Überraschung im PlayoffPlötzlich spielen die Starwings um den Meistertitel
Die Baselbieter Basketballer werfen im Playoff-Viertelfinal überraschend Genf aus dem Rennen und haben nun gegen Neuchâtel gute Chancen, das Endspiel zu erreichen.

Auf der Anzeigetafel standen noch 0,7 Sekunden, doch für die Starwings gabs kein Halten mehr. Matthew Milon hatte mit einem verwandelten Dreipunktewurf die Baselbieter gegen Genf in Führung geworfen, es stand 73:70 für den Aussenseiter, und eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen. Doch Trainer Dragan Andrejevic stauchte seinen Mannen zusammen, noch 0,7 Sekunden, also volle Konzentration gefälligst! Doch es passierte nichts mehr in der Genfer Sporthalle, der letzte Versuch des Favoriten ging daneben, die Überraschung war perfekt. Die Starwings hatten soeben den Anwärter auf den Meistertitel bezwungen.
Vor der Viertelfinalserie, die im Best-of-3-Format ausgetragen wurde, sagte Starwings-Präsident Pascal Donati über den aktuellen Cupsieger und Favoriten auf den Liga-Cup: «Genf ist mit Abstand das Beste, was es zurzeit im Schweizer Basketball gibt. Sie werden das Triple holen, da bin ich überzeugt.» Und Trainer Dragan Andrejevic sagte: «Sie sind so gut besetzt, sie könnten gleich zwei Mannschaften stellen. Wir müssen mit Herz spielen und rennen bis zum Umfallen. Nur so haben wir eine kleine Chance.»
Schon am Freitag gab es eine Überraschung
Die Starwings rannten. Und sie nutzten ihre Chance. Die erste Partie am Mittwoch in Genf verloren die Baselbieter mit 66:85, obwohl sie bis zur Pause ebenbürtig mit der Mannschaft waren, die über ein fünfmal höheres Budget verfügt. Am Freitagabend dann gabs in der Sporthalle in Birsfelden die erste Überraschung, als die Starwings nach einer beinahe perfekten Partie knapp mit 77:75 gewannen. Nach dem Spiel veröffentlichte der Club auf den sozialen Medien ein Bild mit der Anzeigetafel drauf und dem Endresultat. Darunter stand: «Wow!!!»
Die noch grössere Überraschung aber schaffte der Aussenseiter im entscheidenden dritten Spiel auswärts in Genf. Die Starwings starteten mit viel Power und Selbstvertrauen, nach zehn Minuten führten sie mit acht Punkten Vorsprung, zur Pause war die Partie ausgeglichen. Und mit jedem erfolgreichen Spielzug und verwandelten Wurf wurden die Gegner aus Genf immer nervöser. Die Baselbieter liessen in der Defensive nur wenig zu, in der Offensive spielte Sébastien Davet die wichtigen Pässe und machten Cheikh Sane, Deondre Burns und Matthew Milon die entscheidenden Punkte.
«Es ist eine riesige Genugtuung»
Zweieinhalb Minuten vor Schluss führten die Starwings mit fünf Punkten Vorsprung. Trainer Andrejevic hampelte an der Seitenlinie rum, wie so oft in dieser Saison hätte sich der Serbe wohl gerne die Krawatte vom Hals gerissen und irgendeinem Ersatzspieler das Trikot geklaut. Und die Genfer kamen tatsächlich nochmals ran, wenige Sekunden vor Ende war die Partie wieder ausgeglichen. Doch dann traf Milon aus der Ferne, und die Genfer warfen daneben.
«Es ist eine riesige Genugtuung, nach einer solchen Saison mit Corona und vielen Verletzten doch noch belohnt zu werden», sagte Präsident Donati nach der Partie. Und er führte aus: «Natürlich ist Genf von der individuellen Klasse besser. Aber wir haben einen wirklich tollen Zusammenhalt untereinander, und die Chemie zwischen dem Trainer und den Spielern könnte nicht besser sein. Das konnten wir nun in diesen drei Partien zeigen.»
Mit dem Triumph über Genf haben die Starwings die stärkste Mannschaft im Schweizer Basketball aus dem Meisterrennen geworfen. Und nun stecken die Baselbieter selber dort drin, wo sie sich nie gesehen hätten. «Wir konzentrieren uns nun auf die nächste Aufgabe, wir denken jetzt sicher nicht an den Titel», sagt Präsident Donati. Doch auch er weiss, dass mit Neuchâtel nun im Halbfinal ein Gegner wartet, der seinem Club liegt. Zwei der drei Spiele in der Qualifikation konnten die Starwings für sich entscheiden. Am kommenden Mittwoch soll in der Westschweiz der dritte Sieg folgen.
Genf - Starwings 70:73 (35:34)
Starwings: Burns (15), Milon (16), Milenkovic (11), Davet (8), Sane (17), Krill (6).
NLA-Playoffs. Viertelfinal. Genf - Starwings 1:2 Gesamtskore. Halbfinal. Mittwoch, 19.30 Uhr: Neuchâtel - Starwings. Freitag, 19.30 Uhr: Starwings - Neuchâtel. Evt. Sonntag, 16 Uhr: Neuchâtel - Starwings.
Tobias Müller schrieb seinen ersten Artikel für die Basler Zeitung im Jahr 2011 und ist seit 2018 als redaktioneller Mitarbeiter tätig. Er beschäftigt sich vor allem mit Themen aus der Leichtathletik, dem Fussball sowie dem Freizeitsport.
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