Peschmerga-Kämpfer erreichen Kobane
Mehrere Tage mussten sie in der Türkei auf ihre Ausreiseerlaubnis nach Syrien warten. Doch jetzt der Konvoi der kurdischen Kämpfer die Grenze überquert.

Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat haben erste kurdische Peschmerga-Kämpfer die syrische Grenzstadt Kobane erreicht. Die Kämpfer hätten am späten Freitagabend die türkische Grenze nach Syrien übertreten, berichteten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sowie der in Kobane ansässige Aktivist Mustafa Bali. Nach übereinstimmenden Angaben kamen zehn erste Fahrzeuge mit irakischen Peschmerga und Waffen an Bord in Kobane an.
Sie hätten die türkisch-syrische Grenze am strategisch wichtigen Tel-Schair-Hügel überquert, hiess es. Den Hauptgrenzübergang hatten sie vermutlich gemieden, weil dort Attacken durch den IS vermutet wurden. Es war zunächst nicht klar, wie viele von den insgesamt 150 angedachten Peschmerga-Kräften Kobane erreicht haben.
Vorher hatten Journalisten in der türkischen Grenzstadt Suruc beobachtet, wie sich die Peschmerga auf den Weg Richtung Syrien gemacht hatten. Als der Konvoi Suruc verliess, schwenkten die Peschmerga kurdische Flaggen und ihre Waffen. Sie riefen:«Kobane, Kobane!» Über der Stadt war anschliessend vielerorts Feuerwerk zu sehen.
Erdogan: Zu viel Beachtung für Kobane
Zuvor hatte es Streitigkeiten zwischen kurdischen Verteidigern der syrischen Grenzstadt und der Türkei gegeben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf der internationalen Gemeinschaft am Freitag vor, der Verteidigung der kurdischen Stadt einen zu hohen Stellenwert einzuräumen.
Ein Vertreter der syrischen Kurdenpartei PYD beschuldigte die Regierung in Ankara wiederum, für die Verzögerung von Verstärkungstruppen verantwortlich zu sein und zu hoffen, dass der ISKobane einnähme, bevor die 150 geplanten Peschmerga ihren kurdischen Waffenbrüdern zur Hilfe eilen könnten. Ihr Grenzübertritt hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder verzögert. «Es gab viele Verzögerungen und die Peschmerga sind daran nicht schuld. Die Schuld trifft die Türken», sagte der PYD-Vertreter der Nachrichtenagentur AP.
So weit ging Präsident Erdogan nicht, aber betonte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Frankreichs Präsidenten François Hollande, das internationale Militärbündnis solle statt den IS-Stellungen um Kobane besser andere Ziele in Syrien angreifen.
USA fliegen vier Luftangriffe
«Wir reden nur über Kobane, eine Stadt an der türkischen Grenze, in der ausser 2000 Kämpfern fast niemand mehr ist. Es ist schwierig, diesen Ansatz zu verstehen: Warum bombardieren die Koalitionstruppen ständig Kobane? Warum wollen die Koalitionstruppen nicht in anderen Zonen aktiv werden?», sagte Erdogan. Auch am Freitag meldete das US-Zentralkommando vier Luftangriffe auf Stellungen um Kobane.
Die Aussagen beider Seiten machten das grosse Misstrauen zwischen Ankara und den Kurden deutlich. Die Türkei sieht die syrische PYD als Verbündeten der im Land verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die im Südosten der Türkei über Jahrzehnte in einem blutigen Aufstand gegen die Regierung rebellierte.
Die Kurden hoffen, dass die kampferprobten Peschmerga aus dem Irak eine Wende im Kampf gegen den IS herbeiführen können, der Kobane seit sechs Wochen belagert. Ein Kurdenvertreter erklärte, sie seien mit schweren Maschinengewehren und Panzerabwehrraketen bewaffnet. Die syrischen Kurden in Kobane waren den IS-Angreifern bisher waffentechnisch unterlegen.
AFP/ldc
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