Roger Federers durchspielte Nächte
René Stauffer, Tennisexperte des «Tages-Anzeigers» und Autor einer Federer-Biographie, bloggt während des French Open aus Paris. Zum Beginn über die intimen Bekenntnisse Marco Chiudinellis zu seiner Freundschaft mit Roger Federer.

Sollte es Sie dieser Tage nach Roland Garros verschlagen, lohnt es sich, die fünf Euro für das offizielle Programmheft aufzuwerfen, sofern Sie des Französischen etwas mächtig sind. Darin plaudert nämlich Marco Chiudinelli aus dem Nähkästchen, erzählt vieles, das man schon wusste von seiner Freundschaft mit RF, die begann, als sie etwa sechs oder sieben waren, offenbart aber auch hübsche neue Details.
Hätten Sie etwa gedacht, dass Federer im Fussball ausschliesslich mit dem rechten Fuss und bei Kopfbällen überzeugte? MC schreibt in Erinnerung an ihre gemeinsamen Duelle im Alter von zehn bis zwölf Jahren, als er als Libero für den FCB und RF als Sturmspitze für Concordia spielte: «Sein Schuss war kräftig, und er bewegte sich gut, aber sein linker Fuss war gar nichts. Er konnte nicht einmal einen Ball kontrollieren mit links. Deshalb war es einfach, ihn zu stoppen, weil wir wussten, dass er ausschliesslich rechts schoss.»
Die zwei hochtalentierten Tennisspieler und Kumpels wurden Nachbarn und ihre Eltern Freunde, als MCs Familie nach Münchenstein zog, als er zwölf war. Als RF mit 14 ins Swiss-Tennis-Leistungszentrum nach Ecublens am Genfersee ging, habe er befürchtet, dass ihre Freundschaft brechen könnte, erinnert sich MC. Doch das Gegenteil sei eingetreten, denn die freien Wochenende hätten sie dafür umso mehr genossen.
Er schildert, wie ein solches typischerweise aussah: «Freitag- und Samstagabends gingen wir in die Stadt, um Videogames zu spielen. Das war unsere grösste Leidenschaft neben dem Tennis. Üblicherweise spielten wir eineinhalb Stunden, assen einen McDo und spielten nochmals eineinhalb Stunden.» Wenn die Spielsalons um eine Uhr schlossen, seien sie zu Fuss eine Stunde nach Hause gelaufen, wo sie bei ihm bis fünf oder sechs Uhr morgens weitergespielt hätten.
Chiudinelli verrät auch, dass er einen Hang zum übertriebenen Gamen habe, jeweils kaum aufhören könne – weshalb er einer der letzten Spieler auf der Tour gewesen sei, die sich einen Computer angeschafft haben. Er bekennt, dass im vergangenen Herbst, beim Davis-Cup in Genua, die gemeinsame Leidenschaft wieder aufflammte: «Wir hatten erstmals eine Spielkonsole, und ich weiss nicht, ob das eine gute Idee war. Wir spielten jeden Abend. Zu viel, übrigens…» (Immerhin reichte es doch zum Sieg über Italien.)
RF sei heute noch einer seiner vier besten Freunde, schliesst MC. Und schwärmt: «Roger ist vor allem sehr aufrichtig. Er ist sehr aufmerksam, lebt nicht auf einer Wolke. Er ist einer, der zuhören kann, und das nicht nur, wenn man vom Tennis spricht. Es ist schon beeindruckend, wie er es schafft, alles unter einen Hut zu bringen.» Federer gehöre auch zu den Top-5 jener Spieler, die auf der Tennistour am meisten Scherze machen; ein Nachteil von ihm sei nur, dass er selten pünklich sei.
Falls Sie befürchten, RF könne seinem Kumpel diese Bekenntnissen übelnehmen, kann ich Sie beruhigen: Er war schon im Januar angefragt worden, ob er für eine solche Story sein Okay gebe.
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