Waldbrände in den USARuss aus Kalifornien verpestet Luft auf dem Jungfraujoch
Die ansonsten sehr guten Luftwerte wurden Ende September getrübt: Forscher aus der Nordwestschweiz haben Russpartikel entdeckt, die wohl von den Waldbränden in den USA stammen.

Forscher der Fachhochschule Nordwestschweiz haben einen «ungewöhnlichen Anstieg von kohlenstoffhaltigen Aerosolen» auf dem Jungfraujoch in 3580 Metern über Meer gemessen, wie die Hochschule in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt.
Die Luft auf dem weltbekannten Berg im Berner Oberland sei meist sehr sauber, so die Wissenschaftler. Ende September ist die Konzentration der kohlenstoffhaltigen Aerosole jedoch schlagartig angestiegen, wie die einschlägige Grafik zeigt: Während der Wert in der Woche vor und nach dem 30. September bei nahezu null Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt, erreichte die Konzentration an dem Tag einen Wert von fast 5 µg/m3.

Dieser Aerosoltyp stamme in der Regel aus Verbrennungsprozessen wie sie zum Beispiel in Dieselmoteren stattfinden. Der ungewöhnliche Anstieg gehe aber auf ein anderes Phänomen zurück: «Alles deutet darauf hin, dass diese Emissionen von den Waldbränden in Kalifornien herrühren», lässt sich ein Forscher, Alejandro Keller, in der Mitteilung zitieren.
Die Messungen zeigten, «wie vernetzt unsere Welt ist», gibt er zu bedenken. «Waldbrände an einem Ort der Welt können tausende Kilometer entfernt Auswirkungen haben.» So lagerten sich die Russpartikel aus Kalifornien im Eis und Schnee ab und würden so zur Gletscherschmelze in den Alpen beitragen.
«Mit unserem Messgerät und unseren Analysen können wir so etwas wie einen Fingerabdruck der Verbrennungsquelle erstellen.»
Keller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sensorik und Elektronik der FHNW und ein Spezialist für Verbrennungsaerosole. Im Rahmen des Global Atmosphere Watch Programme der Weltorganisation für Meteorologie haben Forscher der FHNW das selber entwickelte Messgerät FATCAT auf dem Jungfraujoch platziert. «FATCAT – kurz für fast thermal carbon totalizator – ist ein extrem präzises Messsystem für kohlenstoffhaltige Aerosole.»
Während der Analyse verbrennt das Gerät die gefilterte Aerosolprobe. Mit der Messung des entstandenen CO₂ können die Forscher den enthaltenen Kohlenstoff quantifizieren. Bei der Analyse zeigten sich Unterschiede, so Keller: Kohlenstoffhaltige Aerosole aus fossilen Brennstoffen wie Diesel würden erst bei hohen Temperaturen verbrennen, Aerosole aus Biomassequellen wie Holz hingegen relativ früh. «Durch diese Unterscheidung können wir so etwas wie einen Fingerabdruck der Verbrennungsquelle erstellen.»

Bei den jüngsten Waldbränden an der Westküste der USA brannten schätzungsweise 27’000 Quadratkilometer Wald ab. Schwere Gewitter im August entzündeten zahlreiche Feuer in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington, denen Anfang September weitere Brände folgten. Dabei wurden Tausende Häuser zerstört und mindestens 37 Menschen getötet.
Die Brände führten in weiten Teilen der westlichen USA und Kanadas, von Los Angeles bis Britisch-Kolumbien, zu einer verschärften Luftverschmutzung. Alaska Airlines stellte seine Flüge von Portland, Oregon, und Spokane, Washington wegen schlechter Luftqualität ein. Die Waldbrände zählen zu den verheerendsten, die an der US-Westküste jemals registriert wurden.
Simon Bordier ist Nachrichtenredaktor und Kulturjournalist bei der «Basler Zeitung». Er begann 2013 als freier Autor bei der «Luzerner Zeitung», 2015 stiess er zur BaZ.
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