Rooneys grandiose Rückkehr
Wayne Rooneys Rückkehr zu Everton verläuft äusserst erfolgreich. Wird er bald wieder für die Nationalmannschaft aufgeboten?

«Rooney! Rooney! Rooney!», hallt es von den Rängen. Der Grossteil der Zuschauer des Spiels Manchester City gegen Everton ist konsterniert, aber der Gästeblock mit den Everton-Fans singt laut und könnte nicht glücklicher sein. Wayne Rooney hat gerade sein 200. Premier-League-Tor erzielt. Es war ein typisches Rooney-Tor, geprägt von Instinkt. Er lief sich im Raum zwischen Citys Verteidigung und Mittelfeld frei und stand an der richtigen Stelle, um die Hereingabe von Dominic Calvert-Lewin zu verwerten.
Das Spiel zwischen Manchester City und Everton endete 1:1, es gab zwei Rote Karten und strittige Szenen – und doch stand am Ende nur Rooney im Fokus. So ist es in jedem Spiel, seit er diesen Sommer von Manchester United zu Everton zurückkehrte. Der Wechsel war für Rooney nicht ohne Risiken, aber bisher ging er für ihn perfekt auf.
Bei Manchester United verlor Rooney letzte Saison seinen Stammplatz. Die Torausbeute wurde aber seit einigen Jahren immer schlechter, sie senkte sich in den letzten drei Saisons von zwölf auf acht auf fünf. Rooney musste sich als Spieler neu erfinden. Weil ihm das Tempo abhandenkommt, setzt er vermehrt auf seine Erfahrung, Passtechnik und Spielintelligenz. Auf dem Spielfeld ist er vom Sturm auf eine Nummer-10-Position gerückt. Weder bei ManU noch in der englischen Nationalmannschaft war dieses Experiment von Erfolg gekrönt.
Je länger die letzte Saison dauerte, desto klarer wurde, dass Rooney Manchester verlassen würde. Der 31-Jährige konnte sich die wahrscheinlich letzte Station seiner Spielerkarriere aussuchen. Für ihn war es entscheidend, regelmässig auf dem Rasen zu stehen und sich wieder für die Nationalmannschaft aufzudrängen – das letzte Aufgebot datiert vom November 2016. Lukrative Angebote aus China, Nordamerika und der Premier League lagen ihm vor. Doch gab es für ihn immer nur eine Destination: Everton, den Club, für den er bereits im Alter von 11 bis 19 Jahren spielte.
Süsse Worte und wichtige Tore
Was auf den ersten Blick nach einer romantischen Rückkehr aussieht, ist um einiges komplizierter. Rooneys Beziehung zu den Everton-Fans war nach seinem Abgang als 18-Jähriger schwierig. 2007 erreichte sie einen Tiefpunkt, als Rooney das United-Logo auf seiner Brust küsste, nachdem er im Goodison Park ein Tor gegen seinen früheren Verein erzielt hatte. Zehn Jahre später zeigte sich, wie viel mehr Fingerspitzengefühl Rooney mittlerweile hat. «Ich durfte es bis jetzt nicht zu laut sagen, aber zu Hause mit meinen Kindern habe ich in den letzten 13 Jahren ein Everton-Pyjama getragen», erzählte Rooney in seinem ersten Interview zurück bei den «Blues».
Nebst den schönen Worten hat Rooney aber vor allem mit Toren die Herzen der Everton-Fans zurückerobert. Im ersten Vorbereitungsspiel traf er mit einem herrlichen Distanzschuss. Zum Saisonauftakt der Premier League erzielte Rooney gegen Stoke City das Siegtor. Nach dem Spiel sagte er, das Tor sei zwar ein spezieller Moment, aber er müsse die Fans immer noch überzeugen, dass er gut genug ist. Diese demütige Einstellung kommt gut an.
Erfahrung und Mentalität sind wichtiger als Tore
Für seinen Trainer Ronald Koeman sind aber die Tore nicht einmal das entscheidende Kriterium. Rooney soll für Everton vor allem neben dem Spielfeld den Unterschied machen. Mit seiner Erfahrung und Gewinnermentalität ist er eine Führungsfigur für die jüngeren Spieler. Koeman sagt dazu: «Er ist der Lehrer für unsere Youngsters. Wir wollen Titel gewinnen, und er weiss, wie man das schafft.» Eine Trophäe mit Everton zu gewinnen, wäre der Höhepunkt seiner Karriere, sagt Rooney, der in seiner Karriere fünfmal die englische Meisterschaft und einmal die Champions League gewonnen hat.
Wenn er nebst der Weitergabe seines Erfahrungsschatzes noch Tore schiesst, ist es natürlich umso besser. So wie gestern Abend gegen Manchester City. Nationaltrainer Gareth Southgate war im Etihad-Stadion anwesend und sah, wie Rooney sein Jubiläumstor erzielte und dazu in 90 Minuten elf Kilometer rannte – mehr als jeder andere Everton-Spieler. «Nicht schlecht für jemanden, der nicht mehr fit ist», sagte Rooney schmunzelnd.
Mit dem 200. Ligator – das hat vor ihm erst Alan Shearer geschafft – schloss sich für den Stürmer aus Liverpool ein Kreis. Sein 1. wie auch sein 200. Tor schoss Rooney im blauen Everton-Dress. Anstatt an die erfolgreiche Vergangenheit zu denken, kann er jetzt wieder positiv in die Zukunft schauen. Diesen Donnerstag gibt Southgate sein Aufgebot für die nächsten Länderspiele bekannt. Wird der Name Wayne Rooney fallen? Es wäre ein weiteres Kapitel seiner bis jetzt grandiosen Rückkehr zu Everton.
Wayne Rooneys freundlicher Gruss mit Augenzwinkern an die Manchester-City-Fans. Rooney hat bereits zwölf Tore gegen den Stadtrivalen seines ehemaligen Vereins Manchester United erzielt.
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