Richterin und Justizangestellter in Brüsseler Gericht erschossen
Bei einer Schiesserei in einem Brüsseler Gerichtsgebäude sind am Donnerstag eine Richterin und ein Gerichtsschreiber getötet worden. Der Täter konnte flüchten.

Nach Angaben von Justizminister Stefan De Clerck erschoss sie der Täter am späten Vormittag während einer Verhandlung. Laut einem Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft wohnte der Täter zunächst der Verhandlung in einem Nebengebäude des Justizpalastes bei, die unter anderem mit Nachbarschaftsstreits und Scheidungskonflikten befasst war. Kurz vor Ende zog er einen Revoler und schoss gezielt auf die 60-Jährige Richterin und den Gerichtsschreiber.
Zu dem Zeitpunkt waren nur noch zwei oder drei Anwälte anwesend. Einer von ihnen habe den Täter kurz verfolgt, doch verlor sich dessen Spur «in den Strassen des Viertels», sagte der Sprecher. Beim Eintreffen der Polizei waren die Richterin und der Justizangestellte schon tot.
Schweigeminute für Opfer
Auch Stunden nach der Tat war das Motiv unklar. Offenbar gelang es der Polizei zunächst nicht, den Täter zu identifizieren. Sie wollte später eine Personenbeschreibung sowie möglicherweise ein Phantombild veröffentlichen.
Laut belgischen Medienberichten wollte der Mann Rache dafür nehmen, dass die Richterin im Streit um das Sorgerecht für seine Kinder zugunsten der Ehefrau entschieden hatte. Die Staatsanwaltschaft wollte die Angaben über den Täter noch nicht offiziell bestätigen.
Vor dem Justizpalast versammelten sich Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte in schwarzen Roben zu einer Schweigeminute für die toten Kollegen. Im ganzen Land werden am Freitagmorgen Gerichtsverhandlungen für eine Gedenkminute unterbrochen.
Kritik an Sicherheit an Gerichten
Der amtierende Regierungschef Yves Leterme berief eine Sondersitzung mit dem Justizminister De Clerck und Innenministerin Annemie Turtelboom ein. De Clerck sprach nach einem Besuch am Tatort von einem «Drama». Dies sei noch nie in einem belgischen Gerichtssaal passiert, sagte er im Fernsehen. Nach seinen Angaben hatte die Richterin einen «exzellenten Lebenslauf».
De Clerck forderte eine «ruhige Debatte» über die Sicherheit vor allem in Justizgebäuden. Es könne nicht darum gehen, «Kameras in jeden der 250 Gerichtssäle zu installieren oder einen Polizisten hineinzusetzen.» Gleichzeitig kündigte er eine Unterbrechung seines Wahlkampfs für die vorgezogen Parlamentswahl am übernächsten Sonntag an.
Nach einer Reihe von spektakulären Fluchten hatte es in den vergangenen Jahren wiederholt Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen in belgischen Gerichten gegeben. Unter anderem war es im August 2009 drei Häftlingen gelungen, mit Hilfe zweier bewaffneter Komplizen aus dem Brüsseler Justizpalast zu entkommen.
SDA/mt
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