Renault-Aktie stürzt nach Medienbericht ab
Eine Razzia beim Autobauer sorgt für grosse Nervosität. Schon wird über den nächsten «Fall Volkswagen» spekuliert.
Eine Razzia der französischen Behörden haben Renault am Donnerstag den grössten Aktienkurssturz der Firmengeschichte eingebrockt. Die Aktien des französischen Autobauers fielen zeitweise um knapp 23 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 67 Euro.
Damit büsste das Unternehmen binnen eines Tages rund fünf Milliarden Euro an Börsenwert ein. Das entspricht in etwa 370'000 Neuwagen des Modells Clio.
Renault schweigt
Auslöser der Verkaufswelle war Händlern zufolge ein Bericht der Nachrichtenagentur AFP. Diese hatte berichtet, Geschäftsräume des Unternehmens seien im Nachklang des VW-Abgas-Skandals durchsucht worden. Florent Grimaldi, ein Vertreter der französischen Gewerkschaft CGT, bestätigte den Bericht über die Razzia.
«Das Management hat zwar nicht bestätigt, dass es sich um die Stickoxid-Emissionen dreht. Betrachtet man aber die durchsuchten Geschäftsbereiche, könnte da ein Zusammenhang bestehen.» Renault wollte sich zu dem Thema nicht äussern.
Auto-Werte im Ausverkauf
Im Sog des Renault-Kurssturzes bauten die anderen europäischen Autobauer ihre Kursverluste aus. Die Werte des Mitbewerber PSA Peugeot Citroën sackten um etwa 7 Prozent ab. Volkswagen-Aktien verloren 5,3 Prozent an Wert, BMW- und Daimler-Papiere büssten bis zu 5,6 Prozent ein. Fiat rutschten um bis zu elf Prozent ab. Letztere litten zusätzlich unter dem Bericht über eine Klage in den USA. Der Fachzeitschrift «Automotive News» zufolge werfen zwei Händler dem Konzern die Manipulation von Absatzzahlen vor.
Banken-Titel unter Druck
Die Schweizer Börse ist am Donnerstag nach zwei Tagen mit steigenden Kursen tief in die Verlustzone gerutscht. Die Erholung sei bereits wieder vorbei, sagten Händler. Die Anleger hätten kein Vertrauen fassen können.
Angesichts der fallenden Rohölpreise und enttäuschender Konjunkturzahlen keimten Konjunktursorgen auf. «Der Ölpreiszerfall wird immer stärker als Konjunkturindikator und weniger als Folge eines Überangebots betrachtet», sagte ein Händler. «Die Anleger fürchten, dass angesichts der Konjunkturschwäche in Europa und Asien die US-Wirtschaft in eine Rezession rutschen könnte», sagte ein Händler.
Luxus-Werte tauchen
«Die Marktteilnehmer sind sehr nervös, aber noch nicht panisch», sagte ein Händler. Sollte die Schwäche aber anhalten, sei mit einem stärkeren Abverkauf zu rechnen. Der SMI verlor 2,1 Prozent auf 8234 Zähler. Dies ist der tiefste Stand seit rund fünf Monaten. Am Mittwoch war der Leitindex um ein Prozent gestiegen. Besonders unter Druck standen die Aktien der Banken. Sie litten laut Händlern an Tagen, an denen die Börsen grössere Einbussen verzeichneten, meist am stärksten. Den heftigsten Abschlag verbuchten die Credit-Suisse-Papiere mit einem Minus von 4,7 Prozent auf 18,93 Franken. Die Aktien der UBS büssten 3,1 Prozent auf 17,11 Franken ein. Die Anteile der Vermögensverwalter Julius Bär und Vontobel wurden um knapp vier und gut zwei Prozent tiefer gehandelt.
Die Aktien von Richemont verloren 2,75 Prozent. Die Aktien des Luxusgüterkonzerns sanken nach einem festeren Start auf den tiefsten Stand seit November 2012. Ein schleppendes Weihnachtsgeschäft in Europa und die anhaltende Schwäche in Hongkong und Macao machten Richemont zum Jahresende einen Strich durch die Rechnung.
Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 erzielte der Hersteller von Cartier-Schmuck und Edeluhren der Marken Piaget und IWC 2,93 Milliarden Euro Umsatz, währungsbereinigt um vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das und die gedämpften Aussichten - Richemont erwartet ein schwieriges viertes Quartal - veranlassten die Anleger zu Verkäufen. Die Anteile von Rivale Swatch sanken um 0,3 Prozent. Sie notierten kurzzeitig auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2011.
Die Indexschwergewichte Nestlé, Novartis und Roche, die sich wegen ihres Status als krisensichere Anlagen an schwachen Börsentagen oft besser als der Markt schlagen, büssten mit Abschlägen von 1,5 Prozent und mehr ebenfalls kräftig an Wert ein.
sda/afp
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch