Profi-Fussballer erklärt das mit dem Schwulen-Outing
Warum reden Homosexuelle über ihre sexuelle Ausrichtung? Der deutsche Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat eine überraschende Antwort.

Clarence Seedorf ist kein Mensch, der mit geschlossenen Augen durch die Welt geht. Der ehemalige holländische Nationalspieler ist bekannt für sein soziales Engagement. Bei der AC Milan nannten sie ihn «professore», weil er an einer Privat-Universität einen Wirtschaftsabschluss machte. Etwas aber wusste der 40-Jährige bis vor ein paar Tagen noch nicht. Wie das so ist, mit dem Outing schwuler Männer. Gut, hat er Thomas Hitzlsperger gefragt.
Der ehemalige deutsche Nationalspieler hat sich nach seinem Rücktritt 2014 in einem Interview mit der «Zeit» zu seiner Homosexualität bekannt. Am Montag sass er deswegen im Rahmen der Konferenz für Gleichberechtigung und Inklusion des Weltfussballverbandes Fifa auf dem Podium. Da fragte Seedorf aus dem Publikum: «Ist es wirklich nötig, dass ihr Jungs über eure sexuellen Vorlieben redet? Weil, ich sehe keine heterosexuellen Leute, die dasselbe machen. Warum ist das etwas, das jemand öffentlich sagen sollte?»
Das war ein Steilpass für Hitzlsperger, um zu einer beeindruckenden Rede aus dem Stegreif anzusetzen. Natürlich sei es wichtig, dass sich schwule Fussballer öffentlich outen würden: «Es gibt viele Leute da draussen, die immer noch nicht verstehen, dass es nicht einfach ist, als schwules Kind aufzuwachsen und nicht darüber mit den eigenen Eltern reden zu können.»
Um so wichtiger sei es für bekannte Persönlichkeiten, zu ihrer Homosexualität zu stehen: «Weil Fussballer Vorbilder sind. Die Leute sagen, es sei kein Problem mehr. Und ich wünschte, es wäre so. Aber leider ist es das noch immer. Und solange es ein Problem ist, ist es wichtig, dass Leute aufstehen und öffentlich sagen, dass sie schwul sind und andere ermutigen.»
Und das mit den Heteros, die nie über ihre sexuelle Ausrichtung reden würden? Entlarvte Hitzlsperger gleich auch als eine Aussage, die nur jemand machen kann, der sich noch nie richtig mit der Sache auseinandergesetzt hat: «Jedes Mal, wenn ein Fussballer seine Frau betrügt, sorry, das kommt vor, spricht er über seine Sexualität. Jedes Mal, wenn ich in mein Büro komme und meine Kolleginnen und Kollegen haben Bilder ihres Ehemannes oder ihrer Ehefrau auf dem Tisch stehen, weiss ich sofort, dass sie heterosexuell sind. Und warum sollen sie mir sagen können, dass sie heterosexuell sind – und ich darf nicht über meine Ausrichtung sprechen?»
Die Rede war so einfach und doch so eindrücklich, dass Seedorf erst einmal in die Aussage flüchten musste, viele seiner Freunde seien schwul. Aber er bedankte sich auch für Hitzlspergers Worte, weil sie ihm tatsächlich die Augen geöffnet zu haben scheinen: «Das ist das erste Mal, dass mir jemand das so erklärt. Sonst reden immer alle über gleiche Rechte hier und dort. Aber du sprichst über das grosse Ganze. Ich wünschte, andere würden es ähnlich erklären, denn das würde auch komplett die Art verändern, wie es von den Empfängern aufgenommen wird.»
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