Post-Chefin Susanne Ruoff schliesst Rücktritt aus
Trotz grosser Kritik an ihrer Person rund um den Postauto-Skandal will Susanne Ruoff an ihrem Posten festhalten. Sie habe nichts Falsches getan.
Die unter Beschuss geratene Chefin der Schweizerischen Post äussert sich zu den Forderungen nach ihrem Rücktritt: «Ich trete nicht zurück. Ich will Klarheit schaffen», sagt sie im Interview mit dem «Sonntagsblick». Sie habe umgehend reagiert, als sie im November von den Machenschaften der Postauto AG erfuhr. «Ich habe eine Taskforce mit externen Experten gebildet. Diese hat dann die illegale Buchungspraxis bei Postauto tatsächlich bestätigt.» Die Sache habe sie «tief getroffen», so Ruoff.
Es werde behauptet, sie habe etwas verheimlicht – das sei nicht wahr. Sie habe weder gelogen noch sonst etwas Falsches getan. Vorwürfe, sie habe mit den Management eruiert, wie die Post Gewinne verstecken könne, weist sie weit von sich. «Wir haben getan, was jedes Unternehmen tut: Es überlegt, wie und wo Gewinne anfallen können und wie man diese verwendet. Jedes Management muss dafür Lösungen aufzeigen. Dass man Varianten diskutiert, ist normal.»
Verwaltungsrat ist gespalten
Die Post-Chefin gesteht aber auch Fehler ein: «Ich hätte mich damals schneller und tiefer mit den Themen rund um die Gewinne bei Postauto beschäftigen sollen.» Sie wolle aber betonen, dass auch alle ihre Vorgänger und die internen und externen Revisoren nichts gemerkt hätten. Auf die Frage, wie es ihr derzeit gehe, sagt sie: «Besonders aufbauend ist eine solche Erfahrung nicht. Trotzdem: Ich schlafe vielleicht nicht so gut wie sonst, aber ich sehe einen Weg. Krisen sind dazu da, sie zu meistern.»
Dass Susanne Ruoff ihren Posten behalten kann, werde allerdings immer unwahrscheinlicher, schreibt die «SonntagsZeitung». In wenigen Tagen sitzt der Verwaltungsrat zusammen und befindet über ihr Schicksal. Der VR ist gespalten und es ist fraglich, ob Ruoff noch eine Mehrheit findet. Postintern geht man bereits davon aus, dass dies nicht der Fall sein wird. So zumindest sagen es Insider.
Strafanzeige gegen unbekannt
Es kam in den letzten Tagen einfach zu viel zusammen, so heisst es. Die illegalen Gewinne, die im subventionierten Geschäft der Postauto AG angefallen sind, waren innerhalb der Post seit Jahren bekannt. Hinzu kommt, dass die Post der Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Verkehr (BAV), von 2013 bis zum letzten November die Auskunft über heikle Buchungen verweigert hatte. Und letzte Woche musste die Post-Chefin scheibchenweise zugeben, dass sie davon Kenntnis hatte.
Auch im BAV gibt man Susanne Ruoff keine Rückendeckung mehr. Auf die Frage, ob man noch Vertrauen habe, sagt Sprecherin Olivia Ebinger: «Wir äussern uns nicht zu einzelnen Personen». Allerdings bereitet man eine Strafanzeige gegen unbekannt vor. Insbesondere Ruoff und der anfangs Woche abgesetzte Postauto-Chef Daniel Landolf müssen mit Strafverfahren rechnen. Es besteht der Verdacht, dass sie sich bereichert haben. Denn die Höhe der Boni hängt vom Konzerngewinn und dem Gewinn der Postauto AG ab.
Auch die bekannte Rechtsanwältin und Compliance-Expertin Monika Roth hält Susanne Ruoff nicht mehr für tragbar. «Sie hat das Vertrauen verspielt», sagt die Professorin gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag». Ruoff habe ihre Doppelfunktion als Postauto-Verwaltungsratpräsidentin und Post-Chefin ungenügend wahrgenommen. Zudem habe sie gesagt, sie wisse erst seit November von den Vorwürfen gegen Postauto, dabei sei sie offenbar schon länger im Bilde gewesen. «Sie ist unglaubwürdig und schadet der Post», sagt Roth. «Dass Bilanztricks illegal sein können, muss sie wissen – dafür muss man nicht Jus studiert haben.»
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