Messgeräte Endress+HauserEin bisschen Reinach steckt in fast jeder Corona-Impfung
Wer gegen Covid-19 geimpft wird, erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wirkstoff, dessen Produktion mit Geräten von Endress+Hauser gemessen und geregelt wird.

Was Lonza bei der Herstellung von Covid-19-Impfstoffen, ist Endress+Hauser bei der Herstellung der dafür benötigten Geräte. «Wir haben in kürzester Zeit Tausende Messgeräte ausgeliefert», bestätigte Matthias Altendorf, CEO von Endress+Hauser (E+H), bei der Präsentation der Jahreszahlen für das letzte Jahr. «Wer heute gegen Covid-19 geimpft wird, erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wirkstoff, dessen Produktion mit Geräten von Endress+Hauser gemessen und geregelt wird», sagte er.
«Wir haben auf den breiten Einsatz von Kurzarbeit verzichtet.»
E+H-Geräteteile seien etwa für die Bestimmung von Druck und Temperatur oder des PH-Wertes notwendig, aber auch für die Messung des Füllstandes sowie für spektroskopische Verfahren. «Wir stellen nicht nur ein spezifisches Produkt dar, sondern viele», sagte er.
Das Virus im Abwasser nachgewiesen
Als im vergangenen Jahr die Life-Sciences-Industrie mit grossem Tempo neue Kapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen gegen das Coronavirus aufgebaut habe, hätten die firmeneigenen Branchenexperten diese Anstrengungen begleitet, so Altendorf. Die Flüssigkeitsanalyse sei deshalb 2020 gut gewachsen, das Laborgeschäft sogar stark.
Was das Standardverfahren in der Diagnostik von Viren angeht, die auf der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR) beruht, sagte Altendorf: «Unsere Tochterunternehmen Analytik Jena und AJ Innuscreen liefern PCR-Technologie und die dazugehörigen Kits, wie sie zum Nachweis des neuartigen Coronavirus benötigt werden. In Spitzenzeiten haben wir 10 Prozent des monatlichen PCR-Testbedarfs in Deutschland gestillt.»
Gemeinsam mit Endress+Hauser Liquid Analysis hätten die Labor-Experten einen vollständigen Arbeitsablauf entwickelt, um das Virus im Abwasser nachzuweisen. «Wir beherrschen mit Produkten der Firmengruppe die komplette Kette von der Entnahme der Probe auf der Kläranlage über die Anreicherung bis zur Auswertung», sagte er. Damit lasse sich das Pandemiegeschehen zuverlässig und zeitnah verfolgen, noch bevor sich die Spitäler mit Patienten füllen würden.
Da Flug- und Schiffsverkehr durch die Pandemie teilweise stark beeinträchtigt waren, transportierte E+H erstmals Güter zwischen Asien und Europa mit der Transsibirischen Eisenbahn. Vor allem schwere Maschinen- und Geräteteile eignen sich für den Transport auf der Schiene. Namentlich nannte Altendorf Gussteile und Rohrverbindungsteile, sogenannte Flanschen.
Obschon grosse Teile der Wirtschaft lahmten und sich negativ auf den Absatz auswirkten, kann Verwaltungsratspräsident Klaus Endress bei seiner Firma von «fast schon beneidenswerten guten Zahlen» sprechen. Das ganze Unternehmen mit seinen weltweit über 14’000 Beschäftigten befinde sich «in exzellenter Verfassung». Entscheidend sei gewesen, dass man aus der Finanzkrise 2007/2008 und der anschliessenden Weltwirtschaftskrise die richtigen Lehren gezogen habe. Die Biotechnologie als Teil der Life Sciences sei schon damals die einzige Branche weltweit gewesen, die nicht eingebrochen sei. Damals sei man in diesem Bereich aber nicht gut ausgerichtet gewesen. «Das haben wir geändert und unser Angebot auf die Bedürfnisse dieser Branche ausgerichtet», sagte Endress.
Sichere Arbeitsplätze
«Bei Endress+Hauser muss sich niemand Sorgen machen um Einkommen oder Arbeitsplatz», sagte der E+H-Patron. «Wir haben unsere Ankündigung wahr gemacht und pandemiebedingt niemanden entlassen», ergänzte Altendorf. «Und wir haben auf den breiten Einsatz von Kurzarbeit verzichtet.» Beides sei den Mitarbeitenden zugutegekommen. «Die Beschäftigung ist stabil geblieben», sagte Altendorf. Überdies habe man auch in der Krise praktisch allen Auszubildenden eine Stelle angeboten.
Wichtig für Altendorf war auch, dass trotz Pandemie keine grossen Investitionsvorhaben gestoppt werden mussten. Diese verschlangen über 200 Millionen Euro und flossen zur Hauptsache in den Ausbau der Produktion. Die beiden grössten laufenden Projekte betreffen die Region Basel. «In Reinach erweitern wir die Fertigung von Durchflussmesstechnik für über 56 Millionen Euro. In Maulburg auf deutscher Seite fliessen rund 46 Millionen Euro in die Produktion von Füllstand- und Druckmesstechnik», sagte Altendorf.
Dass E+H mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet ist, beweisen die Auftragsbücher. Man liege deutlich über den angepeilten Zielen, sagte Altendorf. Eine Folge davon ist, dass es im Dreiländereck aktuell 150 offene Stellen gibt. «Es können auch noch mehr werden.»
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