Der Club der GentlemenProtzprotz –
blingbling
Zum Glück gibt es die Prahlerei; ohne sie würden Bescheidenheit und Zurückhaltung bedeutungslos.

Es war eine denkwürdige Begegnung. Bei Freunden traf ich auf eine ältere, mir nur flüchtig bekannte Frau. Im lockeren Gespräch sagte sie plötzlich: «Ach, ich bin eben gerade in Venedig gewesen, aber es war dermassen kalt dort, dass mir mein Mann für 30’000 Franken einen Pelzmantel kaufen musste.»
Ich bin schöner, ich bin besser, ich bin reicher: Wo die wirklich Reichen im Normalfall Diskretion suchen, um keine Neider auf den Plan zu rufen, oder sich manchmal nach aussen hin gar so sehr zurücknehmen, dass man glauben könnte, sie seien armengenössig, tun Möchtegerne mit Freude und Eifer gerade das Gegenteil – wobei ihnen die sozialen Medien die ideale Plattform bieten.
Auf Instagram «blingblingt» der Abteilungsleiter den Arbeitskollegen mit seiner teuren Uhr zu. Die Sachbearbeiterin zeigt sich auf Facebook allen, die es sehen wollen, räkelnd im Infinity-Pool eines Fünfsternhotels. Protzend kreuzt der Autofetischist vor Passanten durch die Strassen und schaut grinsend aus seinem goldenen Sportwagen. Und strahlend sitzt das frisch verliebte Pärchen unter einem Kronleuchter und zeigt, dass es sich ein Dreisternlokal leisten kann.
Seien wir dankbar, dass es die Prahlerei gibt. Die Welt wäre um einiges ärmer; Bescheidenheit, Genügsamkeit und Zurückhaltung würden bedeutungslos. Und die Philosophen hätten ein Thema weniger, mit dem sie sich beschäftigen könnten. So aber hat uns der deutsche Philosoph Manfred Hinrich zwei hübsche Zitate dazu hinterlassen. Das eine geht so: Ich kenne einen Truthahn, wenn der sich aufplustert, schlafen die Puten ein.
Das andere: Prahlt der Strom, lächelt die Quelle.
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