Polizei erschiesst Afroamerikaner bei Ferguson
Neue Eskalation im US-Staat Missouri: Ein 23-jähriger Afroamerikaner soll mit einem Messer Polizisten attackiert haben, worauf diese das Feuer eröffneten.
Unweit der von Unruhen erschütterten Kleinstadt Ferguson im US-Staat Missouri ist ein weiterer Schwarzer von Polizisten erschossen worden. Der Afroamerikaner habe vor den Beamten mit einem Messer herumgefuchtelt und sich geweigert, die Waffe niederzulegen, teilte Polizeisprecher Ed Kuntz mit. Seine Kollegen seien zuvor gestern zu einem Ladenraub gerufen worden.
Polizeichef Sam Dotson sagte, der 23-jährige Verdächtige habe sich unberechenbar verhalten und den Beamten die Worte «Erschiesst mich jetzt, tötet mich jetzt» entgegengerufen. Als er auf sie losgegangen sei, hätten die Polizisten das Feuer eröffnet, sagte Kuntz weiter.
Später versammelte sich eine grosse Menschenmenge in St. Louis, einige skandierten «Hände hoch, erschiesst mich nicht!»Die Parole war zuletzt immer wieder bei den Protesten rund um Tod des Teenagers Michael Brown zu hören. Seitdem der 18-jährige Afroamerikaner am 9. August von einem weissen Polizisten erschossen wurde, herrscht in Ferguson Ausnahmezustand.
Journalisten festgehalten
Nahezu jeden Abend kam es zu Ausschreitungen, die von Plünderungen und Sachbeschädigungen begleitet waren. Besonders heftig ging es in der Nacht zum Dienstag zu: Einige Bereitschaftspolizisten seien unter schweren Beschuss geraten, meldete der für die Sicherheit zuständige Offizier der Autobahnpolizei von Missouri, Ron Johnson.
Die Polizei erklärte zunächst, 31 Personen seien festgenommen worden. Doch gab die Sprecherin des Bezirks St. Louis die Zahl der Inhaftierten mit 57 an. Womöglich seien in Haftanstalten in der Region weitere Personen in Gewahrsam.
Ein Grossaufgebot der Polizei setzte gepanzerte Fahrzeuge, Tränengas und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein. Auch Journalisten sollten die Strassen verlassen. Ein Fotograf der Agentur Getty Images wurde festgenommen, später aber wieder freigelassen. Zudem wurden zwei deutsche Reporter, der «Welt»-Korrespondent Ansgar Graw und der freie Journalist Frank Herrmann, drei Stunden lang festgehalten, weil sie nach Polizeiangaben nicht die Anweisungen der Beamten befolgt hatten. Die beiden wiesen dies zurück.
«Wir wollen aus dieser Tragödie lernen»
Eine nächtliche Ausgangssperre wurde zwar inzwischen aufgehoben. Doch rief die Stadtverwaltung von Ferguson die Bewohner auf, nach Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu bleiben und damit die Einkehr von Ruhe zu ermöglichen. Zudem würden Stadtbeamte angesichts der ungleichen Verteilung von schwarzen und weissen Polizisten nach Wegen suchen, wie die Zahl afroamerikanischer Bewerber an Polizeiakademien erhöht werden könne. Geplant seien auch Ausgaben für Überwachungskameras, die dann am Armaturenbrett von Streifenwagen und Polizeiuniformen angebracht werden sollen. «Wir wollen aus dieser Tragödie lernen», erklärte der Stadtrat.
Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in St. Louis, Ed Magee, sagte, könnte ein Gericht am Mittwoch beginnen, Beweise im Fall Brown aufzunehmen. Möglicherweise könne auch entschieden werden, ob der Polizist angeklagt werde, der die tödlichen Schüsse auf den Teenager abgegeben hatte. Am Mittwoch sollte ausserdem US-Justizminister Eric Holder nach Ferguson reisen. Er wollte sich mit Ermittlern vom FBIund weiteren Behörden vor Ort zu Gesprächen treffen.
Der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, gab am Dienstag bekannt, dass er den Bezirksstaatsanwalt, der die Untersuchung im Fall Michael Brown leitet, nicht dazu auffordern werde, den Fall abzugeben. Einige schwarze Bürger zweifeln an der Fähigkeit des Anwalts Bob McCulloch, neutral zu bleiben. Sie berufen sich dabei auf seine engen Familienbeziehungen zur Polizei.
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