Reich an Öl und bitterarm
Gleichzeitig mit der Unabhängigkeit gelangt der Südsudan in den alleinigen Besitz riesiger Ölvorkommen. Ein Reichtum, der für das arme Land verheerende Konsequenzen haben könnte.

Der Südsudan, der am Samstag seine Unabhängigkeit vom Sudan ausgerufen hat, ist der 54. Staat Afrikas und der jüngste Staat der Welt. Mit 589'745 Quadratkilometern ist der Südsudan etwa so gross wie Frankreich, mit 8,5 Millionen Menschen hat er aber nur ein Siebtel von dessen Einwohnerzahl. Die Hauptstadt ist Juba. Die meisten Südsudanesen sind Christen oder Anhänger von Naturreligionen, ausserdem gibt es eine muslimische Minderheit. Die Arbeitssprache der Regierung ist Englisch, ansonsten wird viel Arabisch gesprochen.
1820 wird der Sudan durch das zum Osmanischen Reich gehörende Ägypten erobert. Von 1899 bis zur Unabhängigkeit des Sudan 1956 herrschen Ägypten und die Kolonialmacht Grossbritannien über das Land. Von 1955 bis 1972 und von 1983 bis 2005 herrschte zwischen dem Norden und dem Süden Bürgerkrieg. Dabei starben rund zwei Millionen Menschen. 2005 endlich wurde ein Friedensabkommen geschlossen, das zu einem Referendum im Januar und schliesslich zur Unabhängigkeit des ölreichen, aber bitterarmen Südens führte.
Rebellenführer Garang kommt bei Flugzeugabsturz ums Leben
Nach dem Friedensabkommen bilden die vom Rebellenführer John Garang gegründete Südsudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) und der Nationalkongress von Sudans Präsident Omar al-Bashir eine Einheitsregierung. Kurz darauf kommt Garang bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben, sein Nachfolger als Präsident der noch halbautonomen Region wird Salva Kiir. Er wird 2010 wiedergewählt.
Die frühere Rebellenarmee SPLA, heute die offizielle Armee des Südsudan, verfügt über schätzungsweise 140'000 Soldaten. Die UN-Mission «Unmiss» soll den Aufbau des Landes mit 7000 Blauhelmen sowie 900 Zivilisten unterstützen.
Nach der Unabhängigkeitserklärung kontrolliert der Südsudan jetzt zwar etwa 75 Prozent der bisherigen sudanesischen Ölförderung, besitzt selbst aber keine Raffinerien und muss das Öl durch die Pipelines im Norden leiten, um es auf den Markt zu bringen. Der neue Staat steht vor der Aufgabe, seine ausufernden Streitkräfte zu reformieren, andere Wirtschaftszweige neben dem Öl zu entwickeln und die Macht zwischen den verschiedenen rivalisierenden Gruppe aufzuteilen. Und die über acht Millionen Bürger des neuen Staates brauchen das Notwendigste: Wasser und Strom, Gesundheitsversorgung und Bildung.
Mehr als die Hälfte unter der Armutsgrenze
Der südsudanesische Staat finanziert sich zu 98 Prozent durch die Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Die Landwirtschaft ist nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg unterentwickelt. Nach Angaben der Weltbank lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
Für die Europäische Union und ihre 27 Mitgliedsstaaten versprach die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton dem jüngsten Staat der Erde langfristige Unterstützung. Sie rief die führenden Kräfte Südsudans auf, Pluralismus zuzulassen und das Fundament für eine demokratische und gerechte Gesellschaft auf der Grundlage des Rechts und der Achtung der Menschenrechte zu legen.
Abijei birgt Konfliktpotenzial
US-Präsident Barack Obama begrüsste den neuen Staat ebenfalls und erinnerte an das Blut, die Tränen und die Hoffnungen der Vergangenheit. Dieser Tag zeige, dass «nach der Finsternis des Krieges das Licht eines neuen Morgens möglich ist». UN-Generalsekretär Ban wies darauf hin, dass Sudan und Südsudan noch nicht alle ihre Differenzen beigelegt hätten. Der Status der umstrittenen Grenzregion Abijei ist ungeklärt, im Gebiet Südkordofan wird seit Wochen gekämpft. Ban appellierte an beide Länder, diese Streitigkeiten am Verhandlungstisch zu lösen
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