden profitieren sehr wohl vom guten Ergebnis – und zwar nachhaltig.» Denn das gute Ergebnis hätte sich bereits im letzten Quartal 2018 abgezeichnet.
Entsprechend habe die Unternehmensleitung sich Gedanken gemacht, wie die SBB-Angestellten davon profitieren könnten. Jordi nennt vier Massnahmen, die man zugunsten der Mitarbeiter definiert habe.
Einlage in Asbestfonds
So hätten die SBB 10 Millionen in einen Digitalisierungsfonds investiert und 5,5 Millionen Franken in eine Stiftung, die bei vorzeitigen Pensionierungen eingreifen kann. Zudem habe man eine Einlage von 5 Millionen Franken in einen Fonds getätigt, der Opfer von Asbesterkrankungen unterstützt. Und die SBB hätten eine Garantie von 116,5 Millionen Franken für die Pensionskasse geleistet.
Diese vier Massnahmen werden von der Gewerkschaft nicht bestritten. Aber zerpflückt. Alle Zahlungen, beziehungsweise die Garantie, seien bereits weit im Voraus aufgegleist worden, heisst es in einer Mitteilung der Gewerkschaft an ihre Mitglieder. Sie hätten also laut den Gewerkschaften keinen Zusammenhang mit dem Gewinn der SBB im vergangenen Jahr.
Gar als Hohn bezeichnet Gewerkschaftsvizechef Manuel Avallone die Einlage in den Asbestfonds. «Von diesem Fonds profitieren Asbestopfer und ihre Angehörigen.» Sie als Gewinnbeteiligung zu präsentieren, sei «zynisch».
Und die Millionengarantie für die Pensionskasse müsse nur dann bezahlt werden, wenn diese in den nächsten Jahren eine Unterdeckung erfährt, sagt Avallone. Zudem habe man sich bereits im Februar 2018 auf dieses Vorgehen geeinigt.
Auch die anderen beiden Massnahmen, bei denen Mitarbeiter direkt vom Gewinn der SBB profitieren sollen, kommen bei der Gewerkschaft nicht gut an. Deshalb kommt Avallone zum Schluss: «Die angeblichen Massnahmen sind Augenwischerei.»
Der Schaden ist angerichtet
Die Kommentare unter dem Interview im SBB-Intranet zeigen, dass die Mitarbeiter die Aussagen von Jordi nicht goutieren. So schreibt ein SBB-Angestellter etwa, dass sein Vertrauen in die Geschäftsleitung weiter sinke nach diesem Interview. Oder: «Es wäre auch vermessen, von der Konzernleitung etwas Substanzielles zu erwarten.» Der Schaden ist angerichtet bei den Mitarbeitern.
Ein SBB-Sprecher schreibt auf Anfrage, dass die Bundesbahnen Massnahmen definiert hätten, welche die Interessen der Kunden, aber etwa auch des Bundes als Eigentümer sowie des Personals in ein ausgewogenes Verhältnis bringen. Dabei ging es im Personalbereich um nachhaltige Massnahmen, die nicht innert kürzester Zeit verpuffen. Und er ergänzt: «Die SBB benötigen einen Jahresgewinn von mindestens 500 Millionen Franken, um die Verschuldungsgrenze des Eigners zu erreichen.»
Im letzten Jahr hätten die SBB mit den Sozialpartnern einen guten, modernen Gesamtarbeitsvertrag ausgehandelt. Die Arbeitsbedingungen der SBB seien damit weiterhin fortschrittlich und grosszügig, schreibt der Sprecher.
Auf konkrete Fragen, wie zum Beispiel danach, warum die Einlage in den Asbestfonds als Gewinnbeteiligung dargestellt wurde, gingen die SBB nicht ein. Dafür heisst es, dass man vom täglichen Effort der Mitarbeiter lebe. Und: «Entsprechend setzen sich die SBB auch weiterhin für ihre guten Arbeitsbedingungen ein.»
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