Pakistan-Flut schlimmer als Tsunami und Haiti-Beben
Die Flut in Pakistan ist nach Angaben der UNO eine grössere Katastrophe als das Erdbeben in Haiti oder als der Tsunami 2004 im Indischen Ozean. Die UNO macht deshalb den grössten Spendenaufruf in ihrer Geschichte.
Die Zahl der Toten sei zwar bei den anderen Unglücken weit höher gewesen, sagte Uno-Nothilfekoordinator John Holmes in New York. «Aber es sind jetzt sechs Millionen Menschen, die dringend unsere Hilfe brauchen. Das sind weit mehr als in Haiti oder beim Tsunami. Ich will keine Rangliste der Katastrophen erstellen, aber das Unglück ist gewaltig.» «Das Ausmass der Katastrophe ist enorm, und enorm muss auch die Hilfe sein, die jetzt kommen muss», sagte der Engländer. Den Kampf gegen die Flutkatastrophe in Pakistan will die UNO mit dem grössten Spendenaufruf in ihrer Geschichte unterstützen. Als Soforthilfe für die Flutopfer seien 459 Millionen Dollar nötig.
Einen entsprechenden Spendenaufruf an die Mitgliedsländer lancierte Uno-Nothilfekoordinator John Holmes am Mittwoch in New York. Die Summe werde in den kommenden 90 Tagen für die dringendsten Bedürfnisse der betroffenen Familien gebraucht.
Dazu zählen Nahrung, Trinkwasser und Materialien zur Wasseraufbereitung sowie Medikamente, Zelte, Kochgeschirr und Moskitonetze. Die UNO rechnet mit ihrer bisher grössten Hilfsoperation.
Millionen Menschen brauchen Hilfe
Rund sechs Millionen Flutopfer sind laut den Vereinten Nationen auf Soforthilfe zum Überleben angewiesen. Weitere acht Millionen Menschen sind indirekt oder längerfristig von den Überschwemmungen betroffen, bei denen mehr als 1200 Menschen ums Leben kamen. 288'000 Häuser wurden nach Uno-Angaben zerstört oder schwer beschädigt.
«Die Opferzahl ist bislang relativ niedrig im Vergleich zu anderen Naturkatastrophen, die Zahl der Betroffenen aber aussergewöhnlich hoch», sagte Holmes. «Wenn wir nicht schnell genug handeln, könnten viele weitere Menschen durch Krankheiten und Lebensmittelknappheit sterben.»
«Wir müssen schnell sein, wenn wir die zweite Welle von Toten verhindern wollen», sagte der Sprecher des Uno-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in Pakistan (OCHA), Maurizio Giuliano.
Hilfe aufgestockt
Schon vor dem Uno-Spendenaufruf stockte die EU-Kommission ihre Nothilfe für Pakistan von 30 auf 40 Millionen Euro auf. EU-Aussenministerin Ashton sagte in Brüssel auch politische Unterstützung zu.
Die US-Regierung erhöhte ihre Hilfszusagen um 20 Millionen Dollar. Damit liege die US-Soforthilfe bei insgesamt 55 Millionen Dollar, erklärte die US-Behörde für Notfallhilfe am Dienstag in Washington.
Auch an den Hilfseinsätzen beteiligten sich die USA weiter. Helikopter der US-Armee hätten bislang 2300 Menschen in Sicherheit gebracht und Flutopfer mit Hilfsgütern beliefert, erklärte Mark Geeting. Kritiker bemängelten jedoch, dass die Hilfseinsätze schleppend verliefen.
Nach den Worten des Regierungschefs von Sindh, Syed Qaim Ali Shah, wird sich Pakistan ohne umfangreiche Hilfe aus dem Ausland nicht von der Flutkatastrophe erholen. Die bislang zugesagten Hilfen seien «Peanuts».
Taliban: Keine US-Hilfe annehmen
Von der unzureichenden Hilfe versuchten die Islamisten im Land zu profitieren. Als schnelle Helfer vor Ort wollen islamistische Hilfsorganisationen und die Taliban ihren Einfluss im Land ausbauen. Die Taliban forderten die pakistanische Regierung auf, keine Hilfsgelder aus den USA anzunehmen.
Das Geld fliesse nur in die Taschen korrupter Beamter in den besonders betroffenen Regionen, sagte ein Sprecher der radikal- islamischen Bewegung zur Begründung. Die Taliban hatten ihrerseits Hilfen für die Flutopfer in Höhe von 20 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.
Weitere Gebiete evakuiert
Die Behörden evakuierten unterdessen weitere gefährdete Gebiete. Pakistanische Medien berichteten, in den Provinzen Punjab und Sindh seien Dutzende weitere Dörfer überspült worden.
Im Norden Pakistans starben nach Angaben der Polizei bei Blitzschlägen 32 Menschen. Tote wurden auch aus der südwestpakistanischen Provinz Belutschistan gemeldet: Dort starben nach Angaben des Katastrophenschutzes sechs Menschen, nachdem der Fluss Nari über die Ufer trat.
SDA/bru
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