Saif al-Islam zum Tod verurteilt
Der Sohn Ghadhafis und acht weitere Männer sollen durch ein libysches Erschiessungskommando hingerichtet werden.
Ein Gericht in Tripolis verurteilte am Dienstag zudem acht Vertraute des langjährigen Machthabers zur Hinrichtung durch ein Erschiessungskommando, darunter den früheren Regierungschef Baghdadi al-Mahmudi und den ehemaligen Geheimdienstchef Abdullah Senussi. Ihnen wurden Verbrechen während des blutig bekämpften Aufstands gegen Ghadhafi im Jahr 2011 vorgeworfen.
Saif al-Islam war laut BBC-Bericht nicht im Gerichtssaal anwesend, meldete sich aber via Videoschaltung zu Wort. Er wird von einer ehemaligen Rebellengruppe festgehalten.
Internationaler Strafgerichtshof wollte Auslieferung
Die Richter in Tripolis sprachen ihn am Dienstag unter anderem wegen Mordes und Korruption schuldig, wie die staatliche Nachrichtenagentur berichtete.
Der Prozess gegen den einst als Ghadhafis Nachfolger auserkorenen al-Islam hatte im April in der libyschen Hauptstadt begonnen. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hatte sich zuvor vergeblich um eine Auslieferung des Ghadhafi-Sohns bemüht. Der IStGH hatte auf dem Höhepunkt der Revolte Haftbefehl gegen ihn und Senussi wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. Anschliessend entbrannte ein Streit zwischen Tripolis und Den Haag darüber, vor welchem Gericht sich die beiden Männer verantworten sollten.
Bewunderer westlicher Kultur
Seit dem mithilfe der Nato erfolgten Sturz Ghadhafis ist Libyen in einen Bürgerkrieg geraten, in dem sich mittlerweile zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente gegenüberstehen. Zudem kämpfen mehrere Milizen um Einfluss in dem nordafrikanischen Land.
Von den vielen Kindern des libyschen Staatsführers Muammar al-Ghadhafi werden Saif al-Islam die besten Nachfolgechancen nachgesagt. Er zeigte sich als Bewunderer westlicher Kultur und Lebensart. «Wenn wir mit dem Westen tanzen wollen, dann müssen wir im selben Rhythmus und zur selben Musik tanzen», sagt Saif al-Islam Ghadhafi 2010 in einem Interview mit dem US-Magazin «Time».
Land gleitet ins Chaos ab
Ganz offen kritisierte Saif al-Islam damals auch die konservative Elite seines Landes. «Das sind Idioten», so der Herrscher-Sohn, diese würden jegliche Bewegung Richtung eines demokratischen Wandels ablehnen. Gefragt danach, was er sich für eine Entwicklung für Libyen wünsche, welche Freiheiten für das Volk, sagt al-Islam ohne zu zögern: «Alles – ein Niveau an Freiheiten wie in Holland.»
Wie wir heute wissen, kam alles ganz anders. Die Revolution spülte Ghadhafi und seinen Machtapparat weg. An seine Stelle traten verschiedene Gruppierungen, die nun alle Machtanspruch in dem Maghreb-Staat stellen. Das Land droht ins Chaos abzugleiten und zum «failed state» zu werden.
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