Papst trennt sich vom deutschen Kardinal Müller
Gerhard Ludwig Müller stand der Glaubenskongregation vor, die unter anderem Kindesmissbrauch aufdecken sollte. Den Vorwurf systematischer Vertuschung weist er zurück.

Papst Franziskus trennt sich vom deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Chef der Glaubenskongregation im Vatikan. Das bestätigte der Vatikan am Samstag. Nachfolger werde der bisherige Sekretär der Kongregation, der spanische Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer. Er ist wie Papst Franziskus Jesuit.
Die fünfjährige Amtszeit Müllers geht am Sonntag zu Ende. Gründe für den Schritt wurden nicht genannt. Allerdings war bekannt, dass Franziskus und Müller nicht immer auf gleicher Linie lagen.
Chemie stimmt nicht
Müller gilt als konservativer Hardliner, der grundlegende Reformen in der katholischen Kirche ablehnt. Der 69-Jährige gilt etwa als führender Kritiker des Schreibens über Familie und Liebe, «Amoris Laetitia», von Papst Franziskus. Darin hatte der Pontifex 2016 angeregt, dass es geschiedenen und wiederverheirateten Menschen unter gewissen Umständen erlaubt sein solle, an der Kommunion teilzunehmen.
Müller gehört der Glaubenskongregation seit 2007 an. Am 2. Juli 2012 wurde er von Papst Benedikt XVI., Franziskus' Vorgänger, an deren Spitze berufen. Vor der Berufung an den Heiligen Stuhl war er zehn Jahre lang Bischof von Regensburg.
Kein Einsehen
Die Glaubenskongregation ist dafür zuständig, Missbrauchsfälle aufzuklären. Ende Februar noch hatte er den Vorwurf systematischer Vertuschung von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zurückgewiesen.
«Die Kirche verdeckt nichts. In einigen Fällen kann es aus Ahnungslosigkeit passiert sein, aber nicht systematisch», sagte er damals der italienischen Zeitung «La Repubblica».
Dem Vatikan und der katholischen Kirche wird immer noch vorgeworfen, nicht hart genug gegen Kindesmissbrauch vorzugehen und teils pädophile Geistliche zu decken. Kritiker werfen dem Vatikan auch vor, nicht transparent mit den Fällen umzugehen. Zur Amtszeit von Papst Franziskus Vorgänger Benedikt XVI. war herausgekommen, dass katholische Geistliche weltweit über Jahrzehnte unzählige Kinder missbraucht oder misshandelt hatten und die Fälle unter den Teppich gekehrt worden waren.
Kardinal Pell beurlaubt
Erst am Donnerstag hatte der australische Kardinal Pell nach Missbrauchvorwürfen sein Amt vorübergehend niedergelegt und sich beurlauben lassen. Er wolle in seiner Heimat seine Unschuld beweisen, hatte der 76-Jährige gesagt.
SDA/foa/mch
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