Wegen BrandgefahrRosentalturm aus Beton statt aus Holz
Der Neubau der Architekten Herzog & de Meuron am Basler Messeplatz wird aus rezykliertem Beton gebaut. Den Ausschlag gaben brandschutztechnische Überlegungen.

Gross ist die Hoffnung, die mit dem Abriss des Messeparkings und dem Bau des neuen Rosentalturms am Messeplatz verbunden ist. Der oft verwaist, ja tot wirkende Platz soll dank neuen Mieterinnen und Mietern und Geschäften «ganzjährig belebt» werden. So formulierte es Kantonsbaumeister Beat Aeberhard am Freitag anlässlich der Präsentation des Bauprojekts und der Eröffnung einer Ausstellung in der MCH-Lounge. Dort wird bis zum 6. April das Siegerprojekt der Architekten Herzog & de Meuron zu sehen sein. Dieses sieht neben dem Turm auch ein niedriges Gebäude entlang der Riehenstrasse und einen Pavillon zwischen Turm und Längsbau vor. Gezeigt werden zudem die sechs anderen Projekte, die 2022 im Rahmen eines Architekturwettbewerbs eingereicht worden waren.
Grün ist die Hoffnung ebenfalls: Die Rosental-Anlage erhält an ihrem westlichen Rand einen neuen, öffentlichen Freiraum mit locker bepflanztem Baumhain. Elf Rosskastanien auf der Rosental-Anlage, die ursprünglich hätten gefällt werden sollen, bleiben stehen.
Das Projekt soll dereinst nach den Worten der Wettbewerbsjury «weit in die Stadt hinaus Zukunft und Zuversicht ausstrahlen». Der Baubeginn ist für 2025 geplant.
Nachfolgend die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stand der Dinge.
Im Dezember wurde das Projekt der Öffentlichkeit in seinen Grundzügen präsentiert. Was hat sich seither geändert?
Ursprünglich planten die Architekten Herzog & de Meuron ein mit Lehm verputztes Holz-Hochhaus. Jetzt soll der 94 Meter hohe Turm mit vorfabrizierten Elementen aus rezykliertem Stahlbeton errichtet werden. Der 21 Meter hohe Längsbau entlang der Riehenstrasse wird als Holzkonstruktion realisiert. Herzog & de Meuron hätten das Turm-Projekt unter anderem wegen brandschutztechnischer Überlegungen überarbeitet, erklärte Thomas Hasler, Vorsitzender der Wettbewerbsjury: «Bei einem Holzhochhaus hätte man wohl Sprinkleranlagen in die Fassade einbauen müssen.» Rezyklierter Beton sei aber etwa so ökologisch wie Holz.
Im Bericht der Wettbewerbsjury heisst es dazu: «Der aus dem Rückbau gewonnene Betonabbruch des Messeparkings kann im nahen Bachgrabenquartier rezykliert und mit geringen Transportdistanzen dem Frischbeton zugeführt werden.»
Welche Besonderheiten zeichnen den Turm aus?
Dank der gestaffelten Bauweise entstehen nach Süden orientierte, begrünte Dachterrassen. Im Bericht der Wettbewerbsjury steht: «Die Begrünung variiert von urbanen Pflanzenbeeten bis zu Schatten spendenden Sträuchern und Bäumen. Hierdurch bildet sich ein kühlendes Mikroklima.» In die Fassade integriert sind schräg gestellte Fotovoltaikzellen. Über diese Fotovoltaik-Vordächer wird das Regenwasser gesammelt und im Erdreich in Regenwassertanks gespeichert.

Wie wird die Parkplatz-Frage gelöst?
Das Messe-Parkhaus mit seinen charakteristischen Rampen bei der Riehenstrasse ist bald Geschichte. Für die MCH Group AG als Baurechtsnehmerin des Grundstücks und als Betreiberin des Turms mit seinen unterirdischen Parkplätzen ist klar: «Das Thema ist für uns, für Aussteller und Besucher sehr wichtig», so Emanuel Kuhn, Sprecher der MCH Group. «Unser erster Anspruch war, dass die Parkplätze erhalten bleiben.» Geplant sind rund 1100 Parkplätze. Während ursprünglich unterschiedliche Zufahrten zu den Parking-Untergeschossen geplant waren, sollen jetzt Zu- und Ausfahrt an die Riehenstrasse zu liegen kommen. Eine separate Velorampe für Veloparkplätze ist ebenfalls geplant.
Während der Bauphase fehlen Parkplätze. «Gegebenenfalls wird man aufs Parking am Badischen Bahnhof ausweichen müssen. Vielleicht werden wir einen Park-and-ride-Service organisieren», sagt Emanuel Kuhn. «Parkmöglichkeiten aus dem Hut zaubern können wir leider nicht.»
Wer wird im Turm und im Längsbau wohnen?
Es seien keine Eigentums-, sondern ausschliesslich Mietwohnungen – mit einer Grösse zwischen zweieinhalb und fünfeinhalb Zimmer – geplant, sagte Yves Diacon, Leiter Immobilienentwicklung der Totalunternehmerin HRS Real Estate AG. 40 Prozent der 353 Wohnungen werden in Kostenmiete angeboten.
Was ist im Sockel des Turms geplant?
Dort sollen Läden und Gewerbe Einzug halten. Ob das eher kleine Pop-up-Geschäfte oder grosse Märkte sein werden, ist noch offen. Wichtig sei die «Quartierdienlichkeit», betonte Kantonsbaumeister Beat Aeberhard.
Hat die Quartierbevölkerung noch etwas zu sagen?
Laut Kantonsbaumeister Beat Aeberhard ist noch nicht alles in Stein gemeisselt. Zwar hatte das Stadtteilsekretariat Kleinbasel bei der Planung ein Mitspracherecht. Quartierbewohner können aber weiterhin Vorschläge, vor allem zur Nutzung des Turmsockels, einreichen. Am 3. April findet in der City-Lounge Süd um 18.30 Uhr eine öffentliche Informationsveranstaltung statt (Anmeldung erbeten bis 29. März 2023 an hallo@kleinbasel.org oder an Tel. 061 681 84 44).
Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge in der MCH-Lounge der Messe Basel vom 27. März bis zum 6. April, jeweils 15 Uhr bis 18.30 Uhr
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