Run auf kugelsichere Rucksäcke
Seit dem Massaker von Newtown reissen sich Amerikas Eltern förmlich um kugelsichere Rucksäcke für ihre Kinder. Verkäufe sind teils um 500 Prozent in die Höhe geschnellt.
In einer guten Woche verkaufte die Firma Bulletblocker zwischen 15 bis 20 kugelsichere Rucksäcke für Kinder. Dann geschah das Massaker von Newtown, bei dem in der Sandy-Hook-Grundschule 20 Kinder erschossen wurden. Nun kommt die Firma mit den Lieferungen kaum noch nach. «Seit Newtown haben wir bis zu 100 kugelsichere Rucksäcke pro Tag verkauft», sagt Elmar Uy, Vizepräsident von Bulletblocker gegenüber der «Washington Post».
Die Firma aus dem Bundesstaat Massachusetts ist kein Einzelfall. Mindestens ein weiteres halbes Dutzend Betriebe stellen in den USA kugelsichere Rucksäcke für Kinder her. So etwa Amendment II in Arizona. Der Hersteller von Körperpanzerungen verzeichnete in der vergangenen Woche eine Steigerung der Bestellungen von 500 Prozent.
Der Rucksack wird nicht immer getragen
Das Konzept des schusssicheren Rucksacks wurde nach dem Massaker an der Universität Virginia Tech populär. Damals erschoss ein Student 32 Studenten und Beschäftigte. Viele der Hersteller für Körperpanzerung haben solche Rucksäcke denn auch erst in den vergangenen fünf Jahren in ihr Sortiment aufgenommen. Die Rucksäcke kosten zwischen 200 und 500 US-Dollar und sind meist etwa ein halbes Kilogramm schwerer als ein gewöhnlicher Kinderrucksack.
Der Run auf das schützende Accessoire mag gross sein, unumstritten sind die Rucksäcke aber keineswegs. Kenneth Trump, Sicherheitsberater für Schulen, ist der Meinung, die kugelsicheren Rucksäcke lenkten die Eltern von anderen Aspekten der Sicherheit ab: ob eine Schule ein Sicherheitskonzept hat oder ob die Lehrkräfte ein Notfalltraining absolvierten. Gegenüber der «Washington Post» fügt er an: «Die Rucksäcke zeigen, wie falsch die Menschen den Schulalltag ihrer Kinder einschätzen. Ein Schüler trägt seinen Rucksack nicht die ganze Zeit.»
Zudem sei es illusorisch, zu glauben, eine einzelne kugelsichere Fläche von der Grösse einer Tasche könne ein Kind in der chaotischen Situation einer Schiesserei vor jedem Treffer schützen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch