Armin Wolf über Tiktok-AuftrittPlötzlich fängt der Nachrichtenmoderator an zu tanzen
Armin Wolf wird gerade für einen legendären Fernsehauftritt gefeiert. Was da los war und warum der ORF-Journalist bei Tiktok an Marshmallows denkt.
Armin Wolf ist gerade mitten im Satz, da ist plötzlich Musik zu hören. Und dann fängt er an, merkwürdige Handbewegungen zu machen. Wolf, 55, stellvertretender Chefredakteur der ORF-Fernsehinformation und seit 2002 Moderator der «ZIB 2», hat am Ende der Abendnachrichten darauf hingewiesen, dass seine Sendung nun auf Tiktok ist – und damit Begeisterung im Internet ausgelöst.
Herr Wolf, wir bräuchten kurz mal eine Erklärung für Über-25-Jährige. Was war das für ein Tanz, den Sie in der ZiB 2 gezeigt haben?
Der heisst «Chopping Dance» und ist seit ein paar Wochen ein Hype auf Tiktok. Muss man nicht verstehen.
Und wenn man es doch verstehen will?
Auf Tiktok heisst das «Questions I Get Asked» und ist normalerweise damit verbunden, dass man zu dieser Musik ein paar Fragen beantwortet. Immer wenn die Hände nach oben zeigen, werden dort die Antworten eingeblendet. Das haben wir im Fernsehen gestern nicht gemacht, da wollte ich einfach nur eine kleine Anspielung auf Tiktok machen.
Sie schauen sehr konzentriert dabei.
Ich war auch sehr konzentriert!
Ist es Ihnen schwer gefallen, den Chopping Dance zu lernen?
Die Bewegung an sich ist nicht so schwer, nur macht man das auf Tiktok eigentlich stumm, allein zur Musik. Ich musste in der Sendung aber gleichzeitig sprechen und das fand ich erstaunlich schwierig.
Wie lange haben Sie geübt?
Wir haben es sechs oder sieben Mal aufgenommen, bis es gepasst hat.

Sind Sie sowieso so viel auf Tiktok unterwegs, dass Sie den Chopping Dance längst kannten?
Ich bin in der Chefredaktion des ORF für Social Media zuständig, insofern kenne ich mich da ein wenig aus. Wenn Sie auf Tiktok gehen, sehen Sie den Tanz in jedem fünften Video, Sie kommen dem gar nicht aus. Aber wie er heisst, musste ich erst mal nachschauen, muss ich gestehen. Die Idee war, in der Sendung auf den Start unseres Tiktok-Kanals hinzuweisen. Dass ich das mit dem «Tanz» gemacht habe, war eine ganz kurzfristige Entscheidung. Gelernt habe ich den eigentlich für unseren ersten Clip auf Tiktok, ein Promotion-Video.
«Ohnehin erklären schon viel zu viele ältere Herrschaften den Jungen, wie die Welt ist oder sein soll.»
Darin sieht man Sie mit einer jungen Kollegin und einem jungen Kollegen, und Sie sagen, dass nicht Sie als «alter weisser Mann» den Tiktok-Account präsentieren. Warum eigentlich nicht?
Weil ohnehin schon viel zu viele ältere Herrschaften den Jungen erklären, wie die Welt ist oder sein soll. Es gibt wirklich genügend alte weisse Männer in den Medien. Auf der jungen Plattform Tiktok sollen das junge Menschen machen. Deswegen haben wir eigens die beiden gesucht. Idan Hanin ist 19 und ein unglaubliches journalistisches Talent, und Ambra Schuster ist gerade 25 geworden.
Sie sind ja auch auf Twitter sehr aktiv.
Ich bin nur auf Twitter aktiv.
Weil es Ihnen da besser gefällt?
Völlig eindeutig, ja. Ich bin für Tiktok einfach zu alt.
25 bleibt also die Altersgrenze.
Genau. Da bin ich grad drüber.
Was ist Ihr Problem mit Tiktok?
Tiktok ist für mich wie ein grosser Sack Marshmallows. Wahnsinnig süss und pickig und unterhaltsam, aber es macht total süchtig. Man kann nicht aufhören. Man sieht lauter unterhaltsame, witzige, auch sehr erstaunliche Dinge in einem unglaublichen Tempo, aber es hat praktisch null Nährwert, bis auf ganz wenige Accounts, wie die «Tagesschau» oder ein paar amerikanische und britische Medien. Da wollen wir mit der «Zeit im Bild» ein paar Vitamine und Kalorien hineinbringen, weil ja enorm viele junge Menschen auf dieser Plattform sind.
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