Pornovideo im Klassen-Chat
Jugendliche begehen vermehrt Delikte mit verbotener Pornografie oder Ehrverletzung. Im Kanton Zürich hat sich die Zahl gar verachtfacht.

In mehreren Deutschschweizer Kantonen machen sich immer mehr Jugendliche strafbar, weil sie über ihr Handy Pornovideos teilen oder Mitschüler im Internet blossstellen.
Im Kanton Zürich hat sich die Zahl der Pornografie-Delikte von Jugendlichen in den letzten sechs Jahren knapp verachtfacht – zwischen 2013 und 2015 waren es 205 Verstösse. Im Kanton Aargau wurden 2016 58 solche Verstösse vermeldet, im Vorjahr waren es noch halb so viele. Zwar führen andere Kantone keine exakte Statistik, aber viele Jugendanwaltschaften haben gemäss «NZZ am Sonntag» die Entwicklung bestätigt.
In den Zahlen des Kanton Zürichs ist zudem ein klarer Geschlechtsunterschied zu erkennen. Demnach werden mehr als drei Viertel der Pornografie-Delikte von männlichen Teenagern begangen, während über die Hälfte der Ehrverletzungen von jungen Frauen ausgeht. Speziell pikant: Die Inhalte werden mitunter in ganzen Klassen-Chats geteilt, wo sich die Schüler über Hausaufgaben, Prüfungen und Partys austauschen. In einem Fall wurde in einem solchen Gruppen-Chat gar ein Video geteilt, in dem sich ein Mann seinen Penis abschneidet.
«... und Lust am Provozieren»
Im Kanton Zürich handelt es sich bei den Pornografie-Delikten in rund zwanzig Prozent der Fälle um Videos, welche die Jugendlichen selbst drehten und dann verbreiteten. Ähnliches stellt man im Kanton Basel-Stadt fest: «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen sehr gut vernetzt sind und entsprechende Videos sehr schnell im ganzen Bekanntenkreis zirkulieren», sagt Verena Schmid von der Jugendanwaltschaft.
Das ist besonders akut, wenn Sexfotos und -videos gegen den Willen der Betroffenen verbreitet werden. Solche Delikte machen einen weiteren Fünftel der Verstösse aus.
«Viele Jugendliche begehen Pornografie-Delikte aus einer Mischung aus Langeweile, Mangel an Selbstkontrolle und Lust am Provozieren», sagt dazu Patrik Killer, Leiter der Jugendanwaltschaft Zürich-Stadt, in der «NZZ am Sonntag». Das Problem in fast allen Fälle sei, dass sich die Jungen kaum Gedanken über die Konsequenzen ihres Handels machten, so Killer weiter.
«Das Internet vergisst kaum»
Die Blossstellung von Mitschülern wird im Internet aber auch mit anderen Mitteln betrieben. So haben Teenager in mehreren Fällen Profile anderer Mitschüler auf Dating-Plattformen erstellt. Auf den Fake-Profilen fänden sich dann oft Aufrufe, wie «Ich bin leicht zu haben», oder Beleidigungen. «Die Beschimpfungen sind in manchen Fällen schon sehr heftig», sagt Killer. Solche Delikte hätten speziell bei jungen Frauen fast immer mit Eifersucht zu tun.
Im Generellen ist am Internet neu, dass online geteilte Inhalte für immer verfügbar sind. «Den Jugendlichen ist oft nicht bewusst, dass das Internet kaum vergisst», so Killer.
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