Pratteln stampft neuen Stadtteil aus dem Boden
In den kommenden Jahrzehnten soll nördlich des Bahnhofs von Pratteln ein komplett neuer Stadtteil mit Schulhaus unter dem Namen «Pratteln Mitte» entstehen.
Es ist der Knaller – mit rund 800 Millionen Franken die bisher grösste Investition im Baselbiet: Nördlich des Bahnhofs soll unter dem Namen «Pratteln Mitte» ein neuer Stadtteil entstehen. Es ist eine komplette Transformation in die Moderne der Industrieareale Buss AG und Rohrbogen AG (Bredella), die sich im Eigentum von Hermann Alexander Beyeler befinden, sowie des Gebiets der ehemaligen Coop-Verteilzentrale (Zentrale), das nun der Logis Suisse AG gehört. Zusammen mit den beiden Eigentümern plant die Gemeinde nicht einfach nur ein neues Wohngebiet. Man spricht von einem neuen Stadtteil mit Schulhaus und Dreifachturnhalle, was zu einer Attraktivitätssteigerung und Belebung von Pratteln führen werde. «Diese städtebauliche Entwicklung von Bredella und Zentrale wird einen positiven Einfluss auf die Aktivierung der Bahnhofstrasse haben und zu einem gestärkten, erkennbaren Zentrum rund um den Bahnhof führen», sagt Gemeindepräsident Stephan Burgunder. Es sei eine Chance für Pratteln, sich neu zu definieren.
Grosses Potenzial
Um den Projektstart anzukünden, reservierten die Protagonisten für Dienstagabend die Alte Dorfturnhalle und entschieden sich wegen des grossen Interesses in Pratteln relativ spontan, in die grössere Kultur- und Sporthalle umzusiedeln. Die dort präsentierten Bebauungs- und Nutzungskonzepte liessen das Potenzial des Areals sichtbar werden: 2500 Personen sollen sich bis in 30 Jahren in Pratteln Mitte ansiedeln. Zu viel für Pratteln, das gleichzeitig auch das Gebiet Salina Raurica entwickelt? «Nein», sagt Burgunder, «es sind Investitionen, die sich über einen Zeitraum von 30 Jahren erstrecken und nicht auf einmal getätigt werden.»
Die Zahl der Beschäftigten in Pratteln ist in den letzten zehn Jahren um rund 2500 Personen gestiegen, die Bevölkerung um rund 1500 Personen gewachsen. Damit verbunden ist der Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum, nach Arbeitsplätzen und nach Infrastruktur aller Art. Das alles braucht Raum.
Die Tatsache aber, dass die Eigentumsverhältnisse viel übersichtlicher als im Gebiet Salina Raurica sind und die Anbindung an den Bahnhof Pratteln geradezu optimal ist, verleiht den Projekten in Pratteln Mitte einen Schub. Logis Suisse will auf dem ehemaligen Coop-Areal mit 43'000 Quadratmetern bereits in diesem Jahr in das Plangenehmigungsverfahren einsteigen. Die ersten Wohnungen könnten schon 2025 bezugsbereit sein. Hermann Beyeler möchte mit seiner Bredella AG lieber schon heute als morgen loslegen, wie er gegenüber der BaZ sagt. Zuerst werde im westlichen Teil des Bredella-Areals gebaut. Der Finanzbedarf beträgt zuerst 320 Millionen Franken. Dann folgt zweite Investitionstranche über 280 Millionen Franken. Als Architekt hat Beyeler das Basler Büro Burkhardt und Partner beigezogen.
Zehn Stockwerke hoher Blockrandbau
Heute werden die Areale der beiden Eigentümer dominiert von Logistik- und Produktionsbauten. Die alten Industrie- und Gewerbeareale sollen sukzessive in Quartiere mit durchmischten, vielfältigen Wohn- und Arbeitsnutzungen transformiert werden. Auf dem Areal Zentrale von Logis Suisse AG dominiert ein zehn Stockwerke hoher Blockrandbau, der einen grossen Innenhof beinhaltet. Das Zuckersilo und das schöne Hauptgebäude der Verteilzentrale sollen bestehen bleiben. Ebenso das sogenannte Sheddach, das sich in den Innenhof schiebt und auch in Zukunft an die grosse Zeit der Produktion erinnern soll. Verschiedenste Vereine haben sich seit Juni 2018 als Zwischennutzer eingemietet und beleben den Ort, sie sollen dort auch während den Bauphasen bleiben können.
Städtischer Charakter
Während am Dienstagabend die Gebäudearchitektur von Logis Suisse nur schemenhaft skizziert werden konnte, sind die einzelnen Baukörper auf dem Bredella-Areal schon sehr definiert. Geprägt wird das Gelände von einem neuen Hotelturm und vielen Gebäuden, die im Charakter an den Baloise-Tower erinnern.Auf den grossen Bahnhofplatz folgt die lang gezogene neue Bahnhofstrasse. Enge Gassen wechseln sich mit offenen Quartierplätzen ab. Hinter den Gebäuden verbergen sich grosszügige, begrünte Wohnhöfe. Die Gebäude bilden den Rahmen um diese Aussenräume.
Mitten im Stadtquartier sollen zwei Industriehallen aus dem frühen 20. Jahrhundert umgenutzt und erhalten werden und als Zeitzeugen die Geschichte des Areals in die Zukunft tragen. Die Hallen würden mit Neubauten ergänzt, sodass ein Nebeneinander von Alt und Neu entstehe.
Die Gebiete nahe Bahnhof geniessen eine optimale Anbindung an den öffentlichen Verkehr und bieten zugleich die Chance, eine verkehrsarme Entwicklung mit kurzen Wegen zu erreichen. Zusammen mit der heutigen Bahnhofstrasse und dem Bahnhofplatz Süd, dem bestehenden Strassennetz und dem zukünftigen Ausbau der Bahnhofunterführung, auch für den Langsamverkehr, ergibt sich eine gute Nord-Süd-Verbindung. Übergeordnete kantonale Projekte wie die Verlängerung der Tramlinie 14 sollen die verkehrliche Nord-Süd-Verbindung, vor allem auch im Bereich Gallenweg, nochmals wesentlich verbessern.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch