Russisches TV veröffentlicht Bilder der mutmasslichen Attentäter
Ein tschetschenischer Rebellenführer soll gemäss einem staatlichen russischen Sender zum tödlichen Schlag gegen seinen Erzfeind Wladimir Putin ausgeholt haben. Der Geheimdienst verhaftete zwei Verdächtige.
Nur Tage vor der Präsidentenwahl haben Geheimdienste angeblich ein Attentat auf Russlands Regierungschef Wladimir Putin verhindert. Wie der vom Kreml kontrollierte Fernsehsender Erste Kanal berichtete, wollte der Islamistenführer Doku Umarow Putin nach der Wahl töten lassen.
Geheimdienste aus der Ukraine und Russland hätten die Attentäter bereits vor einigen Wochen festgenommen. Dem Bericht des Staatssenders zufolge wurden zwei tatverdächtige Russen in der ukrainischen Hafenstadt Odessa festgenommen. Gemäss der Nachrichtenagentu RIA Novosti waren die Festgenommenen Tschetschenen.
Gemäss dem Ersten Kanal sollten sie den Anschlag in Odessa vorbereiten und in Moskau ausführen. «Sie haben uns gesagt, dass wir zunächst nach Odessa kommen und lernen sollen, wie man Bomben baut», sagte einer der Verdächtigen dem Staatssender.
Vor dem erwarteten Amtsantritt Putins als Präsident wollten die Männer einen Bombenanschlag auf das Fahrzeug Putins verüben. An der grossen Strasse Kutusowsky-Prospekt, die zum Weissen Haus, dem Amtssitz des Regierungschefs, führt, seien bereits Sprengsätze versteckt worden.
Gemäss dem Staatsfernsehen wurden auf dem Laptop des einen Verdächtigen Anschlagspläne sowie Aufnahmen von Putins Limousine gefunden.
Wie kam das TV zu seinem Material?
Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax, der Regierungschef sei ausreichend geschützt. Putin werde wie geplant an seinen Terminen festhalten. Der Ex-Geheimdienstchef Putin will nach 2000 und 2004 am 4. März erneut zum Präsidenten gewählt werden.
Unklar war, warum das Fernsehen einen eigenen Bericht aus Odessa mit Aufnahmen des ukrainischen Geheimdienstes SBU von der Festnahme und Videogeständnisse der Verdächtigen im Programm hatte, aber zunächst über Stunden keine Behörde die Information bestätigen konnte. Später sagte eine SBU-Sprecherin, die Attentäter seien in Odessa gefasst worden.
Die Geheimdienste kamen dem angeblichen Mordkomplott dem Fernsehen zufolge nach einer Explosion Anfang Januar auf die Spur. Die Verdächtigen hätten sich damals im Bombenbau versucht, hiess es. Ein dritter Mann sei getötet worden.
Umarow schweigt
Vom tschetschenischen Rebellenführer Umarow gab es bislang keine Stellungnahme. Umarow, der für ein islamisches Kalifat im Nord- Kaukasus kämpft, hatte sich zu den Anschlägen auf den Moskauer Flughafen Domodedowo Anfang 2011 und die Moskauer Metro 2010 bekannt.
Putins erste Amtszeiten wurden massgeblich vom zweiten Tschetschenienkrieg geprägt. Diesen hatte Putin noch als Regierungschef unter Präsident Boris Jelzin angezettelt.
Verdacht auf PR-Coup
Der Bericht der Ersten Kanals wurde sofort von anderen Medien übernommen. Besonders der Zeitpunkt liess Skeptiker über einen Coup von Putins Wahlkampfberatern spekulieren.
In Radio Echo Moskau äusserten Hörer Zweifel an der Geheimdienstgeschichte. Es entstehe der Verdacht, dass so Putins Zustimmungswerte erhöht werden sollten.
Auch Experten reagierten skeptisch. Es sei ein «unglaublicher Zufall», dass die Verdächtigen erst jetzt enttarnt worden seien, sagte Militäranalyst Alexander Golz. Der Fall werde die Wähler Putins mobilisieren, sagte Politikexperte Alexander Konowalow. Gegen eine dritte Amtszeit Putin macht eine Protestbewegung seit Wochen mobil.
AFP/dapd/rub
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