
In kaum einem anderen Land sind so viele Menschen über 50 so gut in der Arbeitswelt integriert wie in der Schweiz. Verlieren sie aber die Stelle, haben sie meist viel mehr Mühe als Jüngere, eine neue zu finden. Ein grosser Teil bleibt während mehr als einem Jahr ohne Anstellung.
«Dass der Wirtschaftsminister ausgerechnet jetzt Ernst macht, ist schlechtes Timing.»
Ganz überraschend kommt das Ende nicht: Bereits vor der Corona-Krise hielt sich die Begeisterung aufseiten des Bundes in engen Grenzen. Dass der Wirtschaftsminister ausgerechnet jetzt Ernst macht, ist aber schlechtes Timing.
In der Pandemie ist bei den älteren Menschen die Arbeitslosigkeit stärker gestiegen, und sie nimmt langsamer ab als jene der jüngeren. Besonders betroffen sind Frauen und Männer zwischen 60 und 64 Jahren. Und anders als in früheren Jahren sind das nicht nur Bankangestellte und Informatikerinnen, sondern Arbeitnehmende aus einer ganzen Reihe von Branchen – von der öffentlichen Verwaltung über die Bildung bis hin zum Gesundheitswesen.
Wenigstens konsequent
Das sind keine guten Nachrichten für ältere Stellensuchende. Sie haben es weiterhin schwer, wieder im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Sie schreiben Bewerbung um Bewerbung und erhalten meist nur Absagen, oft mit fadenscheiniger Begründung.
Auf dieses Problem haben die «nationalen Konferenzen über die Situation älterer Arbeitnehmender» im Jahrestakt die öffentliche Aufmerksamkeit gerichtet. Den Betroffenen brachten sie aber auch konkrete Erleichterungen. Allen voran die Überbrückungsleistung, welche ausgesteuerte Arbeitslose über 60 neu beanspruchen können.
Weiter gehende Massnahmen wie ein Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeitende sind politisch ohnehin chancenlos. Insofern ist das Ende der Konferenzen wenigstens konsequent.
Eva Novak ist Wirtschaftsredaktorin bei Tamedia. Die langjährige Bundeshausjournalistin und studierte Historikerin beobachtet die Wirtschaftspolitik direkt aus Bern.
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Kommentar zur Arbeitslosigkeit – Runder Tisch aufgelöst, Problem ungelöst
Es soll keine nationalen Konferenzen über ältere Arbeitslose mehr geben. Ihre Situation ist in der Pandemie aber nicht einfacher geworden.