Sabine W. und «Der Soziopath von nebenan»
Im Prozess gegen Jörg Kachelmann hat dessen Ex-Freundin erneut gesagt, dass sie vergewaltigt worden sei. Und mit einem Buch machte Sabine W. klar, was sie inzwischen vom TV-Wettermoderator hält.
Bei ihrer Ankunft am Landgericht Mannheim hat Sabine W. heute Morgen für Aufsehen gesorgt: Um sich vor den Fotografen zu schützen, hielt sie sich ein Buch vor den Kopf. Ein Buch, das zu Spekulationen Anlass gab. «Der Soziopath von nebenan», heisst der Titel. Der Untertitel lautet: «Die Skrupellosen: ihre Lügen, Taktiken und Tricks.» Es ist sehr gut möglich, dass Sabine W. auf Jörg Kachelmann anspielen wollte.
Das Buch der amerikanischen Psychotherapeutin Martha Stout setzt sich mit Soziopathen auseinander - Menschen, die keine echten Gefühle zeigen können. Soziopathen seien nicht in der Lage zu lieben. Laut Stout lernen sie früh, Gefühle vorzutäuschen. Tatsächlich aber interessieren sie sich nicht für die Leiden ihrer Mitmenschen. Sie leben für die Macht und kosten es aus zu siegen. Im Weiteren sind Soziopathen oft attraktive, talentierte Verführer, die erst spät durchschaut werden.
Sabine W. wiederholt Vergewaltigungsvorwurf
Die Ex-Freundin des Wettermoderators hält an ihrer Aussage fest, dass er sie im Februar dieses Jahres vergewaltigt habe. Das berichtete die Verteidigerin Kachelmanns, Andrea Combé, in einer Verhandlungspause des Landgerichts Mannheim. Damit steht in dem Vergewaltigungsprozess weiter Aussage gegen Aussage. Der 52-jährige Wetterexperte bestreitet die Tat. Laut Anklage soll er seiner langjährigen Freundin auch ein Messer an den Hals gesetzt und mit dem Tod gedroht haben.
Die Vernehmung der 37-jährigen Radiomoderatorin als Zeugin läuft bereits seit drei Prozesstagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Noch immer wird sie von den Richtern der 5. Grossen Strafkammer befragt, danach werden Staatsanwaltschaft, Verteidiger und neun Gutachter folgen. Prozessbeobachter gehen deshalb davon aus, dass die Ex-Freundin und Nebenklägerin auch noch am Mittwoch im Zeugenstand stehen wird. Wie die Verteidiger Kachelmanns bestätigen, ist die Befragung durch das Gericht aussergewöhnlich ausführlich.
Gutachter-These weiter erschüttert
Zu Beginn des zwölften Verhandlungstags kam zur Sprache, ob die Frau aus Schwetzingen sich früher selbst blaue Flecken zugefügt haben könnte. Die Strafkammer gab ein neues Untersuchungsergebnis zu den Verletzungsfotos bekannt, die auf dem Computer der 37-Jährigen gefunden wurden. Zwei der Fotos zeigen blaue Flecke an ihren Oberschenkeln. Die Aufnahmen entstanden ein Jahr vor der angeblichen Tat und wurden von einem inzwischen als befangen abgelehnten Gutachter Kachelmanns als Selbststudie gedeutet. Die Frau habe mit zeitlich versetzten Aufnahmen höchstwahrscheinlich herausfinden wollen, wie sich Hämatome entwickeln.
Da auch nach der angeblichen Vergewaltigung blaue Flecke an den Oberschenkeln vorhanden waren, interpretierte der Kachelmann-Gutachter die früheren Fotos als Experiment. Die beiden Aufnahmen entstanden jedoch im Abstand von nur rund 30 Sekunden, wie sich jetzt herausstellte. Zeitstudien über die Entwicklung von Hämatomen scheiden damit aus.
Das Landgericht Mannheim hatte bereits vor einigen Wochen gerügt, dass der Gutachter Bernd Brinkmann die sado-masochistischen Sexualpraktiken nicht als Entstehungsgrund für die Fotos in Betracht gezogen hatte.
dapd/afp/vin
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