Russlands Zementkönig steigt bei Holcim ein
Der Oligarch Filaret Galchev kauft sich für weit über eine Milliarde Franken bei Holcim ein. Zürich profitiert davon, dass Galchevs Holding hier Steuersitz genommen hat.
Die vom griechisch-russischen Doppelbürger Filaret Galchev kontrollierte Eurocement Holding in Zürich habe 6,52 Prozent an Holcim erworben. Die dürre Meldung hat es in sich. Das Holcim-Paket dürfte, da der Kurs nach Gerüchten scharf anzog, schätzungsweise 1,3 bis 1,5 Milliarden Franken gekostet haben.
Die in der Schweiz kaum bekannte Eurocement ist nur ein Fünftel so gross wie Holcim. Der Konzern ist mit 16 Fabriken und 40 Millionen Tonnen Kapazität Russlands grösster Zementkonzern. Er kontrolliert den Markt des Riesenlandes zu über 40 Prozent und produziert auch in der Ukraine und in Usbekistan.
Galchev stieg aus dem Nichts zum Milliardär auf: Der Bergbauingenieur wurde im Handel und Export von Kohle reich, kaufte dann - zeitweise gemeinsam mit Oligarch Roman Abramovich - Zementwerk um Zementwerk auf. Er bekam es wegen aggressiver Preissteigerungen mit der Wettbewerbsbehörde zu tun. Seit Jahren streitet er mit dem Minderheitsaktionär Russia Partners Fund, wem wie viel gehört. Das US-Magazin «Forbes» schätzt sein Vermögen auf 3,1 Milliarden Dollar.
Eurocement strebe keine Kontrollmehrheit an Holcim an, liess Galchev vermelden. «Wir haben zurzeit keine Pläne, die Beteiligung aufzustocken, und beanspruchen auch keinen Sitz im Verwaltungsrat», sagt Thierry Sauvaire, Chef der Eurocement-Holding in Zürich, «wir warten ab, und wir werden sehen, ob sich eine neue Gelegenheit für diese Aktie oder für ein anderes Unternehmen ergibt.» Auch eine Kooperation mit Holcim, beispielsweise in Russland, sei derzeit nicht geplant.
Die vage Aussage wird Thomas Schmidheiny, der Holcim mit 20 Prozent Anteil faktisch kontrolliert, kaum beruhigen. Selbst wenn Galchev Wort hält - und keine Kontrollmehrheit anstrebt -, kann es der Gründerfamilie blühen, dass ihr schon bald der Grossaktionär aus Russland mit 20 oder gar 30 Prozent Anteil die Macht streitig macht. Der Vorgang erinnert an Viktor Vekselberg, der vor zwei Jahren mit 10 Prozent bei OC Oerlikon einstieg, die Beteiligung mehrmals erhöhte und heute bei Oerlikon und Sulzer das Sagen hat.
Zürich kassiert Holdingsteuern
Freude an Galchev dürfte dagegen die Stadt Zürich haben, wo er im November 2005 die Eurocement-Holding bei der Beratungsfirma KPMG gründete. Im Mai letzten Jahres erhöhte Galchev das Aktienkapital mit einem Schlag von einer Million auf 430 Millionen Franken - und er brachte seine Zementbeteiligungen in Russland, in der Ukraine und in Usbekistan sowie seine griechische Galaks Holding in die neue Zürcher Holding ein.
Eurocement zahle in Zürich die üblichen 0,0349 Prozent Holdingsteuern auf dem Aktienkapital, den Reserven und den einbehaltenen Gewinnen, sagt Holding-Chef Sauvaire. Nur die Dividenden seien steuerfrei. Galchev habe, anders als Vekselberg, in Zürich keinen Wohnsitz: «Er wohnt in Moskau und zahlt dort Steuern.» Die Schweizer Eurocement-Holding, die dem russischen Staat den Zugriff beispielsweise auf die Eurocement-Finanzen erschwert, hat ihren Sitz jüngst an die Zürcher Bahnhofstrasse verlegt.
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