Ostern abschaffen?
Die Juso wollen mit den kirchlichen Feiertagen aufräumen – und die Kirchen schwächen. Was der Nutzen davon sein soll, bleibt schleierhaft. Der Schaden hingegen wäre offensichtlich.

Kürzlich haben die Jungsozialisten (Juso) Zürich in einem Papier zu «Religion und Staat im Kanton Zürich» unter anderem gefordert, dass christliche Feiertage abgeschafft und vollständig durch nichtreligiöse Feiertage ersetzt werden sollen. Als Übergangsregelung, also bis zur Abschaffung von Karfreitag, Ostermontag, Auffahrt, Pfingstmontag, Weihnachten und Stephanstag, fordern die Jungsozialisten, dass «Arbeitgeber und Schulen im Sinne einer Gleichbehandlung Dispensen für nichtchristlich religiöse Feiertage» gewähren, ab sofort.
Im selben Papier bezeichnen sie soziale Angebote der Kirchen wie die Sozialwerke von Pfarrer Sieber, Dienstleistungen der Heilsarmee und Suppenküchen als «problematisch». Ausschliesslich der Staat stehe hier in der Pflicht. Er solle sich die Mittel durch Steuererhöhungen auf hohe Löhne und hohe Vermögen beschaffen. Die Kirchensteuer sei abzuschaffen.
Radikale Forderungen
Es ist das Recht der Jugend, Denkweisen, Strukturen und Gewohnheiten unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Dazu gehören provokative Äusserungen und unbekümmertes Fordern. Das schafft Spannungsfelder und Konfliktlinien, gibt Diskussionsstoff. Wer radikale Forderungen stellt, sollte sich aber stets fragen, wem die verlangte Änderung nützt und wem sie schadet. Wenn es das Ziel ist, die christliche Kirche zu schwächen, was aus diesem Papier der Juso offenkundig wird, kann ich keinen Nutzen für die Allgemeinheit erkennen, sehr wohl aber Schaden. Wäre ich Jungsozialist, kämen mir ein paar wichtigere Forderungen in den Sinn, als Ostern und kirchlichen Sozialeinsatz abzuschaffen.
Es gibt Leute, denen es egal ist, aus welchem Grund sie ein langes Oster- oder Pfingstwochenende im Süden oder im Garten geniessen können. Es gibt aber auch Menschen, denen der ursprüngliche Sinn dieser christlichen Feiertage wichtig ist. Ob fromm oder familiär traditionsverbunden, freuen sie sich auf diese Zeit mit oder ohne tiefere Reflexion oder Auffrischung der Bibelkenntnisse. Was würde durch die Abschaffung besser? Für wen?
Sinnvolle Freiwilligenarbeit
Unhaltbar sind die Juso-Ideen, Sozialwerke der Kirchen zu verbieten und die Kirchensteuer abzuschaffen. Trotz bedauerlichem Mitglieder- und Einnahmenrückgang halten die Kirchen die Angebote für Menschen, denen es nicht gut geht, aufrecht. Freiwilligenarbeit verschafft Randständigen und Betagten ein Zugehörigkeitsgefühl. Professionelle Leistungen unterstützen Bedürftige unbürokratisch und rasch. Ein Beispiel: Vor Jahren wirkte «Fräulein» Merian (sie legte Wert auf diese Anrede) im Sozialdienst der Kirche im Kleinbasel. Sie sprach mit Alkoholabhängigen und Obdachlosen, nahm sich Zeit für die, welche von vielen von uns gemieden wurden, ging mit ihnen Lebensmittel und Kleider einkaufen. Sie kannte die Sorgen und Nöte, war Anlaufstelle für alle. Mehr als Beruf – Berufung. Diese Menschen gibt es auch heute in kirchlichen Organisationen. Ihnen und den Kirchen gebührt Dank und auch Anerkennung für die Arbeit zugunsten von Menschen, eine letztlich auch staatsentlastende Tätigkeit.
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