Pistorius droht längere Haftstrafe
Das Urteil von fünf Jahren Haft für den ehemaligen Paralympics-Sprinter empörte vor gut einem Jahr viele. Ein Berufungsgericht überprüft nun das Strafmass.
Im Berufungsverfahren gegen den südafrikanischen Paralympics-Sprinter Oscar Pistorius hat die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung wegen Mordes gefordert. Chefankläger Gerrie Nel sagte während der Anhörung vor dem obersten Berufungsgericht in Bloemfontein, die erste Instanz habe einen Fehler begangen, als sie den beidseitig unterschenkelamputierten Sportler wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp zu fünf Jahren Haft verurteilt habe. Die Mindeststrafe für Mord liegt bei 15 Jahren.
Zudem habe Richterin Thokozile Masipa Beweise, die gegen Pistorius sprachen, ignoriert oder es mit einem Lippenbekenntnis auf sich beruhen lassen, sagte Nel weiter. Bei der Berufung zielt die Staatsanwaltschaft auf einen Gesetzespassus ab, wonach ein Mensch wegen Mordes verurteilt werden soll, wenn absehbar ist, dass jemand durch seine Tat getötet werden kann, und er diese trotzdem fortsetzt.
Pistorius nicht bei Anhörung
Auch der Anwalt von Pistorius, Barrie Roux, brachte vor den fünf Richtern seine Argumente vor. Er wurde intensiv befragt, ob sein Mandant nicht hätte vorhersehen können, dass er jemanden töten würde, als er in seinem Haus mehrfach durch die geschlossene Toilettentür geschossen habe. «Wenn man auf diese Fotos schaut, gibt es Platz in der Toilette für eine Schüssel und einen Menschen und kaum etwas anderes», sagte einer der Richter an die Adresse von Verteidiger Roux. «Es gibt nichts, wo man sich verstecken könnte.»
Pistorius selbst war während der Anhörung nicht anwesend. Er hat stets beteuert, er habe hinter der Tür mitten in der Nacht einen Einbrecher vermutet und aus Angst geschossen. Die Staatsanwaltschaft glaubt dagegen, dass der 28-Jährige Steenkamp nach einem Streit in der Valentinsnacht im Februar 2013 vorsätzlich getötet habe.
Urteil Ende Monat erwartet
Das Berufungsgericht prüfte Zehntausende Protokollseiten des Prozesses von 2014, der sich über sieben Monate hingezogen hatte. Die Anhörung war für einen Tag angesetzt, sowohl Roux als auch Nel wurden von den Richtern mehrfach unterbrochen und befragt. Die fünf Juristen können mit einfacher Mehrheit entscheiden, ob das Strafmass revidiert wird oder gar ein neuer Prozess nötig ist. Das Gericht signalisierte bereits, sein Urteil gegen Ende des Monats bekannt zu geben. Eine zeitliche Frist gibt es nicht.
Pistorius sass ein Jahr seiner Strafe im Gefängnis ab und wurde im Oktober in den Hausarrest entlassen, wo er die restliche Zeit verbüssen soll. June Steenkamp, die Mutter des Opfers, war am Dienstag im Gerichtssaal anwesend, sie sass hinter Ankläger Nel.
SDA/dia
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