Überraschung im BaselbietThomas Weber bringt die SVP in Zugzwang
Der populäre Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor hört nach zehn Jahren auf.

Einfach wird es für die Baselbieter SVP nicht sein, den beliebten Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomas Weber zu ersetzen. Weber hat am Donnerstag an der Landratssitzung verkündet, bei den Gesamterneuerungswahlen vom kommenden Februar nicht mehr anzutreten. Damit endet seine Amtszeit am 30. Juni 2023 nach zehn Jahren.
Webers Entscheid wurde im Baselbiet mit Spannung erwartet, da dieser für die Wahlstrategien der Parteien entscheidend sein wird. Sein Rücktritt kommt nun überraschend. Parteipräsident Dominik Straumann hat lange gehofft, dass Weber im Amt bleiben will. Weber sagte dieser Zeitung am Donnerstag, er sei eigentlich schon vor einer gewissen Zeit zum Schluss gekommen, aufzuhören, habe sich die Sache aber nochmals überlegt, nachdem sich viele von ihm gewünscht hätten, wieder anzutreten.
«Aufgegleist ist noch nichts.»
Nach zehn Jahren in der Regierung sei aber der Zeitpunkt richtig, aufzuhören. Dass er mit seinem Entscheid jetzt dennoch auf Verständnis stosse, freue ihn; dass der Landrat gar applaudiert habe, habe ihn gerührt. Noch sei offen, was er nach Mitte 2023 mache, wenn die Amtszeit abläuft. «Aufgegleist ist noch nichts.» Ob er, wie spekuliert wird, für ein National- oder Ständeratsmandat antrete, sei noch völlig offen, sagt Weber.
Parteipräsident Straumann sagt, die Partei habe bei den Wahlvorbereitungen immer eine Variante mit und eine ohne Weber berücksichtigt. Er bedaure, dass Weber nicht nochmals antrete, habe aber Verständnis dafür. Die SVP werde in der Lage sein, mit einer oder zwei versierten neuen Kandidaturen in den Regierungsratswahlkampf zu steigen. Mit mehreren Exponenten aus der Wirtschaft, der Landratsfraktion, dem Bundesparlament, den Gemeindebehörden und der Justiz verfüge die SVP über eine gute Personaldecke.
Szenario SP vermeiden
Persönlich plädiert Straumann dafür, nur eine SVP-Kandidatur für die Regierungsratswahlen aufzustellen. Damit könne sich nicht wiederholen, was einst der politischen Konkurrenz passiert sei. Die SP verlor 2015 die Wahlen, nachdem sich ihre Kandidierenden gegenseitig die Stimmen abgenommen hatten. Offen sei aber noch, hielt Straumann fest, ob die Bürgerlichen insgesamt mit drei oder vier Kandidaturen anträten. Die dazu nötigen Konsultationen fänden laufend statt.
Der Nominationsparteitag der SVP findet am 15. August statt. Bis dahin werde eine breit abgestützte Personalkommission unter dem Vorsitz von Alt-Nationalrat Caspar Baader die Ortssektionen konsultieren, mögliche Kandidaturen unter die Lupe nehmen und der Parteileitung eine oder zwei Empfehlungen unterbreiten.
Der Hobby-Hirte
Mit dem 60-jährigen Weber tritt ein beliebter Magistrat ab, der zuletzt auch während der Corona-Krise in der breiten Bevölkerung auf viel Akzeptanz gestossen ist. Der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor kann für sich in Anspruch nehmen, dass er die Standortförderung Baselland erfolgreich etabliert hat. Bei der einst geplanten Fusion des Kantonsspitals Baselland mit dem Universitätsspital Basel hatte Weber in der eigenen Bevölkerung Erfolg, scheiterte aber am Widerstand im Nachbarkanton Basel-Stadt.
Weber ist Bauingenieur und Mediator und auch dafür bekannt, dass er in seinem Wohnort Buus eine kleine Herde Walliser Schwarznasenschafe hält. In den Amtsjahren 2016/17 sowie 2021/22 (bis heute) stand er der Regierung als Präsident vor. Ab Freitag wird ihn Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer (SP) in dieser Funktion ablösen.
Weber wurde 2013 in einer Ersatzwahl für den zurückgetretenen Adrian Ballmer (FDP) in die Regierung gewählt. Er setzte sich damals im zweiten Wahlgang gegen Eric Nussbaumer (heute Nationalrat SP) durch.
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