Peter Sauber: «Die Disqualifikation ist ein schwerer Schlag»
Die Sauber-Piloten Sergio Perez und Kamui Kobayashi wurden nach einem gelungenen GP in Melbourne nachträglich disqualifiziert. Sebastian Vettel fuhr als Erster durchs Ziel.

Der Jubel im Team Sauber nach dem Grand Prix von Australien war von kurzer Dauer. Rookie Sergio Perez und Kamui Kobayashi wurden als Siebt- und Achtklassierter wegen reglementswidriger Heckflügel disqualifiziert.
Die niederschmetternde Kunde erreichte Peter Sauber und sein Team gut drei Stunden nach Rennschluss. Die Stewards beanstandeten an den Heckflügeln «den zu geringen Wölbungsradius des obersten Elements». Für den Technischen Direktor James Key kam das Verdikt unerwartet; drei Tage zuvor bei der technischen Abnahme hatten die Autos die Vorgaben ausnahmslos erfüllt. «Die offenbar reglementswidrige Komponente ist ein relativ unwichtiger Bestandteil und bringt uns auf gar keinen Fall einen Vorteil», sagte Key. Peter Sauber kündigte an, gegen die beiden Ausschlüsse Rekurs einzulegen. Gegenüber blick.ch teilte Chef Peter Sauber mit: «Ich bin platt. Ein ganzes Rennen ist zerstört.» Und gegenüber SF2 ergänzte der Zürcher Oberländer: «Das ist ein schwerer Schlag für das ganze Team.»
35 Runden mit weichen Reifen
Mit einem Schlag verkamen die tadellosen Vorstellungen der beiden Fahrer zur Makulatur. Debütant Perez hatte mit dem riskanten, im Verlaufe des Rennens spontan gefällten Entscheid verblüfft, lediglich einen Boxenstopp einzulegen. Diese Strategie schien in diesem Jahr ein Ding der Unmöglichkeit, zumal die neuen, von Pirelli gelieferten Reifen stärker abzubauen neigen als die zuvor zum Einsatz gekommenen Pneus von Bridgestone. Mindestens zwei Zwischenhalte pro Fahrer und Grand Prix waren prognostiert worden.
Vor allem Perez' Fahrt über 35 Runden, die im Grand Prix von Australien mehr als der Hälfte der Renndistanz entsprechen, mit gebrauchten Reifen der weicheren Gummi-Mischung liess ungläubiges Staunen aufkommen. «Für das, was Sergio gemacht hat, habe ich eigentlich keine Erklärung», hatte Peter Sauber seinen neuen Fahrer gelobt. Der Teamchef sprach aus, was wohl alle Beteiligten an diesem späten Nachmittag im Fahrerlager dachten. Nach dem Urteil der Rennkommissäre war bei Sauber die Verwunderung über Perez' Performance der Ernüchterung gewichen.
Im Leben nie vergessen
«Dieses Rennen werde ich in meinem Leben nie vergessen», hatte «Reifenflüsterer» Perez nach der Zieldurchfahrt verkündet. Die Worte des Mexikaners erlangten Stunden nach dem Coup eine ganz andere Bedeutung. Aus dem «Traumstart», wie es der Teamchef formuliert hatte, war ein Albtraum geworden. Peter Sauber hatte in Melbourne schon einmal eine Disqualifikation zu verkraften. Vor elf Jahren war der sechstklassierte Finne Mika Salo aus der Rangliste gekippt worden, nachdem die Stewards den zu nahe an den Vorderrädern montierten Frontflügel bemängelt hatten.
Die Ränge 7 und 8 wären dem zweitbesten Ergebnis beim Saisonauftakt gleichgekommen. (Noch) besser als eigenständiges Team war Sauber einzig vor zehn Jahren in die Formel-1-WM gestartet. Damals hatten Nick Heidfeld und der debütierende Kimi Räikkönen die Plätze 4 und 6 belegt. Kobayashi hielt auf dem Weg zu Rang 8 wie die meisten der Konkurrenten zweimal inne und bekundete mit den eingesetzten Pneus keinerlei Probleme. Wenigstens ist der beruhigende Beweis erbracht, dass im Zürcher Oberland unter der Federführung von James Key mit dem C30 nicht nur ein schnelles, sondern auch ein mit den Reifen bestens harmonisierendes Auto gebaut worden ist – ein vorerst schwacher Trost nach den Disqualifikationen.
Vettel eine Klasse für sich
Zu den Profiteuren zählt Sébastien Buemi im Toro Rosso-Ferrari. Der Waadtländer rückte vom 10. in den 8. Rang vor. Buemi hatte in der ersten Kurve nach dem Start seine Schrecksekunde gehabt. Die Berührung mit dem Auto von Teamkollege Jaime Alguersuari verlief glücklicherweise glimpflich.
Den GP von Australien gewann Sebastian Vettel mit erdrückender Überlegenheit. Die Pole-Position hatte sich der Weltmeister mit fast acht Zehnteln Vorsprung erobert, tags darauf spielte er seine krasse Überlegenheit abermals aus. Den elften Sieg in einem Grand Prix stellte der Deutsche mit Wohnsitz im Kanton Thurgau mit über 22 Sekunden vor seinem ersten Verfolger, Lewis Hamilton, sicher.
Platz 2 war dem Weltmeister von 2008 (noch) nicht zugetraut worden. Zu viel hatte bei McLaren-Mercedes im Vorfeld nicht zusammengepasst. Eine Überraschung stellt auch Rang 3 von Witali Petrow dar. Der Fahrer von Lotus-Renault, im vergangenen August Fünfter im Grand Prix von Ungarn, schaffte es als erster Russe in der Formel 1 aufs Podium.
Eine Fahrt ins Ungewisse
Trotz seiner Demonstration im Qualifying waren bei Vettel mit Blick aufs Rennen Zweifel aufgekommen. «Es war eine Fahrt ins Ungewisse. Wir alle haben nicht gewusst, was uns erwartet. Dass es so gut geklappt hat, macht mich umso glücklicher.» Das klare Verdikt zugunsten des Weltmeisters ist umso bemerkenswerter, zumal die Red-Bull-Autos noch nicht mit dem wieder zugelassenen Energierückgewinnungssystem KERS ausgerüstet waren, das je nach Strecke einen zeitlichen Gewinn von drei bis fünf Zehntelsekunden bringen soll. «Ich brauche deshalb keinem zu sagen, wie viel das über eine volle Renndistanz ausmacht. Wir arbeiten daran», ergänzte Vettel – und sorgte damit ungewollt für noch finsterere Mienen bei der Gegnerschaft.
Mit den Plätzen 4 für Fernando Alonso und 7 für Felipe Massa blieb Ferrari, nach den vorsaisonalen Testfahrten als zweitstärkste Kraft eingestuft, klar hinter den Erwartungen zurück. Grösster Verlierer neben Sauber war Mercedes. Für das von Ross Brawn geleitete Team endete der Abstecher auf den Fünften Kontinent mit einem Doppelausfall. Michael Schumacher schied mit beschädigtem Hinterrad aus, Nico Rosberg wurde nach einer unverschuldeten Kollision mit Rubens Barrichello im Williams zur Aufgabe gezwungen.
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