Plötzlich interessieren sich die Engländer für ihn
Fabian Schär hat in Newcastle zu seinem Spiel gefunden und ist ein Faktor für den Aufschwung geworden.

Vor ein paar Wochen redete Fabian Schär mit der englischen Boulevardzeitung «The Sun» und sprach folgenden Satz: «Ich bin so dankbar für meine Erfahrungen auf der Bank.» Eine bemerkenswerte Phrase für einen Fussballer. Eine auch, die vorzüglich auf die jüngere Geschichte Schärs passt: Er durfte bei Newcastle monatelang nicht mitspielen.
Doch für einmal war der Kontext nicht der Fussball, Schär sprach nicht über seine wertvollen Erfahrungen auf der Ersatzbank, nein, die englischen Journalisten wollten von ihm mehr über seine zweiten Beruf erfahren. Schär hatte als Jugendlicher Banker gelernt, er machte eine Lehre bei der Raiffeisen. Also erzählte der 26-Jährige der Zeitung, wie es so ist, fünf Tage in der Woche jeden Tag acht Stunden zu arbeiten.
Ein schwieriges Jahr voller Brüche
Die Episode zeigt: Die Engländer haben begonnen, sich für den Nationalspieler zu interessieren. Sie schreiben über ihn. Loben ihn. Das war lange nicht der Fall. Bis November war Schär kein wichtiger Spieler für Newcastle, er machte kaum Spiele, und wenn, dann verschuldete er einen Penalty. Überhaupt war es kein einfaches Jahr für ihn. Mit La Coruna stieg er ab, beim wichtigsten WM-Spiel gegen Schweden fehlte er gesperrt, er brach sich im Herbst die Nase, überdies wusste der «Blick» zu berichten, dass seine vierjährige Beziehung in Brüche ging, ebenfalls fiel er von der Glücksposts Liste der 50 Schweizer Traummänner (er wird das wohl verschmerzen können).
Doch seit Anfang November geht es aufwärts. Schär ersetzte damals mit Gewinn einen verletzten Kollegen, seither spielt er regelmässig – und das lange kriselnde Newcastle kommt zu wichtigen Punkten. Schär verteidigt solid und hilft mit, Angriffe auszulösen. Sein Trainer Rafael Benitez, der ihn im Sommer mehrmals angerufen und von einem Wechsel überzeugt hat, lobt den Ostschweizer: «Wir wussten um seine Qualitäten am Ball. Er macht es wirklich gut.» Die Zeitungen tun es ihm gleich, sie bezeichnen Schär als «beeindruckendes Schnäppchen», als «Hohn einer Ablösesumme». 3 Millionen Pfund zahlte Newcastle an La Coruna, wenig Geld in England. Und auch der 26-Jährige scheint glücklich, so sagt er kürzlich der «Aargauer Zeitung»: «Die Genugtuung ist gross.»
Die Sache mit den Punkten
Er musste sich an das englische Spiel gewöhnen, sagt er, mehr Körper, aggressiveres Pressing, die «grossen Büffel» im Sturm liessen ihm kaum Raum zum Atmen. Doch er hat zu seinem Spiel gefunden und kann das englische Leben immer mehr geniessen. Im Stadion schauen ihm bei den Heimspielen immer über 50'000 Menschen zu, in der Stadt wohnt er fünf Minuten vom Zentrum entfernt. Und wenn er Zeit findet, lernt er. Schär macht aktuell den Bachelor in Business Administration. Vier Jahre geht die Ausbildung, im Februar hat er Prüfungen. Seine Familie unterhält eine Fensterfirma, vielleicht führt Schär diese einmal weiter.
Es läuft also für Schär. Er spielt, es wird mehr über ihn geschrieben. Und doch musste er Abstriche machen. Gerade bei der Berichterstattung. Die englischen Zeitungen schreiben ihn konsequent «Fabian Schar», sie unterschlagen ihm die Punkte des Umlauts. Auch das wird er verschmerzen.
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