Sanktionen gegen OligarchenRussen verschieben Anteile ihrer Firmen auf Zypern
Die Mittelmeerinsel gilt als Parkplatz russischer Vermögen. Als der Westen Sanktionen verhängte, kam es zu auffälligen Eigentümerwechseln bei Firmenkonstrukten.

Seit Wladimir Putin an Oligarch Michail Chodorkowski ein Exempel statuiert und dieser grosse Teile seines Vermögens verloren hat, sind die Oligarchen Russlands vorsichtig geworden. Viele haben Teile ihres Geldes ins Ausland gebracht und dort in Offshore-Konstrukten versteckt, vermutet Christoph Trautvetter vom «Netzwerk Steuergerechtigkeit».
Genau solche Strukturen werden mit dem Invasionskrieg nun noch wichtiger, wie Recherchen des ARD-Magazins «Panorama» und der «Süddeutschen Zeitung» nahelegen. Demnach haben offenbar einige Russen rund um den Kriegsausbruch Anteile über zyprische Firmen verschoben oder erhalten, möglicherweise, um Sanktionen zu entgehen oder diesen zumindest vorzubeugen, warnen Experten.
Bank kappt Verbindungen
Wie schnell so ein Eigentümerwechsel vonstattengehen kann, das zeigte die RCB Bank Ltd. Das Geldhaus wechselte am selben Tag, an dem Russland in die Ukraine einmarschierte, seinen Eigentümer. Bis dahin gehörten noch rund 46 Prozent der staatlichen russischen Bank VTB. Bis 2013 hiess sie sogar Russian Commercial Bank, und einige Zeit war die RCB eine hundertprozentige Tochter der VTB. Bis heute wird das Institut auch von russischen Geschäftsführern geleitet. Doch in einer Mitteilung heisst es: Die Bank sei nun zu 100 Prozent zyprisch.
Als die EU eine Woche später schwere Wirtschaftssanktionen verhängte, stand auch die VTB auf der Liste. Die EU schloss sie aus Swift aus, einem Transaktionssystem zwischen Banken. Ohne die Anbindung war die VTB abgeschnitten vom internationalen Zahlungsverkehr. Auch die RCB Bank Ltd. hätte unter diesen Sanktionen leiden können, wäre sie nicht verkauft worden, glaubt Jacob Kirkegaard, Senior Fellow des Marshall-Funds.
EZB muss zustimmen
Der neue Haupteigentümer der RCB Bank Ltd. ist eine Firma mit dem Namen «Crendaro Investments Limited», hinter der ein wirtschaftlich Begünstigter aus Russland steht: Kirill Simarin (auch Zimarin). Er hat seine Karriere bei der VTB Group begonnen, ist mittlerweile CEO der nun zyprischen Bank und hat auch einen Pass aus Zypern.
Die Europäische Zentralbank muss den Eigentümerwechsel noch genehmigen. Danach gefragt, verneint die Bank vehement jeden Zusammenhang mit den Sanktionen. Der Anteil der VTB sei schon seit 2014 kleiner als 50 Prozent gewesen, die VTB nicht im Management involviert und sowieso nur ein passiver Investor und die Direktoren im Board unabhängig. Seit Februar 2022 habe man alle Wirtschaftsbeziehungen zur VTB gekappt. Es sei aufgrund des Krieges ein «typischer Trend», gemeinsame Projekte mit russischen Firmen zu beenden, sagte ein Sprecher der Bank auf Anfrage.
Rennstall wechselt den Besitzer
Es ist nicht der einzige Deal, der in den vergangenen Tagen über die Bühne gegangen ist. Rennsportfan und Oligarch Dmitri Masepin hat ebenfalls Anteile über eine zyprische Firma verschoben. Zum Milliardär geworden ist der aus Belarus stammende Russe dank Mineraldünger, mittlerweile steht er auf der EU-Sanktionsliste, gemeinsam mit seinem Sohn Nikita Masepin.
Dem Nachwuchs hatte Masepin ein Leben als Formel-1-Fahrer ermöglicht und zuletzt auch einen Rennstall gesponsert. Die EU zählt Masepin derweil zum engsten Kreis Wladimir Putins. Dass der Westen ihn womöglich sanktionieren würde, könnte einem erfolgreichen Geschäftsmann wie Masepin bewusst gewesen sein.
Interessant: Dmitri Masepin hält laut Angaben aus dem zyprischen Firmenregister gemeinsam mit einem Treuhänder die Firma «Bergton Management Limited». Die besass bis zum 15. Februar und damit anderthalb Wochen vor der Invasion in der Ukraine rund 75 Prozent des britischen Rennstalls «Hitech Grand Prix». Der machte zuletzt immerhin rund 20 Millionen Euro Umsatz, wie Auszüge aus britischen Firmenregistern zeigen. Noch am selben Tag gab die Firma aus Zypern alle Anteile an den aktuellen britischen Teamchef ab, der früher selbst einmal Rennfahrer war.
Ob der neue Eigentümer für die Anteile einen Preis bezahlt, wie hoch der ist oder in welcher Beziehung die beiden Geschäftsmänner zueinander stehen, haben beide auf mehrmalige Anfrage nicht beantwortet.
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