Umstrittener Doppelspurausbau der S6Riehen kämpft weiter gegen oberirdische S-Bahn
Pläne für einen oberirdischen Doppelspurausbau der S-Bahn stossen in Riehen auf erbitterten Widerstand. Der Einwohnerrat genehmigte 2,865 Millionen für die Prüfung einer unterirdischen Lösung.

«Heute können Sie Riehener Geschichte schreiben», rief Gemeinderat Daniel Hettich (LDP) am Mittwochabend in den Einwohnerratssaal. Er plädierte dafür, 2,865 Millionen Franken für eine Testplanung zu einem unterirdischen Doppelspurausbau der S-Bahn-Linie 6 zu bewilligen. «Der geplante oberirdische Doppelspurausbau würde das Dorfbild noch stärker negativ beeinflussen», fuhr Hettich fort. Wie er ankündigte, sollen bei der Testplanung auch flankierende Massnahmen zur Abfederung von negativen Auswirkungen geprüft werden.
Die 2,865 Millionen wurden im Einwohnerrat einstimmig genehmigt. Regina Rahmen (SP) meinte, es sei sehr wichtig, vertieft abzuklären, ob eine unterirdische Lösung möglich sei. «Die Testplanung wird den Mehrwert einer unterirdischen Lösung sicher aufzeigen.» Der Ausbau der S-Bahn würde für Riehen attraktivere und schnellere Verbindungen bringen. Sobald das Herzstück gebaut sei, wäre ein 15-Minuten-Takt in beide Richtungen möglich, betonte Rahmen.
Grosser Preisunterschied
Erste Kostenschätzungen gehen davon aus, dass der oberirdische Ausbau auf Doppelspur rund 42 Millionen kostet, während eine unterirdische Lösung mit 195 Millionen viel teurer wäre. Daran mag Katrin Amstutz (EVP) nicht wirklich glauben. «Vielleicht ist eine unterirdische Lösung gar nicht so viel teurer.» Amstutz findet zudem, die Bewilligung der Testplanung sei ein wichtiges Signal nach Bern ans Bundesamt für Verkehr und nach Stuttgart zur DB Netz AG, die den Ausbau auf Doppelspur plant.
Simon Bochsler (Mitte/GLP) vertrat die Meinung, der Ausbau auf Doppelspur lasse sich wohl nicht verhindern. Umso wichtiger sei es, alle Möglichkeiten zu prüfen, um eine gute Lösung zu finden. «Riehen darf sich nicht als Spielverderber präsentieren, sondern muss als gleichwertiger Partner auftreten», betonte Bochsler. Etwas radikaler formulierte es Dieter Nill (FDP): «Wir wollen keinen oberirdischen Ausbau.» Eine unterirdische Lösung sei für die FDP der einzig gangbare Weg.
«Riehen ist schon durchschnitten»
«Wir wollen nicht, dass das Dorf durchschnitten wird, weder ober- noch unterirdisch», unterstrich Peter Mark (SVP). In den Staatsverträgen zwischen der Schweiz und Deutschland stehe nicht, dass die S-Bahn doppelspurig werden solle, betonte Mark und forderte den Gemeinderat auf, hart zu verhandeln für eine unterirdische Lösung.
«Riehen ist schon durchschnitten», stellte Heiner Vischer (LDP) fest. In den Staatsverträgen stehe nicht geschrieben, dass keine Doppelspur gebaut werden dürfe. Vischer verwies auf die «wahnsinnige Transportleistung», welche die S6 erbringt. Und die Nachfrage werde weiter steigen. «Die Planungsstudie muss erstellt werden, um die beiden Varianten miteinander vergleichen zu können», sagte Vischer.
Insgesamt kostet die Testplanung der Variante «tief» rund 5,7 Millionen. Der Riehener Gemeinderat und der Basler Regierungsrat haben sich darauf geeinigt, die Kosten hälftig zu teilen. Erst wenn der Grosse Rat demnächst ebenfalls einen Kredit von 2,865 Millionen bewilligt, kann Riehen Geschichte schreiben.
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