Peter Handke hat den Nobelpreis nicht verdient
Jemand anderer wäre ein viel würdigerer Gewinner: die Pressestelle des Polizeipräsidiums Freiburg im Breisgau nämlich.

Im Dezember erhält der Schriftsteller Peter Handke den Nobelpreis für Literatur. Der Österreicher pflegt eine so blutleere, affektierte Prosa, dass man beim Lesen schier ohnmächtig wird: «Meine Botschaft ist das Changieren der Sätze, dass die Sätze so dinglich werden, dass ich die Erfahrungen, die ich sprachlos habe, versuche, durch lange Arbeit mit der Sprache in einer Art zweiten Natur wiederherzustellen.»
Jemand anderer hätte den Nobelpreis mehr verdient: die Pressestelle des Polizeipräsidiums Freiburg im Breisgau nämlich. Handke verfasste die «Publikumsbeschimpfung». Die Polizisten aus Baden-Württemberg beglücken das Publikum mit lakonischen Berichten aus dem echten Leben. Handke schrieb das Buch «Lucie im Wald mit den Dingsda». Die Polizei erzählte vom Drama eines Mädchens aus Bad Krotzingen, das sie eines Morgens «weinend und völlig aufgelöst» antraf. «Als die Beamten fragten, ob alles in Ordnung sei, brach es erneut in Tränen aus und berichtete, es habe sich auf dem Heimweg verirrt.» Die Polizei konnte «die Wohnadresse ermitteln und das Kind wohlbehalten der Mutter übergeben».
Von Handke stammt der «Versuch über die Müdigkeit». Die Freiburger betitelten ein Communiqué mit: «Kind will nicht ins Bett» und erzählten: «Nach Mitternacht vernahm ein Nachbar Schreie eines Kindes und einer Frau. Vor Ort klärte sich die Situation: Da der sechs Jahre alte Sohnemann nicht ins Bett wollte, wurde die Mutter laut, was wiederum den Sohn zum Schreien veranlasste. Ansonsten war alles in Ordnung.»
Die Communiqués sind fast so gut wie die Short Storys Ernest Hemingways, der im Gegensatz zu Handke einst den Nobelpreis zu Recht bekommen hat
Handke publizierte den Roman «In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus». Die Freiburger schrieben über einen Mann, der eines Abends die Wohnung «angeblich mit einem Gewehr in der Hand» verlassen hatte. «Die Polizei kam ihm auf die Spur, da er kurz zuvor an einem Streit beteiligt gewesen war.» Sie durchsuchte sein Appartement. «Eine Schusswaffe wurde nicht gefunden, jedoch ein Baseballschläger, verstaut in einer Langwaffentasche. Mit dem Einverständnis des Mannes wurde der Baseballschläger vernichtet.»
Handke fabulierte über «Das Gewicht der Welt». Die Freiburger Polizisten berichteten von Zweikämpfen und nackten Tatsachen. «Es kam im Bereich Schillerstrasse zu einem Gerangel zwischen zwei Männern. Einer schleuderte einen Apfel gegen seinen Kontrahenten. Um welche Apfelsorte es sich handelte, ist nicht bekannt.» «Ein Betrunkener hat mit heruntergelassener Hose vor einem Geschäft in Bad Säckingen getanzt. Zeugen des Vorfalls wurden drei Mädchen, wovon eines die Polizei verständigte.»
Handke verfasste die Erzählung «Wunschloses Unglück». Die Freiburger bescheren uns manches Happy End. «Am Sonntag meldete ein Bürger einen eingeklemmten Igel. Das Tier konnte befreit werden und unverletzt seinen Weg nach Hause antreten.» «Am Donnerstag konnte nach dem vermeintlichen Fund einer Tellermine in Lörrach Entwarnung gegeben werden. Es handelte sich um einen verrosteten Wecker.»
Die Communiqués sind fast so gut wie die Short Storys Ernest Hemingways, der im Gegensatz zu Handke einst den Nobelpreis zu Recht bekommen hat.
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