Paul Gascoigne und die gefallenen «Engel»
Nach einer erfolgreichen Karriere wissen viele Fussbal-Stars nicht mehr weiter. Paul Gascoigne (41) ist das jüngste prominente Beispiel dafür.
Abgemagert, faltenreich, lichtes Haar –Gascoigne sieht nicht gut aus. Was für ein Unterschied zu seiner Aktivzeit, als der bullige, leidenschaftliche Aggressivleader die Fans mit seinem genialen Spiel entzückte. 1996 an der heimischen EM-Endrunde kamen die Gastgeber praktisch nur wegen «Gazzas» Efforts im Mittelfeld in den Halbfinal. Gascoigne war damals auf dem Höhepunkt seiner Popularität - mindestens auf der Insel.
Alkohol und Depressionen
Sein Beispiel dient der Abschreckung: Alkoholexzesse, Prügeleien, Depressionen, Selbstmordversuche folgten nach dem Ende der sportlichen Laufbahn. Gascoignes Lebenslauf liest sich wie ein Drehbuch eines Dramas. Schon als Spieler hatte er Mühe, sich in der Gesellschaft zurecht zu finden. Nach und nach verschlimmerte sich sein physischer und psychischer Zustand. Er sagte einmal seiner Ex-Frau Sheryl und Tochter Bianca: «Lasst mich sterben». Fakt ist: Er kann die Finger nicht von der Flasche lassen. Dabei könnte jeder Tropfen der letzte sein.
Das jüngste Kapitel beschreibt den Niedergang des 41-Jährigen. Er erzählte den Gästen lallend, dass er soeben mit dem Papst telefoniert habe. Doch dieser habe keine Zeit gehabt, weil er sich gerade einen Film anschaue. Die Gäste lachten ihn aus - oder hatten Erbarmen mit ihm. Dann wollte er mit US-Präsident George W. Bush über seine Probleme reden. Der gebrochene Fussball-Profi kam über die Telefonistin nicht hinaus.
In «bester» Gesellschaft
Gascoigne ist nicht der einzige gefallene Fussball-Engel. Der verstorbene George Best, der in den 60ern mit Manchester United grossen Erfolg hatte, kam ebenso mit dem Leben und der Trinksucht nicht mehr zurecht wie lange Zeit Gerd Müller. Der ehemalige «Bomber der Nation» verfiel nach Karriereabschluss dem Alkohol. Immerhin rappelte sich Müller auf, nicht zuletzt dank seinen alten Bayern-Kumpanen. Diese ermöglichten ihm eine Stelle als Co-Trainer im Nachwuchsbereich.
Auch Diego Maradona, einst Spielmacher von Napoli und der argentinischen Nationalmannschaft, kämpft heuer mit Drogenproblemen. Maradonas Ruf ist dermassen angekratzt, dass die ganze Welt Erbarmen mit dem einst begabten und schlitzohrigen Fussballer hat.
Den Humor nicht verloren
Immerhin: Selbst auf dem Tiefpunkt des Lebens verlieren ehemalige Berufsspieler den Humor und Zynismus nicht. Jim Baxter, der in den 60er-Jahren sehr erfolgreich für die Glasgow Rangers und die schottische Nationalmannschaft spielte, betrieb eine eigene Bar und war zugleich der beste Kunde. Nach zwei lebensrettenden Lebertransplatationen im Jahre 1994 versprach er, sich vom Alkohol loszusagen. Noch bei der Einlieferung in die Klinik scherzte er: «Bei meinem Glück bekomme ich gerade die Leber von George Best.»
Am 14. April 2001 verlor Baxter seinen langen Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sechs Tage später wurde er unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.
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