Rebellen und Ukraine tauschen Häftlinge aus
Die jüngste Runde der Friedensverhandlungen um die Ostukraine ist geplatzt. Offenbar wurde aber bereits mit dem Austausch von Gefangenen begonnen.

Im Ukraine-Konflikt haben sich die Regierung in Kiew und die pro-russischen Separatisten auf den Austausch hunderter Gefangener verständigt. Wie der staatliche Sicherheitsdienst der Ukraine SBU bestätigte, sollten 125 ukrainische Soldaten im Gegenzug für 225 Rebellen freigelassen werden. Der Austausch habe am Abend begonnen, teilte ein SBU-Vertreter mit. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax kamen 146 Ukrainer frei. Vier weitere sollten am Samstag freikommen, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Sprecher des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko.
Die Gefangenen wurden auf einer nur mit Autoscheinwerfern beleuchteten Strasse im Beisein von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ausgetauscht, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Das russische Staatsfernsehen zeigte Bilder von ukrainischen Gefangenen, die in der Rebellenhochburg Donezk Busse bestiegen und zu einem Ort im Norden der Stadt gefahren wurden
Nach Angaben der Rebellenvertreterin Darja Morosowa wurden die betroffenen Soldaten in der Region von Donezk festgehalten. Ein Austausch mit den Gefangenen der Separatisten von Lugansk sollte demnach am Samstag folgen.
Der Gefangenenaustausch war bei den Friedensgesprächen in Minsk vereinbart worden. Nach viermonatiger Pause und 1300 weiteren Gewaltopfern hatten sich Vertreter der ukrainischen Regierung und der prorussischen Separatisten am Mittwoch erstmals wieder unter Ägide der OSZE und im Beisein einer russischen Delegation zu direkten Gesprächen in der weissrussischen Hauptstadt getroffen.
Friedensgespräche geplatzt
Der Austausch blieb aber das einzige Ergebnis der Gespräche: Die schon im September beschlossene Einrichtung einer 30 Kilometer breiten Pufferzone rückte kein Stück näher. Offen blieb auch, ob und wann Kiew die im November gekappten Sozialleistungen für die Bewohner der Rebellengebiete wieder überweisen würde. Am Freitag wurde eine weitere Runde der Friedensgespräche in Minsk ohne Angabe von Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben. Die erste Verhandlungsrunde in Minsk hatte am Mittwoch stattgefunden, einen Tag nach der Erklärung des ukrainischen Parlaments, den Status als blockfreies Land aufzugeben.
Das brachte ein neues Element der Spannung in die Versuche, den Konflikt zwischen der Nato-affinen Regierung in Kiew und prorussischen Separatisten im Osten des Landes zu lösen. An den Verhandlungen nahmen Delegationen der Ukraine, Russlands, der prorussischen Rebellen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) teil.
Die Ukraine kündigte am Freitag an, aus Sicherheitsgründen die Zug- und Busverbindungen auf die im März von Russland annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim einzustellen. Züge mit Fahrtziel Simferopol oder Sewastopol würden von Samstag an nur noch bis zu Bahnhöfen auf von der Ukraine kontrolliertem Gebiet fahren, teilte die staatliche Bahngesellschaft mit. Dies sei nötig, um die «Verkehrssicherheit» zu garantieren. Die Busse stellten bereits ab Freitag ihre Fahrten auf die Krim ein.
Keine Kreditkarten mehr für die Krim
Die meisten der 2,3 Millionen Einwohner der Krim können nun nur noch mit dem Auto in die Ukraine und mit veralteten Fähren nach Russland fahren. Ein paar russische Fluggesellschaften bieten allerdings noch Flüge in die Stadt Simferopol im Zentrum der Krim an. Da die Europäische Union diese Fluggesellschaften aber mit Sanktionen belegt hat, verfielen ihre Flugzeugversicherungen und ihre Serviceverträge. Wegen der US-Sanktionen wollen die US-Gesellschaften Visa und Mastercard künftig keine Kreditkarten mehr für die Krim ausgeben.
Bei den Verhandlungen in Minsk ging es um eine Stabilisierung der immer wieder gebrochenen Waffenruhe, die im September erklärt wurde. Zudem sollten Details über den Abzug schwerer Waffen und den Austausch von Kriegsgefangenen geklärt werden.
Seit Ausbruch des Konflikts als Folge des politischen Umbruchs in der Ukraine sind mehr als 4700 Menschen ums Leben gekommen. Die Kämpfe zwischen beiden Seiten nahmen in den vergangenen Wochen inmitten neuer Friedensbemühungen ab, doch beide Seiten beäugen sich mit grösstem Misstrauen.
SDA/ldc
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