Proteste gegen Koran-Verbrennung eskalieren – mehrere Tote
Während heftiger Proteste gegen Koran-Verbrennungen durch Soldaten der Nato kam es in weiten Teilen Afghanistans zu Gewaltausbrüchen. Dabei starben mindestens acht Menschen. Dutzende wurden verletzt.
Bei Protesten gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben auf dem US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan sind mehrere Demonstranten ums Leben gekommen. Das Innenministerium meldete mindestens sieben Tote und 30 Verletzte. Allein in der Provinz Parwan kamen demnach bei Zusammenstössen mit der Polizei vier Menschen ums Leben. Die Provinzregierung sprach hingegen von sechs Todesopfern.
Vor einem Wohnkomplex von Ausländern in der Hauptstadt Kabul skandierten hunderte Menschen «Tod für Amerika» und - an die Adresse von Präsident Hamid Karzai – «Sterbe, Karzai». Nach Angaben der Polizei setzten wütende Demonstranten Fahrzeuge in Brand und griffen Geschäfte an. Ein Protest-Teilnehmer erlag seinen Schussverletzungen.
«Tod Amerika»
In der ostafghanischen Provinz Logar und in der Stadt Dschalalabad kam nach offiziellen Angaben ebenfalls je ein Demonstrant ums Leben. Die Demonstranten in Dschalalabad zündeten gemäss der Provinzregierung sechs Tanklastwagen an. Wütende Reaktionen gab es auch im afghanischen Parlament, wo aufgebrachte Abgeordnete «Tod Amerika» riefen.
Kabuls Polizeisprecher Haschmat Staniksai sagte, bei Protesten an verschiedenen Orten in der Hauptstadt hätten «Opportunisten» die Demonstrationen infiltriert. Diese hätten Geschäfte angegriffen und «Privatbesitz und einige Fahrzeuge» zerstört.
Taliban unterstützen Proteste
Die Polizeipräsenz sei verstärkt worden und versuche, die Demonstranten davon abzuhalten, in die Innenstadt vorzudringen, sagte der Sprecher. Die amerikanische Botschaft, die UNO und internationale Hilfsorganisationen stoppten alle Bewegungen ihrer Mitarbeiter in Kabul bis auf weiteres.
Die Taliban teilten mit, sie unterstützten die Proteste. Die Aufständischen riefen alle «nationalistischen afghanischen Muslime» dazu auf, die ausländischen Truppen anzugreifen.
Koran-Ausgaben «irrtümlich» verbrannt
Bereits am Dienstag hatten tausende Afghanen den Stützpunkt Bagram attackiert, nachdem bekanntgeworden war, dass dort US- Soldaten Ausgaben des Koran verbrannt hatten. Auch in Kabul hatte es eine Demonstration gegeben.
Der Oberkommandant der Nato-geführten Afghanistantruppe ISAF, General John Allen, hatte sich am Dienstag für den «unangemessenen» Umgang mit islamischem religiösen Material, darunter Koran-Ausgaben, entschuldigt, ohne genauere Angaben zu den Vorgängen zu machen.
Am Abend räumte er dann ein, dass «irrtümlich» Ausgaben des Koran verbrannt worden waren. Nach Angaben von US-Vertretern hatte der Verdacht bestanden, dass Häftlinge in dem Gefängnis auf dem Stützpunkt sich Nachrichten in die Koran-Ausgaben geschrieben hatten.
Soldaten sollen geschult werden
Allen kündigte eine umfassende Untersuchung an. Zudem sollten alle ISAF-Soldaten von Anfang März an ein Training darin erhalten, wie «angemessen» mit religiösem Material umgegangen wird.
Muslimen gilt die Verbrennung sowie jede andere Schändung des Korans als Todsünde. Im vergangenen Frühjahr waren in Afghanistan bei tagelangen Protesten gegen die Koran-Verbrennung eines Predigers in Florida 23 Menschen ums Leben gekommen, darunter sieben ausländische UNO-Mitarbeiter.
2005 hatte ein später zurückgezogener Medienbericht über eine angebliche Schändung des Korans im US-Gefangenenlager Guantánamo schwere antiamerikanische Proteste ausgelöst. Bei Unruhen waren damals in Afghanistan und Pakistan insgesamt 17 Menschen gestorben.
AFP/kpn/wid
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