«Polizei muss verrückten Killer sofort stoppen»
Den Anschlag in Nizza bezeichnet der Genfer Polizeidirektor als einen neuen Amok-Stil. Er fordert eine spezielle Anti-Terror-Ausbildung für alle Polizisten.

Angesichts der aktuellen Terrormeldung aus Nizza und der Nähe zu Frankreich hat sich der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag» für eine umfangreichere Grundausbildung der Sicherheitskräfte stark gemacht.
In Nizza sei deutlich geworden, so Maudet, dass man sich heute bei einem Ernstfall nicht mehr erlauben könne, auf ein Spezialkommando zu warten. «Der Beamte, der zuerst vor Ort ist, muss einen Terroristen sofort bekämpfen können.» Der FDP-Politiker fordert deshalb unverzügleich eine spezielle Anti-Terror-Ausbildung für alle Schweizer Polizisten: «Jeder Polizist muss fähig sein, einen verrückten Killer sofort auszuschalten.»
Terrorsituationen trainieren
In Genf sei die Einsatzdoktrin bereits entsprechend überarbeitet worden. «Das reicht aber nicht, die ganze Schweiz muss nun nachziehen», lautet die Empfehlung des 38-jährigen Genfers. Für die praxisnahe Erprobung der Terrorbekämpfung will Maudet die in den nächsten Jahren anstehenden, schweizweiten Krisenübungen nutzen: «Wir müssen durchspielen, wie Polizei und Armee auf einen Terroranschlag in einer oder mehreren Schweizer Grossstädten reagieren sollte. Wir können es uns nicht leisten, naiv oder unvorbereitet zu sein.»
Auf die Frage des Sonntagsblattes, ob sich solche Lastwagen-Anschläge wie in Nizza verhindern liessen, meinte Maudet, dass das fast unmöglich sei: «Es ist ein neuer Amok-Stil.» Die Tat eines Einzelnen könne auch der Nachrichtendienst kaum verhindern.
Mehr Möglichkeiten für Nachrichtendienst
Ins gleiche Horn bläst der ehemalige Geheimdienstchef Peter Regli. Ein Attentat eines ‹einsamen Wolfs› zu verhindern, sei praktisch unmöglich, sagte er der «Schweiz am Sonntag.» Einzeltäter müssten nicht mit Komplizen kommunizieren, weshalb sie «unter dem Radar der Geheimdienste agieren können», so Regli.
Er verglich dabei sowohl die Amokfahrt des LKW-Fahrers von Nizza, als auch das Blutbad des Attentäters von Orlando, das sich im Juni in einem Gay-Club ereignet hatte. Die Täter fielen erst dann auf, als es schon zu spät war, sagte Regli. Er schliesst daraus, dass die Schweiz vor solchen Attentaten nicht sicher sei.
Regli fordert, dass der Nachrichtendienst mehr Möglichkeiten zur Überwachung erhalte. Nicht einmal das Abhören von Telefongesprächen sei hierzulande zur Prävention von Terroranschlägen erlaubt, monierte er. «Das muss sich ändern.»
Die Schweizer Bevölkerung stimmt am 25. September über ein neues Nachrichtendienstgesetz ab.
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