Corona-Demo in BaselBei der Wettsteinbrücke stellte sich die Polizei zwischen die Demonstranten
Am Samstag gingen Massnahmen-Kritiker und Anhänger von «Basel Nazifrei» auf die Strasse. Trotz Befürchtungen im Vorfeld kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen.

Violette Fahnen, Schweizerflaggen, laute Musik – es war einiges los am Samstagnachmittag im De-Wette-Park in Basel. Mehrere tausend Massnahmen-Kritiker hatten sich in der Nähe des Bahnhofs SBB zusammengefunden, um gegen die Schweizer Corona-Politik zu demonstrieren. Die Versammelten erschienen als bunt zusammengewürfelte Gruppe. Mit selbstgebastelten Plakaten und Ziehwagen kamen die Massnahmen-Kritiker an, verteilten Flyer und kostenlose esoterische Bücher. Auch viele Familien befanden sich unter den Demonstrierenden.
In der grossen Menschenmenge waren auch einige bekannte Gesichter auszumachen. So war etwa SVP-Grossrat David Trachsel anwesend. Die Gruppe «Mass-Voll» hatte den Weg ebenfalls nach Basel auf sich genommen, mit ihnen der in den sozialen Medien omnipräsente Gründer der Bewegung, Nicolas Rimoldi. Nach einiger Zeit des Wartens trafen die Freiheitstrychler im Park ein und wurden von der versammelten Menge mit lautem Beifall empfangen. Nach einem ersten lauten Kuhglocken-Konzert machte sich die Versammlung auf in Richtung Innenstadt.

Zeitgleich hatte sich beim Matthäusplatz die Gegendemonstration um das Bündnis «Basel Nazifrei» formiert. Mit dem Ziel, der Kundgebung der Massnahmen-Gegner Paroli zu bieten. Bereits im Vorfeld hatte die Polizei betont, für eine friedliche Durchführung der beiden Demonstrationen sorgen zu wollen.

Die «Basel Nazifrei»-Bewegung setzte sich aus rund 200 bis 300 Personen zusammen. Nach zwei Kurzreden, in denen Sprecherinnen den Kapitalismus und das Gesundheitssystem anprangerten, zog der Tross mit antikapitalistischen Parolen durch die Klybeckstrasse und den Claragraben zum Wettsteinplatz. Die Demonstranten hatten im Vorfeld keine Bewilligung bei der Polizei eingefordert.

Die Massnahmen-Kritiker schienen sich auf jeden Fall nicht vor einer möglichen Konfrontation mit den Mitgliedern von «Basel Nazifrei» zu fürchten. Mit lauten «liberté»-Rufen und ohrenbetäubendem Glockengeläut zog die Gruppe auf den Strassen entlang zum Kunstmuseum. Etliche Personen schwenkten ein Exemplar der Schweizer Verfassung durch die Luft. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot präsent und sorgte dafür, dass die Demonstranten auf der vorgegebenen Route blieben und auf dieser nicht angegangen wurden. Die Stimmung war dabei durchwegs friedlich, die Einsatzkräfte hielten sich stets im Hintergrund.
«Basel Nazifrei»-Demo löst sich früh auf
Als der Demo-Zug der Massnahmen-Kritiker bei der Wettsteinbrücke eintraf, schien sich kurzzeitig eine heikle Situation anzubahnen. Polizisten versperrten den Massnahmen-Gegnern den Weg. Auf der anderen Seite des Rheins beabsichtigten die «Nazifrei»-Demonstranten, über die Brücke zu ziehen. Die Polizei schob dieser gewollten Konfrontation um 15 Uhr allerdings gekonnt einen Riegel. Rund vierzig Polizisten in Vollmontur und mit Gummischrot und Reizgas ausgerüstet, versperrten den mit Schutzmasken vermummten «Nazifrei»-Aktivisten den Zugang zur Wettsteinbrücke.

Mit einem Megaphon bot ein Sprecher der Polizei den Demonstranten Verhandlungen an, wenn sich jemand unter ihnen zu erkennen geben und mit der Polizei reden würde. «Wir können über alles sprechen und wir akzeptieren auch ihre Bedürfnisse und hoffen, dass wir die bewilligte Demo jetzt ganz normal weiterlaufen lassen können», tönte es gut hörbar aus dem Megaphon-Lautsprecher. Die Gegendemonstranten wollten darauf nicht eingehen, buhten lauthals und eine einzelne Petflasche flog in Richtung der Polizei.
Wenig später zogen sich die «Nazifrei»-Aktivisten durch den Claragraben zurück auf die Claramatte, wo sich die Demonstration nach halb vier Uhr auflöste. Dort rollten einzelne Aktivisten die Transparente zusammen, verstauten ihre schwarzen Jacken in Rucksäcken und zogen die Schutzmasken aus.

Polizeisprecher zieht positive Bilanz
Währenddessen zogen die Massnahmen-Kritiker nach einem weiteren kurzen Stopp bei der Theodorskirche durchs Kleinbasel. Über den Claraplatz ging es weiter zum Messeplatz, wo die Kundgebung bei der Rosentalanlage ihr Ende fand. Die Versammlung wandelte sich in der Folge mehr und mehr zu einer Art Volksfest.
Zu Zwischenfällen zwischen den demonstrierenden Gruppen, die man im Vorfeld teilweise befürchtet hatte, kam es an diesem Nachmittag nicht. Vereinzelt wurden kleine Wortgefechte ausgetragen, wenn Personen an den Massnahmen-Gegnern vorbeigingen und ihre Meinung zum Umzug kundtaten. Phasenweise war die Stimmung deswegen etwas aufgeheizt, letztlich verlief der Demo-Tag in Basel aber ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Der Basler Polizeisprecher Adrian Plachesi zog um 16.45 Uhr eine positive Bilanz des Einsatzes. «Es gab weder auf der einen noch auf der anderen Seite Sachschäden oder Verletzte.» Auf die Frage, weshalb die Polizei die unbewilligte Gegendemonstration des Bündnisses «Basel Nazifrei» nicht schon zu Beginn unterbunden habe, antwortete Plachesi: «Wir haben erreicht, dass sich die beiden Gruppierungen nicht gegenüberstanden. Es ist friedlich geblieben. Es war aus polizeilicher Sicht ein erfolgreicher Samstag.»
Zum Mannschafts-Aufgebot wollte Plachesi keine Angaben machen. Unter den Autokennzeichen der Kastenwagen der Polizei waren neben Basel-Städter auch Aargauer, Baselbieter und Solothurner auszumachen. Ausser den Bernern waren somit alle Kantone des Polizeikonkordats Nordwestschweiz an dem Einsatz beteiligt.
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