Messe macht ArchitekturwettbewerbRosentalturm wird zum Wohnhochhaus
Die MCH Group lädt sieben renommierte Architekturbüros für das Hochhausprojekt am Basler Messeplatz ein. Entgegen früheren Plänen wird das rund 110 Meter hohe Gebäude kein Hotel enthalten.
Im Sommer 2020 gipfelte die Auseinandersetzung um den Neubau des Messeparkhauses und eines dazugehörigen Hochhauses in einem emotionalen Streit im Grossen Rat. Es ging damals um den Bebauungsplan. Konfliktpunkte waren die Zahl der preisgünstigen Wohnungen, die im Rahmen des Projekts im Rosentalturm untergebracht werden müssen, und auch die paar Bäume auf dem Rosentalareal, gegen deren Fällung sich die Grünen erfolgreich gewehrt hatten.
Seither ist es ruhig um das Projekt geworden. Die Messe hat sich auf die Suche nach Partnern gemacht und sie inzwischen gefunden. HRS Real Estate wird künftig für die Entwicklung, Finanzierung und Realisierung des Rosentalturms verantwortlich sein. Dies teilte die Messe am Donnerstag mit.
In Zusammenarbeit mit dem Basler Bau- und Verkehrsdepartement wird nun ein Projektwettbewerb durchgeführt, für den sieben Architekturbüros eingeladen wurden. Mit von der Partie sind auch vier Büros aus Basel, darunter Herzog & de Meuron und Morger Partner Architekten.
Kein grundsätzlicher Widerstand zu erwarten
Die Messe will nun zügig vorwärtsmachen mit dem Bau des Hochhauses und dem Ersatz des Parkings, das unterirdisch neu gebaut werden soll. Bereits im Sommer 2023 sollen die Bagger auffahren. Dieser Zeitplan sei «sportlich, aber nicht unrealistisch», sagt Mediensprecher Christian Jecker. Er verweist auf das zweistufige Bebauungsverfahren im Stadtkanton, das der Messe einiges an Planungssicherheit verleihe. Gegen alles, was vom Grossen Rat bereits entschieden wurde, könne keine Einsprache mehr gemacht werden. Daher sei kein grundsätzlicher Widerstand mehr zu erwarten.
Der Rosentalturm soll maximal 110 Meter hoch werden. Diese Höhe ist jedoch nicht auf dem gesamten Perimeter möglich. Wegen Schattenwurf wird das Gebäude auf der Seite der Riehenstrasse weniger hoch ausfallen. Insgesamt sind 48’000 Quadratmeter Nutzfläche geplant, davon müssen 40’000 Quadratmeter für neuen Wohnraum eingeplant werden. Die übrigen 8000 Quadratmeter der Bruttogeschossfläche sind für kommerzielle Nutzungen, insbesondere für lokal verankerte KMU und quartierbezogene Nutzungen, vorgesehen, wie es seitens der Messe heisst. Das einst angedachte Hotelprojekt hat die Messe fallen lassen.
Hotellerie leidet wegen serbelnder Messe
Seitdem die Messe die Idee des Neubaus ein erstes Mal der Öffentlichkeit vorgestellt hat, habe sich die Hotelsituation geändert, sagt Jecker. «Es sind seither einige neue Hotels entstanden, und die Nachfrage ist kleiner geworden.» Daran nicht unbeteiligt ist allerdings auch die Messe selbst. Nicht zuletzt wegen des Wegfalls der Baselworld ist der Bedarf an teuren Hotelzimmern in der Stadt geschrumpft.
Der Grund dafür, dass die Messe aufs Gaspedal drückt, ist beim bestehenden Parkhaus zu suchen. Böse Zungen behaupten, dass dieses nur noch von der Farbe zusammengehalten wird. In den nächsten Jahren stünde eine grössere Sanierung an, wollte man das Parkhaus weiterbetreiben, sagt Jecker. Die Messe habe in den letzten Jahren nur das Nötigste am Parkhaus gemacht. Vor allem in die Liftanlagen habe man investiert und dort, wo es aus Sicherheitsgründen nötig war.
Das neue Parking wird 1143 unterirische Parkplätze haben. Die Messe und die Basler Regierung hätte gerne 1448 Parkplätze gehabt wie bisher. In der aufgeladenen politischen Parkraum-Debatte wurde diese Zahl jedoch gekürzt. Jecker bezeichnet die 1143 Parkplätze aus Sicht der Messe als «nicht sehr viel». Bei Grossanlässen wie der Swissbau oder der Igeho sei das Parkhaus bereits heute allein schon durch die Aussteller grösstenteils belegt.
Noch fehlt der MCH Group der Investor für das Hochhaus, Gespräche würden jetzt geführt. Jecker sagt, ohne ein konkretes Projekt sei es schwierig, Investoren zu gewinnen, denn diese wollen die Wirtschaftlichkeit eines Projekts durchrechnen können, bevor sie an Bord sind.
Die Hallenfläche, die derzeit unter dem bestehenden Parkhaus noch sporadisch genutzt wird, fällt ersatzlos weg. «Hallenfläche hat die Messe in Basel genug», sagt Jecker. Die Zeiten, sie waren auch für die MCH Group schon rosiger.
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