Pfarrer wollte offenbar Millionen Euro per Flugzeug schmuggeln
Der Vatikan-Vertreter Nunzio Scarano soll die Absicht gehabt haben, Millionen Euro mit einem Regierungsflugzeug aus der Schweiz nach Italien zu schaffen. Scarano ist für Italiens Justiz kein Unbekannter.
Ein neuer Skandal erschüttert die Vatikanbank: Die italienische Polizei hat den Geistlichen Monsignor Nunzio Scarano festgenommen, weil er angeblich 20 Millionen Euro am Zoll vorbei nach Italien schmuggeln wollte. Gegen den kürzlich suspendierten Funktionär der ohnehin durch Korruptionsvorwürfe angeschlagenen Vatikanbank laufen bereits Ermittlungen wegen Geldwäsche.
Scarano werde der Korruption und der üblen Nachrede beschuldigt und befinde sich derzeit in einem Gefängnis in Rom, sagte Staatsanwalt Nello Rossi. Die Vatikanbank erklärte, sie wolle mit den Ermittlern zusammenarbeiten und habe auch eine interne Untersuchung gestartet.
Anwalt: Er war nur Mittelsmann
Der Anwalt des Geistlichen, Silverio Sica, betonte, dass Scarano in dem Fall nur ein Mittelsmann gewesen sei. Freunde hätten ihn gebeten, 20 Millionen Euro, die ein Börsenhändler in der Schweiz für sie hätte investieren sollen, zurückzubeschaffen. Der Händler, Giovanni Carenzio, willigte nach Darstellung des Anwalts zunächst ein und ein italienischer Geheimdienstagent, Giovanni Maria Zito, sollte das Geld daraufhin in einem Regierungsflugzeug nach Rom bringen. Staatsanwalt Rossi betonte hingegen, dass es sich um eine Privatmaschine und nicht um ein Regierungsflugzeug gehandelt habe.
Der Plan scheiterte demnach, weil Carenzio sich schliesslich doch weigerte, das Geld zu übergeben. Zito verlangte trotzdem die ihm zugesicherte Provision und erhielt zunächst einen Scheck über 200'000 Euro, die Hälfte des Betrages. Auch Carenzio und Zito wurden festgenommen.
Auch Verfahren wegen Geldwäsche
Für Scarano ist der jetzige Fall nicht das einzige Problem mit der Justiz. In der südlichen Stadt Salerno läuft derzeit ein Verfahren gehen ihn wegen Geldwäsche über sein Konto bei der Vatikanbank. 2009 soll der damals noch bei der Güterverwaltung des Heiligen Stuhls beschäftigte Scarano 560'000 Euro Bargeld aus dem Vatikan nach Italien geschleust haben, um damit eine Hypothek auf sein Haus in Salerno zu bezahlen. Sein Anwalt sagte, Scarano habe 56 Bekannten jeweils 10'000 Euro übermittelt, um das Geld unbemerkt in Italien einzuführen. Das Geld wurde ursprünglich von Spendern an Scarano übermittelt, die dachten damit ein Pflegeheim für unheilbar Kranke in Salerno zu unterstützen.
Scarano beharrt darauf, dass es sich in dem Fall nicht um Geldwäsche gehandelt habe und dass er sich das Geld nur «kurzzeitig» geliehen habe. Das Heim in Salerno wurde bisher nicht erbaut. Es sei aber bereits ein Grundstück dafür bestimmt worden, sagte Anwalt Sica.
Untersuchung der Vatikanbank
Papst-Sprecher Federico Lombardi hatte diese Woche erklärt, der Vatikan werde im Fall Scarano angemessene Massnahmen ergreifen. Am Freitag äusserte sich der Heilige Stuhl zunächst nicht zu den neuen Vorwürfen gegen den Geistlichen.
Papst Franziskus hatte am Mittwoch eine Kommission mit der Untersuchung der Aktivitäten der angeschlagenen Vatikanbank beauftragt. Der Untersuchungskommission gehören fünf Mitglieder an. Sie dürfen im Auftrag des Papstes jegliche Dokumente und Daten über die Bank sichten und zusammentragen, ohne Rücksicht auf Geheimhaltungsklauseln der betroffenen Informationen. Die Bank soll ihre Geschäfte aber unbehindert fortsetzen.
AP/fko
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