Putin-Gegner Beresowski ist tot
Boris Beresowski wollte verhindern, dass Wladimir Putin in den Kreml zurückkehrt, nun ist der 67-jährige Milliardär tot. Er beging offenbar Selbstmord in seinem Haus in England, wo er seit 2003 im Exil lebte.

Der russische Milliardär Boris Beresowski ist mit 67 Jahren im Exil in Grossbritannien gestorben. Das gab ein Sprecher des Kritikers des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Samstag in London bekannt. Beresowski war in den 90er Jahren während der Privatisierungen unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin zu seinem Vermögen gekommen und galt unter Jelzin als graue Eminenz des Kreml, fiel aber nach dem Amtsantritt Putins in Ungnade.
Beresowski sei heute Samstag in seinem Haus in Surrey im Süden Englands gestorben, sagte sein Sprecher Tim Bell. Er habe diese Information am Nachmittag von Beresowskis Anwalt erhalten. Beresowski erhielt 2003 in Grossbritannien politisches Asyl. Die russische Justiz beantragte mehrfach vergeblich die Auslieferung des Milliardärs.
Polizei leitet Untersuchung ein
Beresowski hat nach den Worten seines russischen Anwalts Alexander Dobrowinski Selbstmord begangen. «Ich habe aus London einen Anruf erhalten, in dem mir gesagt wurde, dass Beresowski sich umgebracht hat», sagte Dobrowinski am Samstag dem Sender Rossia 24, ohne zu erläutern, wer ihn aus London anrief. Beresowski sei zuletzt in einem «furchtbaren Zustand» und «völlig überschuldet» gewesen, sagte Dobrowinski. Er habe seine Kunstschätze und andere Dinge verkaufen müssen. Bei Freunden habe er sich Geld für ein Flugticket leihen wollen.
Die britische Polizei erklärte, sie habe eine Untersuchung zu den Todesumständen eingeleitet. «Sein Tod wird derzeit als ungeklärt betrachtet und eine vollständige Untersuchung ist angelaufen», erklärte die Polizei. Die Leiche des 67-Jährigen sei in Ascot gefunden worden.
Mehrere Aufrufe zum Putin-Boykott
Die russischen Behörden warfen Beresowski im vergangenen Jahr Anstiftung zu «massiven Störungen» vor, nachdem er im April dazu aufgerufen habe, die Rückkehr Wladimir Putins in den Kreml zu verhindern. Beresowski habe die russischen Bürger öffentlich zu «massiven Störungen» aufgefordert, die von Gewalt begleitet gewesen seien. Damit habe er auf «illegale» Weise versucht, die Vereidigung Putins zum Präsidenten zu verhindern.
Beresowski hatte damals in einem offenen Brief denjenigen eine finanzielle Belohnung angeboten, die «den gefährlichen Kriminellen Putin stoppen». Seine Landsleute rief er auf, den Festzug Putins anlässlich dessen Vereidigung am 7. Mai am Einzug in den Kreml zu hindern. Der Brief war zunächst auf der Seite des russischen Radiosenders Moskauer Echo veröffentlicht, später aber wegen einer angedrohten Strafverfolgung von dort entfernt worden. Er war dann aber weiterhin über Beresowskis Blog einsehbar.
Kreml: Beresowski bat um «Vergebung»
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Samstag nach dem Eintreffen der Nachrichten von Beresowskis Tod, dieser habe Putin vor etwa zwei Wochen in einem handschriftlichen Brief um «Vergebung» für seine «zahlreichen Fehler» gebeten. In dem Brief habe Beresowski Putin auch um Hilfe gebeten, damit er nach Russland zurückkehren könne.
Beresowski wurde am 23. Januar 1946 in Moskau geboren. In der Zeit des Niedergangs der Sowjetunion verdiente er mit Autoverkäufen seine ersten Millionen. Später erzielte er immer grössere Gewinne mit Finanzbeteiligungen an Unternehmen, unter anderem im Energiesektor. Als Putin im Jahr 2000 erstmals an die Macht gelangte, kündigte er an, der Ära der Finanz-Oligarchen ein Ende zu setzen.
sda/AFP/fko
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch