Shitstorm nach MordaufrufEr wollte Trump tot sehen: Basler Pfarrer entschuldigt sich
Der Aufruf zum Umsturz und zum «Tyrannenmord» an Donald Trump hat zu wütenden Reaktionen gegen Pfarrer Martin Dürr geführt. Nun hat sich der Geistliche ein Schreibverbot auferlegt.

Der Industriepfarrer Martin Dürr ist alles andere als bekannt dafür, ein Gewalttäter zu sein oder Gewalttaten zu befürworten. Umsomehr erstaunt es, dass er sich auf Facebook und auf Linkedin zu folgenden Zeilen hinreissen liess. «Wann ist der Moment gekommen, einen faschistischen Diktator umzubringen? Was braucht es noch ausser den 10’000 und vermutlich bald 100’000 Menschen, die jetzt sterben, alleine wegen seines perversen Wunsches, an der Macht zu bleiben, und seiner unendlichen Gier? Was braucht es noch? Nochmals: Was braucht es denn noch?» Vom Aufruf eines Tyrannenmords distanzierte er sich zwischendurch, um dann aber wieder den Umsturz in Amerika zu fordern und den Tyrannenmord, wie es der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer tat, zu postulieren.
Als die BaZ die Zeilen öffentlich machte, ging der Shitstrom gegen den Geistlichen auf Facebook los. 411 Kommentare wurde auf seinem Account bis 20 Uhr hinterlassen. Die grosse Mehrheit der Kommentatoren geht mit dem Pfarrer hart ins Gericht: Man habe selten so bösartige, narzisstische und radikale Zeilen bei einem Geistlichen gelesen. Ein Pfarrer, der Morddrohungen nur schon in Erwägung ziehe und das öffentlich poste, sei ein Affront. Einige wünschen eine Strafuntersuchung.
Nun entschuldigt sich Martin Dürr auf Facebook: «Wer mich kennt, weiss: Nichts liegt mir ferner als zum Mord an einem Menschen aufzurufen. Er tut mir leid, dass dies so verstanden worden ist.» Es sei ein Fehler gewesen, eine so komplexe Frage in so verkürzter Form wiederzugeben. Als Sofortmassnahme habe er sich nun ein Schreibverbot auferlegt: «Ich habe vieles dazugelernt. Und muss noch vieles lernen», so der Industriepfarrer.
Auf Anfrage der BaZ hat Dürr nicht reagiert. Den Autor hatte er auf Facebook bereits vor Publikation des Artikels gesperrt. Viele Kommentare – bei Dürr auf Facebook – sind unter die Gürtellinie gegangen. Es gibt aber auch Freunde, die dem Pfarrer die Stange halten. «Ich sehe eine Frage, keinen Mordaufruf. Letzterer kann auch im übertragenen Sinn verstanden werden, den Präsidenten umzustürzen», schreibt zum Beispiel Theodor. Diese Freunde verzeihen es Martin Dürr auch, dass er die amerikanische Demokratie und deren Präsidenten mit dem Naziregime und mit Hitler direkt vergleicht und so den Holocaust relativiert.
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