Paramilitärs nach Trump-Sieg
Polen fürchtet Russland und die Nato-Politik des künftigen US-Präsidenten. Das Land reagiert und rüstet weiter auf.

Die rechtsnationale Regierung Polens hat die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten mit freundlichen Worten aufgenommen. Das täuscht allerdings nicht über die Tatsache hinweg, dass der künftige Chef im Weissen Haus auch Besorgnis auslöst. Der polnische Politologe Ireneusz Pawel Karolewski bringt es auf den Punkt: «Es gibt kaum Kontroversen darüber, dass Trump als unberechenbarer und eher russlandfreundlicher Politiker die Sicherheit Polens nicht gerade erhöhen würde.» Trump habe etwa den Beistandsartikel des Nato-Vertrags infrage gestellt, sagte Karolewski in einem Interview mit der österreichischen Zeitung «Standard». Die Nato sei für die Sicherheit von Polen, aber auch der baltischen Staaten extrem wichtig.
Polens Präsident Andrzej Duda liess an die Adresse von Trump verlauten, dass die Realisierung der Beschlüsse des Nato-Gipfels vom letzten Juli in Warschau eine Top-Priorität bleiben müsse. Dabei geht es insbesondere um die Stationierung von vier Nato-Bataillonen in den baltischen Staaten und in Polen sowie einer amerikanischen Panzerbrigade auf dem polnischen Territorium. Diese Verbände der Militärallianz sind auch mit Panzern und schwerem Gerät ausgerüstet. Dazu kommt die Einrichtung eines Abwehrsystems in Redzikowo (Polen). Hintergrund dieser Nato-Beschlüsse sind die anhaltenden Spannungen mit Russland und die Angst vor einem« hybriden Krieg».
Neue Truppe mit 53'000 Freiwilligen
Während der polnische Präsident den künftigen US-Präsidenten an die jüngste Vereinbarung der Nato-Staaten erinnerte, kündigte die Regierung den Aufbau einer weiteren paramilitärischen Truppe mit 53'000 Freiwilligen an. Dass eine solche Truppe aufgebaut wird, ist zwar keine Überraschung. Die Zahl von 53'000 Mann ist allerdings deutlich höher als bisherige Angaben der Regierung. In Polen gibt es bereits eine 12'000 Mann starke paramilitärische Gruppe, den Schützenverband Strzelec. Die Strzelec-Truppen hatten sich im vergangenen Sommer an der gross angelegten Nato-Übung «Anaconda», der grössten seit Jahrzehnten, in Polen beteiligt.
Wie Verteidigungsminister Antoni Macierewicz am Montag bekannt gab, soll es sich bei der neuen Truppe um Zivilisten handeln, die eine militärische Ausbildung erhalten. Die neuen Einheiten seien der «preiswerteste Weg, um die Stärke der Streitkräfte und die Verteidigungskapazitäten des Landes zu erhöhen». Ausserdem seien sie die «beste Antwort» auf die von Russland ausgehende Gefahr eines «hybriden Krieges». Der Anteil der Berufssoldaten in den paramilitärischen Einheiten soll sechs bis acht Prozent betragen. Die Kommandogewalt wird bei Berufssoldaten liegen. Der Aufbau der 800 Millionen Euro teuren paramilitärischen Truppe soll bis 2019 abgeschlossen sein. Die ersten drei Einheiten der neuen Truppe sollen im Osten Polens stationiert werden. Die Region steht angeblich besonders unter russischem Druck.
Auch das Baltikum ist beunruhigt
Seit der US-Präsidentenwahl verstärken sich auch in den baltischen Staaten die Ängste vor einer unheilvollen Männerfreundschaft zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Für Estland, Lettland und Litauen gilt die Nato als wichtigste Sicherheitsgarantie vor möglichen Machtansprüchen Moskaus.
Nach Ansicht des estnischen Politologen Andres Kasekamp spielt Trumps Denkweise dem Kreml in die Hände. «Denn Putin möchte einen US-Präsidenten, der nicht an Werten festhält, sondern bereit ist, Einflusssphären aufzuteilen», sagte Kasekamp der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Und Jüri Luik, Forscher der estnischen Denkfabrik ICDS, meint: «Es gibt keinen Zweifel daran, dass Russland bald die Grenzen des äusserst unerfahrenen US-Präsidenten auszutesten beginnt.» Befürchtungen weckt die Möglichkeit, dass Newt Gingrich Aussenminister der USA wird. Gingrich hatte Estland im Wahlkampf als «Vorort von St. Petersburg» bezeichnet und damit klargemacht, dass die USA wegen des Baltikums keinen Krieg mit Russland riskieren würden.
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