Nach Vorwürfen an BallettschulePolitik lehnt ursprünglich geplante Finanzhilfe einhellig ab
Nun stehe eine «geordnete Abwicklung» zugunsten der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund, sagt Regierungsrat Conradin Cramer an einer von Ernüchterung geprägten Ratsdebatte.

Der Grosse Rat von Basel-Stadt hat am Mittwoch geschlossen eine Finanzhilfe für die Ballettschule Theater Basel (BTB) abgelehnt. Am 1. Juni dieses Jahres hatte das Parlament das Anliegen noch zur Stellungnahme an die Regierung überwiesen. In der Zwischenzeit berichteten die «NZZ am Sonntag» und «Bajour» von schwerwiegenden Missständen an der Schule. Die Vorwürfe umfassen etwa Demütigungen, Ermüdungsbrüche, Essstörungen oder anzügliches Verhalten gewisser Lehrpersonen.
Catherine Alioth (LDP) als Urheberin des Vorstosses sagte am Mittwoch, die Medienberichte «haben die Grundlage für die politische Forderung geändert». Vor einem Monat hätte sie sich noch mit Herzblut für das Anliegen eingesetzt. Doch momentan sei es nicht mehr vertretbar, staatliche Gelder zu verlangen. In der Branche müsse ein Umdenken stattfinden.
Mehr Kontrolle gefordert
Sasha Mazzotti (SP), selber Theaterschaffende und Mitunterzeichnerin des Vorstosses, sagt selbstkritisch, dass es naiv von ihr gewesen sei, zu glauben, dass es an der BTB anders wäre als etwa in den «Magglingen-Protokollen» geschildert. Sie nimmt aber auch den Kanton in die Pflicht und fragt, wo denn die Lehraufsichtsstelle gewesen sei: «Wie sehr ist den Auszubildenden bewusst, dass sie sich anonym melden können?»
Auch andere Politiker wie etwa Béla Bartha (Grün-Alternatives Bündnis, GAB) sehen die Behörden in der Mitverantwortung. Bartha findet, nach Bekanntwerden von Einzelfällen im Jahr 2019 wäre mehr Kontrolle angezeigt gewesen.
Nächste Schritte
Demgegenüber verteidigte SVP-Grossrat Joël Thüring das zuständige Erziehungsdepartement: Es sei schwierig, von ausserhalb festzustellen, dass etwas nicht in Ordnung sei. Die Abhängigkeit in diesem «hermetischen System» wurde im Parlament generell als Problem analysiert. Für Thüring ist es zudem wichtig, festzuhalten, dass eine Finanzhilfe auch deshalb nicht angebracht gewesen wäre, weil die Regierung diese für rechtlich unzulässig taxiert habe.
Schliesslich sagte Erziehungsdirektor Conradin Cramer, dass sein Departement in ständigem Kontakt mit dem Präsidium des Vereins stehe. Man werde klären, welche Schritte als Nächstes notwendig seien. Der Kanton sei in der Mitverantwortung. Im Vordergrund stehe eine «geordnete Abwicklung», dies insbesondere im Interesse der jungen Menschen, die an der BTB in Ausbildung seien. Schon in den Voten zuvor wurden Anschlusslösungen gefordert.
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