Rebellen nehmen offenbar Sawija ein
Laut Berichten liefern sich Aufständische und libysche Truppen beim Grenzposten Ras Dschdir heftige Gefechte. Tripolis warnte die Nato vor einem Eingreifen. Derweil sollen Ghadhafis Gegner weitere Erfolge feiern.
Die libyschen Rebellen haben nach eigenen Angaben die Küstenstadt Sawija unter ihre Kontrolle gebracht. Rebellensprecher Dschumma Ibrahim sagte, die Regimegegner dominierten seit Samstagabend den Grossteil der Stadt. Es gebe nur noch wenige Widerstandsnester der Truppen von Machthaber Muammar al-Ghadhafi. Stimmen die Berichte, kontrollieren die Rebellen damit auch die Hauptstrasse an der Küste von der Hauptstadt Tripolis zur tunesischen Grenze. Die Strasse führt durch Sawija.
Der Sprecher des Regimes in Tripolis, Ibrahim Mussa, wies die Angaben zurück. Sawija sei «vollständig» unter der Kontrolle der Regierungstruppen. Die Aufständischen hätten zwar mit knapp hundert Kämpfern versucht, die Stadt einzunehmen, sie seien aber zurückgeschlagen worden. «Tripolis ist sicher. Selbst wenn die bewaffneten Banden Fortschritte machen sollten, dann nur vorübergehend unter dem Schutz der Nato», sagte Mussa im Staatsfernsehen.
Südlich von Sawija griffen Kampfflugzeuge der Nato versehentlich einen Panzer an, den die Rebellen von den Regierungssoldaten erobert hatten. Vier Kämpfe kamen nach Angaben der Rebellen ums Leben.
Gefechte um Grenzübergang zu Tunesien
Augenzeugen zufolge wurde auch um den Hauptgrenzübergang zu Tunesien, Ras Dschdir, gekämpft. Truppen Ghadhafis lieferten sich demnach am Samstag nahe der Verbindungsstrasse nach Tripolis Gefechte mit den Rebellen.
Dies berichteten mehrere Tunesier im Grenzgebiet. Die Kämpfe fänden etwa zehn Kilometer vom Übergang entfernt bei der Stadt Abu Kammasch statt, sagte ein Geschäftsmann, der häufig auf der anderen Seite der Grenze zu tun hat.
«Ghadhafis Truppen versuchen, den Grenzposten Ras Dschdir unter Kontrolle zu halten», sagte ein zweiter Mann. Die Kämpfe seien heftig. Nach Angaben eines dritten Augenzeugen sind die Ghadhafi-Anhänger mit schwerem Gerät und Panzern angerückt.
Tripolis warnt vor Angriffsplänen
Die libysche Regierung hat die Nato vor einem angeblich geplanten Luftangriff auf den Grenzübergang Ras Dschedir an der tunesischen Grenze gewarnt. Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte, Tripolis habe Informationen über Pläne für einen «intensiven Beschuss» des Grenzpostens, um «bewaffneten Banden» dabei zu helfen, auf libysches Territorium vorzudringen. Ibrahim bezeichnete die angeblichen Pläne als «sehr gefährlich».
In Ras Dschedir würden tausende Libyer die Grenze überqueren, «darunter auch Frauen und Kinder». Mit einem Luftangriff auf den Grenzposten würde die Nato ein «neues Blutbad» anrichten, sagt er. Über den Grenzübergang Ras Dschedir waren in der vergangenen Monaten tausende Menschen vor den Kämpfen in Libyen nach Tunesien geflohen. Der Hauptgrenzposten zu dem Nachbarland ist aber auch für die mit Sanktionen belegte libysche Regierung strategisch wichtig.
Kampf um Brega
Auch um die rund 790 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Hafenstadt Brega am Mittelmeer wurde erbittert gekämpft. Dabei vermeldeten die Rebellen am Samstag ebenfalls Erfolge. Wie einer ihrer Militärsprecher sagte, eroberten die Aufständischen ein weiteres Wohnquartier und eine Fabrik, in der sich Soldaten Ghadhafis verschanzt hätten.
Die Rebellen hatten den wichtigen Ölhafen im März kurzzeitig eingenommen. Seit April steht die Stadt jedoch wieder unter der Kontrolle von Ghadhafis Truppen. Die Rückeroberung von Brega wäre ein Erfolg für die Rebellen, da sie Zugriff auf Treibstoffreserven und Zugang zu einer Infrastruktur zum Ölexport erhalten würden.
Nato: Ghadhafi nicht mehr zu Offensive fähig
Die Truppen von Libyens Machthaber Muammar al-Ghadhafi sind nach Einschätzung der Nato nicht mehr zu einer grossangelegten militärischen Offensive in der Lage. Die Stärke und die Kampfbereitschaft von Gaddafis Armee nehme immer weiter ab, sagte der Oberbefehlshaber für den Nato-Einsatz in Libyen, der kanadische General Charles Bouchard, der Nachrichtenagentur AFP. Aus diesem Grund rekrutiere al-Ghadhafi immer mehr Söldner aus anderen Staaten, die «rücksichtslos» gegen Zivilisten vorgingen.
Der Vormarsch der Rebellen konzentriere sich derzeit auf drei Fronten: die östliche Stadt Brega, Misrata im Westen sowie die Gebirgsregion Dschebel Nefussa südöstlich der Hauptstadt Tripolis.
dapd/ afp/rub
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch