Plädoyer der Bundesanwaltschaft im Tamil-Tiger-Prozess steht an
In Bellinzona stehen 12 Tamilen vor Gericht – auch wegen Verdachts auf Terrorfinanzierung.

Der Tamil-Tiger-Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona ist am Montag nach einer zweiwöchigen Pause weitergeführt worden. Nach der Erledigung der letzten Vorfragen warten die Angeklagten auf das Plädoyer der Bundesanwaltschaft.
Am Montagvormittag stritten die Verteidiger und die Staatsanwältin des Bundes um die letzten Beweisanträge. Die Verteidiger hatten die Befragung von zwei Waadtländer Polizisten beantragt, die zu Beginn des Strafverfahrens vor rund acht Jahren mit dem Fall zu tun hatten.
Staatsanwältin bestreitet geheime Abhöraktionen
Die Anwältin des Kassiers der damals in der Schweiz aktiven tamilischen Organisation World Tamil Coordinating Committee (WTCC) hinterfragte besonders das Fehlen der telefonischen Abhörprotokolle, welche die Bundesanwaltschaft und andere Stellen beim WTCC veranlasst haben sollen. Ausserdem verlangte die Anwältin die Befragung eines weiteren Geschichtsexperten zum Bürgerkrieg in Sri Lanka und weiterer Zeugen.
Die Staatsanwältin des Bundes sprach sich strikt gegen die gestellten Anträge der Verteidigung aus. Sie wies darauf hin, dass das WTCC seine Aktivitäten zehn Tage nach Eröffnung der Strafuntersuchung eingestellt habe. Damit würden die Befragungen obsolet. Zur Telefonüberwachung sagte die Staatsanwältin, dass es keine geheimen Abhöraktionen gegeben habe.
Finanzierung des Unabhängigkeitskriegs
Seit Anfang Januar stehen 13 Angeklagte vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona – 12 in der Schweiz wohnhafte Tamilen und ein Deutscher. Sie werden der Unterstützung einer kriminellen Organisation, des Betrugs, der Urkundenfälschung, der Geldwäscherei und der Erpressung beschuldigt.
Den Männern wird vorgeworfen, in der Schweiz eine Organisation mit komplexer Struktur aufgebaut zu haben, über welche der Unabhängigkeitskrieg der Tamil Tigers (LTTE) finanziert worden sei. Auch das Bundesamt für Migration zahlte der Bildungsabteilung des WTCC zwischen 2002 und 2006 rund 100'000 Franken für mehrere Integrationskurse, wie diese Zeitung berichtete. Der Prozess ist einer der grössten schweizerischen Kriminalprozesse in der Geschichte.
SDA/mch
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