Outing im Job: 4 von 5 trauen sich nicht
Wer nicht heterosexuell ist, hält das am Arbeitsplatz meist geheim. Das zeigen neue Zahlen aus Deutschland.

Deutsche Arbeitgeber und Kollegen sind offenbar nicht so offen gegenüber unterschiedlichen Lebensmodellen, wie es Diversity-Kampagnen vermuten lassen. Insbesondere Menschen mit einer nicht heterosexuellen Orientierung haben es schwer, ihre Identität offen zu leben. Das zeigt eine Umfrage der Boston Consulting Group.
Die Unternehmensberatung hat 4000 sogenannte LGBT-Menschen mit mehr als 60 Nationalitäten befragt. 85 Prozent der befragten deutschen Arbeitnehmer, die also schwul, lesbisch oder in anderer Weise nicht heterosexuell sind, würden sich laut der Umfrage outen, trauen sich aber nicht.
Offene Briten, Brasilianer und Amerikaner
22 Prozent der Interviewten betrachten es als Karriererisiko, ihre sexuelle Orientierung öffentlich zu machen. Und das, obwohl mehr als jede Dritte überzeugt ist, dass das ihr oder sein Leben viel einfacher machen würde. Vergleichsweise offen gehen dagegen Arbeitnehmer im Vereinigten Königreich, Brasilien und den USA mit ihrer sexuellen Identität um. 63 Prozent der befragten Briten haben sich in ihrem Arbeitsumfeld geoutet, der internationale Durchschnittswert liegt bei 52 Prozent.
In der Bundesrepublik dagegen haben sich nur 37 Prozent der Menschen, die befragt wurden, geoutet, ähnlich niedrige Zahlen wie in Italien, den Niederlanden und Spanien. 42 Prozent der Deutschen gaben sogar an, ihren Chef anzulügen, wenn der nach ihrer Beziehung fragt.
«LGBT hat sicherlich noch nicht die Bedeutung, die das Thema haben sollte.»
Gerade Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften kann mangelnde Offenheit schaden. Für die deutschen Befragten ist die LGBT-Freundlichkeit eines Unternehmens das wichtigste Auswahlkriterium bei einem neuen Arbeitgeber, vor Gehalt und Standort. Schon jetzt gibt es von Arbeitgebern zahlreiche Initiativen: Mehr als 3000 Unternehmen haben die «Charta der Vielfalt» unterzeichnet, in grossen Konzernen widmen sich Mitarbeiter exklusiv dem Thema.
Der Kommunikationskonzern Vodafone etwa verleiht einen Award innerhalb der Firma an gute Vorbilder. Bei der Deutschen Bahn gibt es das firmeninterne Netzwerk «Railbow». «Viele Unternehmen sind zuerst das Thema ‹Gender Diversity› angegangen», sagt Studienautorin Annika Zawadzki. «Nun definieren sie, welche weiteren Dimensionen von Diversity für sie wichtig sind. LGBT hat sicherlich noch nicht die Bedeutung, die das Thema haben sollte.»
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